Leser­mail zum Arti­kel “Allee weicht der Straße”

Nach­dem ich in den letz­ten Tagen mehr­fach zu meiner im Gemein­de­rat geäu­ßer­ten Bewer­tung der Alter­na­ti­ven gefragt worden bin, versu­che ich mal, die wesent­li­chen Punkte zusam­men­zu­stel­len, insbe­son­dere um allen Teil­neh­mern der Demo die Gele­gen­heit zu geben, die Entschei­dung des Gemein­de­rats nachzuvollziehen.

Eine Meinung ist bekannt­lich schnell gefasst, aber das Studium der Fakten dauert länger.

Durch die allseits begrüßte Verla­ge­rung der tier­me­di­zi­ni­schen Fakul­tät der Univer­si­tät nach Ober­schleiß­heim ist ein erheb­li­ches zusätz­li­ches Verkehrs­auf­kom­men zu erwar­ten. Ein primä­res Ziel bei der Verkehrs­er­schlie­ßung ist es, einen möglichst großen Anteil auf den ÖPNV oder das Fahr­rad zu brin­gen. Dazu gehört ein möglichst kurzer Weg zur Halte­stelle und bei der großen Anzahl auch zwei Halte­stel­len in dem in Ober­schleiß­heim übli­chen Abstand von 400 m und die Möglich­keit, den Takt später auch noch zu verdichten.

Weiter erfolgt die Erschlie­ßung für die im Verkehrs­gut­ach­ten prognos­zier­ten 3700 Kfz-Fahr­ten im Wesent­li­chen (90 %) über den Kreis­ver­kehr mit der Sonnen­straße und nur zu 10 % über die nörd­li­che Neben­zu­fahrt (Vete­ri­närstraße). Aber auch mit diesem Verkehr muss der Knoten der Veterinärstraße/Sonnenstraße mit einer Ampel verse­hen werden, um eine akzep­ta­ble Verkehrs­qua­li­tät zu errei­chen. Sowie (Zitat): „Um eine ausrei­chende Leis­tungs­fä­hig­keit der Stra­ßen­räume für die Bewäl­ti­gung des spezi­fi­schen Verkehrs­auf­kom­mens, insbe­son­dere mit Blick auf die Busver­bin­dung, zu gewähr­leis­ten, ist ein Ausbau der Vete­ri­närstraße sowie der St.-Hubertus-Straße entspre­chend den Regel­brei­ten drin­gend notwendig.“

Die Verbrei­te­rung erfor­dert die Verpflan­zung oder Neupflan­zung von Bäumen, die Allee wird nicht „abge­holzt“, sondern mit Nach­pflan­zun­gen erhal­ten. Die Grund­sätze einer nach­hal­ti­gen Forst­wirt­schaft werden also zu 100 % einge­hal­ten. Die Pläne und Zusam­men­stel­lun­gen findet man übri­gens unter oberschleissheim.ratsinfomanagement.net.

Die zusätz­lich unter­such­ten Alter­na­ti­ven waren:

• Ausweich­buch­ten:
Diese stören den Charac­ter der Allee, da dann entwe­der größere Lücken oder eine versetzte Baum­reihe entste­hen würden.

• Ampel­schal­tung für Gegen­ver­kehr:
Da ein warten­des Fahr­zeug die Straße eben­falls versperrt, müsste die Ampel vor der Zufahrt aufge­stellt werden. Dies bedeu­tet eine verkehrs­ge­fähr­dende Beein­träch­ti­gung der hoch­be­las­te­ten Sonnen­straße. Aus dem glei­chen Grund ist eine Halte­stelle auf der Sonnen­straße mit einer Bucht abzulehnen.

• Einbahn­straße:
Diese Rege­lung hätte zwar den Charme, dass auch nur eine einzige Bushal­te­stelle benö­tigt würde, aber sie belas­tet eben­falls die Sonnen­straße zusätz­lich und würde in jeder Ausfüh­rung zu zusätz­li­chem Schleich­ver­kehr in der St.-Margarethenstraße und im Marga­re­the­n­an­ger führen.

