In der Mitte die Königin, um sie herum ihr Hofstaat. Foto: Waugsberg

Die Bienen­kö­nigin und ihr Hofstaat

16.09.2024 | Natur & Freizeit | 0 Kommentare

Monar­chie oder Demo­kratie?

Die Welt der Bienen ist eine faszi­nie­rende Gesell­schaft, die sich seit ca.120 Millionen Jahren entwi­ckelt hat und die in vielerlei Hinsicht als Vorbild für Orga­ni­sa­tion und Zusam­men­ar­beit dienen kann. Im Mittel­punkt dieses Systems steht die Bienen­kö­nigin, unter­stützt von ihrem Hofstaat. Der Hofstaat der Bienen­kö­nigin besteht aus einer Gruppe von Arbei­ter­bienen, die speziell damit betraut und auch dafür geeignet sind, sich um die Königin zu kümmern.

Doch handelt es sich bei dieser Struktur um eine Monar­chie oder eine Demo­kratie? Um diese Frage zu beant­worten, müssen wir die Rolle der Königin, die Bildung und Aufgaben ihres Hofstaates sowie die Kommu­ni­ka­ti­ons­me­cha­nismen inner­halb des Bienen­stocks ein wenig genauer betrachten.

Die Bienen­kö­nigin ist das Herz­stück eines jeden Bienen­stocks. Sie ist die einzige befruch­tete weib­liche Biene im Stock und ihre Haupt­auf­gabe besteht darin, Eier zu legen und somit für den Fort­be­stand der Kolonie zu sorgen. In Spit­zen­zeiten kann eine Königin bis zu 2.000 Eier pro Tag legen, was eine riesige körper­lich Anstren­gung für sie bedeutet. Ihre Fähig­keit zur Fort­pflan­zung sichert das Über­leben und das Wachstum der Kolonie. Die Königin produ­ziert zudem spezi­elle Phero­mone, auch “Köni­ginnen-Duft” genannt, die das Verhalten der Arbei­ter­bienen regu­lieren und den Zusam­men­halt des Volkes sicher­stellen.

Der Hofstaat der Bienen­kö­nigin besteht aus Arbei­ter­bienen, diese werden aufgrund ihres Alters und ihrer Fähig­keiten ausge­wählt, es sind meist junge Arbei­ter­bienen, oft zwischen 7 und 12 Tagen alt, die in dieser Lebens­phase beson­ders gut in der Lage sind, das notwen­dige Futter­se­kret, das Gelee Royale, das reich an Nähr­stoffen und für das Wachstum und die Gesund­heit der Königin essen­tiell ist, zu produ­zieren. Die Aufgaben des Hofstaates sind, die Königin zu füttern, zu reinigen, von Para­siten zu befreien, sie vor mögli­chen Bedro­hungen zu beschützen und sie bei der Kommu­ni­ka­tion mit den anderen Bienen zu unter­stützen.

Obwohl die Königin im Zentrum aller Aufmerk­sam­keit steht, trifft sie nicht viele Entschei­dungen eigen­ständig. Tatsäch­lich wird sie vom Hofstaat weit­ge­hend gesteuert. Die Arbei­ter­bienen im Hofstaat setzen eben­falls Phero­mone frei, chemi­sche Signale, die die Königin beein­flussen. Durch sanftes Berühren oder eben diese Phero­mone steuert der Hofstaat die Bewe­gungen der Königin, und lenkt sie in bestimmte Bereiche des Bienen­stocks oder regu­liert ihre Fort­pflan­zungs­ak­ti­vi­täten.

Der Hofstaat über­wacht auch die Frucht­bar­keit der Königin. Wenn sie weniger Eier legt oder Anzei­chen von Schwäche zeigt, kann der Hofstaat Maßnahmen ergreifen, um eine neue Königin heran­zu­ziehen. Dies geschieht durch das Anlegen von spezi­ellen Weisel­zellen, in denen neue Köni­ginnen heran­wachsen. Auf diese Weise hat der Hofstaat die Kontrolle über den Fort­be­stand des Bienen­volkes. Der Hofstaat entscheidet, wieviel Nahrung die Königin bekommt, z.B. wird die Königin vor dem Schwärmen auf Diät gesetzt und durch den Bienen­stock „gejagt“ damit sie abnimmt und fliegen kann.

Also was ist es nun, Monar­chie oder Demo­kratie?

Die Struktur des Bienen­stocks und die Rolle der Königin lässt sich am besten als eine Form der natür­li­chen Monar­chie beschreiben. Die Königin nimmt eine zentrale Stel­lung ein und besitzt exklu­sive Fort­pflan­zungs­rechte. Ihre Anwe­sen­heit und die von ihr produ­zierten Phero­mone regeln das Verhalten und die Arbeits­tei­lung inner­halb des Stocks. In einer Monar­chie wird die Führung durch Abstam­mung oder Geburt bestimmt, ähnlich wie die Königin durch ihre exklu­sive Entwick­lung zur Königin bestimmt wird.

Aller­dings zeigt der Bienen­stock, wie bereits beschrieben, auch viele demo­kra­ti­sche Züge. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Entschei­dungs­fin­dung für den Standort eines neuen Nests. Wenn ein Schwarm einen neuen Nist­platz sucht, erkunden Kund­schafter-Bienen verschie­dene Orte und kehren zum Schwarm zurück, um ihre Funde zu “bewerben”. Durch wieder­holtes Schwän­zeln an einem bestimmten Ort stimmen die Bienen quasi darüber ab, welcher Nist­platz gewählt wird. Diese Entschei­dungs­fin­dung basiert auf einem Konsens-Mecha­nismus, der an demo­kra­ti­sche Prozesse erin­nert.

Diese einzig­ar­tige Mischung aus hier­ar­chi­scher und demo­kra­ti­scher Orga­ni­sa­tion macht die Bienen zu einem faszi­nie­renden Beispiel für komplexe soziale Struk­turen in der Natur. Die effi­zi­ente Kommu­ni­ka­tion und die klare Arbeits­tei­lung inner­halb des Stocks tragen wesent­lich zur beein­dru­ckenden Leis­tungs­fä­hig­keit und Stabi­lität einer Bienen­ko­lonie bei.

Und man kann den Hofstaat einer Bienen­kö­nigin sogar optisch erkennen, wenn man weiß, wonach man suchen muss.

Lust auf mehr Wissen über die Bienen. Der Bienen­zucht­verein München und Umge­bung in Hoch­mut­ting freut sich immer über neue Mitglieder und wer das Imkern erlernen möchte, kann das dort auch tun. Anfang des kommenden Jahres beginnt wieder eine Ausbil­dung zum Imker. Dazu findet am 19. Januar.2025 um 10.00 Uhr eine kosten­lose Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung in unserem Vereins­heim in Hoch­mut­ting statt. Nähere Infor­ma­tionen in Kürze auf der Vereins­seite im Internet: www.bzvm.de

Dr. Udo Wilski, 2. Vorsit­zender

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