In seinem Schreiben vom 10.12.2019 an Bürgermeister Kuchlbauer hat Landrat Göbel mitgeteilt, dass er das Staatliche Bauamt Freising dazu aufgefordert habe, die Straßenunterführung der B471 am Bahnübergang in Oberschleißheim „voranzutreiben“. Begründet wird diese Aufforderung von ihm unter anderem damit, „dass sich auch der Gemeinderat mittlerweile mehrheitlich hinter diese Lösung stellt“.
Ob Landrat Göbel (CSU) diesbezüglich einer Fehlinformation durch Bürgermeister Kuchlbauer oder aus einer anderen wenig verlässlichen Quelle aufgesessen ist, kann hier nicht beurteilt werden. Man muss aber erwarten können, dass ein Landrat bei einer so wichtigen Frage nicht ungeprüft einen solchen Unfug verbreitet.
Alle Fraktionen im Gemeinderat, mit der Ausnahme der Freien Wähler, haben sich unmissverständlich gegen die Straßenunterführung ausgesprochen, weil ihnen die katastrophalen Auswirkungen eines solchen Bauwerks klar sind. Daran hat sich nichts geändert.
In Oberschleißheim wurden gerade die Arbeiten an einem aufwändigen Verkehrsentwicklungskonzept, auf der Grundlage brandneu im Jahr 2019 erhobener Daten, abgeschlossen. Die Ergebnisse waren für Bürgermeister Kuchlbauer und die Freien Wähler in einigen zentralen Punkten eine — auf gut bayrisch — deftige „Watschn“.
Bei der Bewertung von Verkehrsmaßnahmen für die Zukunft durch die ausgewiesenen Experten für Verkehrsplanung fiel die Straßenunterführung an der B471 „mit Pauken und Trompeten“ durch. Auf einer Bewertungsskala von ‑2 bis +2 konnte sie nicht eine einzige positive Bewertung bei den Kriterien Kosten, Realisierbarkeit, zeitlichem Horizont, Ökologie oder verkehrliche Wirkung erreichen.
Der von unserer Gemeinde beauftragte Verkehrsplaner hat deshalb bei der Abschlusspräsentation am 30.01.2020 mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass, „wenn man die Drossel Bahnübergang aufmacht, Leute, die heute auf der Autobahn fahren, dann durch Oberschleißheim fahren werden. Und das mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit“.
Für das Jahr 2035 werden auf der Freisinger Straße mit einer Straßenunterführung über 20.000 Verkehrsbewegungen täglich prognostiziert. Der Schleichverkehr durch die Wohnviertel wird entgegen der Behauptungen im Bürgerentscheid zu- und nicht abnehmen.
Am besten schnitt nach den von den Experten festgelegten Kriterien die Westumfahrung, also die Verlegung der Staatsstraße 2342 an die Autobahn, ab.
Die SPD Oberschleißheim fordert Landrat Göbel (CSU) auf, seine Informationsquellen bei Aussagen zu wichtigen Themen sorgfältiger zu überprüfen — ansonsten steht seine politische Glaubwürdigkeit auf dem Spiel.
Maximilian Weiß, Vorsitzender SPD
Sehr geehrter Herr Weiß, zur Kritik an Landrat Göbel folgende Anmerkung.
Sie haben in Ihrer Kritik an Herrn Landrat Göbel zum Unterführungsbauwerk einen etwas hinkenden Beitrag verbreitet.
Sie wissen sicher, dass ein Bürgerentscheid einen Gemeinderatsbeschluss aufhebt und eine mehrheitliche Entscheidung der Bürger zu vollziehen ist.
Nicht mehr und nicht weniger wollte Herr Landrat Göbel kundtun.
2009 beim damaligen Bürgerentscheid hatte die Mehrheit der Bürger für eine Tieferlegung der Bahn gestimmt, nur wurde damals von der SPD-geführten Gemeinde dies bei den zuständigen Behörden nie eingefordert.
Jetzt, wo endlich Bewegung erkennbar ist, soll der Bürgerwille mundtot gemacht werden, indem Sie eine Straßenunterführung madig reden.
Im Landkreis gibt es zwei Kommunen, bei denen ebenfalls die B471 durch den Ort führt und Unterführungen der Bahnlinien gebaut wurden. Noch nie habe ich gehört oder gelesen, dass diese den Verkehr anziehen! Die Gemeinden Haar und Feldkirchen haben auch die Autobahn vor ihrer Haustüre.
Hans Negele
FW-Gemeinderat