• Verbrei­te­rung der Straße nach Norden hin:
Diese Vari­ante schei­det nicht nur aus Grün­den des Denk­mal­schut­zes aus, sondern würde auch das endgül­tige Verschwin­den der nörd­li­chen Baum­reihe sowie des dorti­gen Gehwe­ges bedeuten.

• Führung des Busses von der Huber­tus­straße südwärts bis zum Krei­sel:
Der Weg ist weder im Besitz der Gemeinde noch des Frei­staats. Weiter wäre das für den Express­bus ein erheb­li­cher Umweg.

• Ausschließ­li­che Halts in der Sonnen­straße:
Dadurch würden nicht nur die Mitar­bei­ter des Versuchs­guts benach­tei­ligt, es würde dann auch mur eine einzige Bushal­te­stelle mit einer Querung der stark befah­re­nen Staats­straße möglich sein und der ange­strebte Abstand von maxi­mal 300 m zur nächs­ten Bushal­te­stelle würde deut­lich überschritten.

• Zwei­ter S‑Bahn-Halt oder U‑Bahn-Anschluss:
Ein Bedarf dafür ist derzeit noch nicht nachweisbar.

Damit sind alle Lösun­gen mit deut­li­chen Nach­tei­len sowohl von der Verwal­tung als auch dem Verkehrs­pla­ner verwor­fen worden. Lösun­gen, die eine Umpla­nung der Bauten der Univer­si­tät mit mehr­jäh­ri­gem Verzug zu Folge haben würden, sind eben­falls keine Option.

Die Aufgabe eines poli­ti­schen Gremi­ums als Vertre­tung aller Bürger ist es, die Lösung zu finden, die insge­samt die beste Lösung ist. Einzel­in­ter­es­sen oder gar Ideo­lo­gie sind da keine guten Ratgeber.

Casi­mir Katz, Gemein­de­rat (FDP)

2 Kommentare

  1. Mit Inter­esse habe ich heute in der SZ gele­sen, dass ein Express­bus X2023 Unter­schleiss­heim mit Feld­moching ab 2023 fahren wird und mehrere Halte­punkte in Ober­schleiß­heim geplant sind. Da die Studen­ten und das Perso­nal des neuen Campus über die S‑Bahn oder die U‑Bahn anrei­sen werden (so sie den ÖPNV nutzen), werden sie genau diesen Express­bus benutzen. 

    Dass ein Express­bus nicht den direk­ten Weg über die Sonnen­straße nimmt — sondern zu einer Stadt­rund­fahrt über den Stuten­an­ger einlädt — ist kaum vorstell­bar = Es wird eine Halte­stelle an der Sonnen­straße für den Campus einge­rich­tet werden.

    Bleibt die Frage: wozu sollen zusätz­li­che „Verstär­ker­busse“ dienen, mit denen für eine Verbrei­te­rung der Vete­ri­närstraße argu­men­tiert wird?

    Und noch ein Wort an Herrn Katz: Halten Sie einen Fußweg von mehr als 300 m zwischen Halte­stelle und Ziel­ort im Campus für Studen­ten und Beschäf­tigte wirk­lich für unzu­mut­bar? Sorry, wir reden hier nicht von Bewoh­nern eines Altenheims!

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  2. Hallo zusam­men,

    mit großem Inter­esse habe ich diese Zusam­men­stel­lung gele­sen, ebenso wie den aktu­el­lem Arti­kel im Lohho­fer Anzei­ger. Da dieses Thema nicht nur mich weiter­hin bewegt, möchte ich hier mit den Gedan­ken aus Gesprä­chen mit eini­gen Schleiß­hei­mern antworten. 

    Auch wenn diese aktu­elle Planung für den ÖPNV die beste Lösung sein mag, für unse­ren Ort sehen viele unse­rer Bürger, dass nichts unver­sucht blei­ben sollte, den aktu­ell geplan­ten Umbau der Allee in der Vete­ri­närstraße zu verhindern.

    Viele Schleiß­hei­mer Bürger sehen den Wert der alten Bäume, der ja sogar denk­mal­pfle­ge­risch wert­vol­len Allee und damit den Wert des Orts­bil­des bei der Entschei­dung des Gemein­de­rats nicht wirk­lich berücksichtigt. 

    Mit der aktu­el­len Entschei­dung kann die Allee keines­falls voll­stän­dig erhal­ten bleiben:
    Einige junge Bäume könn­ten viel­leicht noch ohne große Schä­den versetzt werden, bei weite­ren, mittel­al­ten Bäumen wird es aber defi­ni­tiv eine gewisse Schä­di­gung zur Folge haben und es ist keines­falls sicher, dass sie über­haupt wieder anwach­sen. Ein Teil der histo­ri­schen Bäume müsste jeden­falls für immer verschwinden!

    Eine Verbrei­te­rung der Straße käme vor allem auch dem weite­ren Verkehr zu Gute, womit zu erwar­ten wäre, dass dort der Verkehr deut­lich zuneh­men würde. 

    Es kann in dem Fall doch nicht das Haupt­in­ter­esse der Gemeinde Ober­schleiß­heim sein, nur an den ÖPNV zu denken, zumal die Gemeinde die Belas­tung nicht direkt zu vertre­ten hat. Eine noch­ma­lige Prüfung wäre im Inter­esse unse­res Ortes und aller Menschen, die sich dafür enga­gie­ren (und tatsäch­lich selber schon Alter­na­ti­ven überlegen).

    An der Stelle soll­ten auch die verur­sa­chen­den Insti­tu­tio­nen, also der Staat (LMU) sowie der MVV, mehr dazu beitra­gen, hier die best­mög­li­che Lösung für alle zu finden.

    In ande­ren Orten und auch an vielen Stel­len in Schleiß­heim gibt es beispiel­haft Verkehrs­si­tua­tio­nen, die nicht dauer­haft so breit sind, dass Busse anein­an­der vorbei fahren können, und auch da funk­tio­niert es.

    Etli­che Bürger sind der Ansicht, dass die Allee unbe­dingt erhal­ten blei­ben sollte, und sind über­zeugt, dass mit einer intel­li­gen­ten Verkehrs­re­ge­lung des ÖPNV (Ampeln, Nutzung von Ausweich­stel­len, Fahr­pläne, Halte­stel­len) eine gute Alter­na­tive gefun­den werden kann. Außer­dem sollte ein Abstand von ~ 300 m zur nächs­ten Halte­stelle kein wirk­lich trif­ti­ger Grund sein, einen so massi­ven Eingriff an dieser so schö­nen, histo­ri­schen Allee anzugehen.

    Außer­dem exis­tie­ren auf dieser Stre­cke bereits 2 Ausweich­schlei­fen, über welche aus meiner Sicht Lini­en­busse sehr gut gegen­sei­tig auswei­chen können.

    Laut dem Arti­kel im Lohho­fer Anzei­ger hält der MVV einen Ausbau zwar für sinn­voll, hat diesen aber nicht eingefordert.

    Daher die drin­gende Bitte an den Bürger­meis­ter und den Gemein­de­rat, dieses heiß disku­tierte Thema, das wirk­lich viele Schleiß­hei­mer und darüber hinaus bewegt, noch einmal zu über­den­ken. Menschen, Kultur, Musik sind es, die unsere Seele berüh­ren, genau so wie die Natur.

    Man mag es Ideo­lo­gie nennen, mir aber täte es in der Seele weh,
    zu zerrei­ßen diese schöne, alte Allee.

    Klaus Baßler — Oberschleißheim

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