Mönche | Bier | Bayern: Das ist hierzulande die verbreitete Formel zur Herkunftserklärung des Bieres im Allgemeinen und zum Maibock im Besonderen
Zwar steht die älteste noch bestehende Brauerei der Welt gleich hier in unserer Nachbarschaft. Seit dem Jahre 1040 durften die Mönche des Benediktinerklosters Weihenstephan ganz offiziell und mit Brief und Siegel Bier brauen und dieses in der Stadt Freising zum Ausschank anbieten. Da der Hopfenanbau in der Freisinger Gegend schon seit Mitte des 8. Jahrhunderts nachgewiesen ist, haben die Mönche wohl schon vorher für „flüssiges Brot“ gesorgt. Durchgesetzt hat sich das Hopfenbier allerdings erst später.
Stützen wir uns also mit unseren vielen traditionellen Bierfesten und der Vorfreude auf das ersehnte Bockbier auf jahrhundertealte bayerische Traditionen? Traditionsbewusste Bayern müssen bei der folgenden Suche nach der Wahrheit ganz tapfer sein.
Woher kommt das Bockbier und wie kommt es zu seinem Namen?
Der bayerische Finanzminister Albert Füracker, ein Oberpfälzer, vermutete beim diesjährigen Maibock-Anstich im Hofbräuhaus einen Bock als Namensgeber. Der Minister irrt. Auch die sympathische Vorstellung, unsere beiden Bürgermeister aus Ober- und Unterschleißheim wären an der Namensgebung beteiligt, ist leider falsch.
In Wahrheit ist das niedersächsische Einbeck Namensgeber für das Bockbier. Kaum zu glauben? Die wohlhabende Hansestadt Einbeck war von 1350 bis 1600 eine bedeutende Bierstadt. Mehr als 700 (!) Häuser waren im Besitz des Braurechts.
Und diese Quantität führte offensichtlich auch zu einer bemerkenswerten Qualität des Bieres. Trotz schwieriger Transportbedingungen wurde das Bier aus Einbeck bis in weit entlegene Länder exportiert. So auch nach Bayern. Der bayerische Herzog Wilhelm V. war von diesen Importen nicht begeistert. Sie kosteten Devisen, die der überschuldete Hof für anderes benötigte. 1589 gründete Wilhelm V. das Hofbräuhaus. Die Hofgesellschaft und die Patrizier wollten aber weiterhin das gute Bier aus Einbeck. Und so traf es sich gut, dass zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Stern von Einbeck zu sinken begann. Eine willkommene Gelegenheit, im Jahr 1614 den besten Braumeister aus Einbeck abzuwerben und nach München zu holen, um jetzt in der bayerischen Residenz Ainpöckisch Bier zu brauen.
Dieser Name war nicht für bayerische Zungen gemacht. Aus Ainpöckisch Bier wurde das schon bayrischer klingende Oanpock – und letztlich Bock. Jetzt kennen Sie die wahre Geschichte. Viel Spaß und Lebensfreude bei der Oberschleißheimer Maifeier – natürlich mit dem Remonte Urbock!
PS: Kleine bayerische Wiedergutmachung am Rande: Die Bürgermeisterin des Städtchens Einbeck, Frau Dr. Sabine Michalek, ist, laut Wikipedia, eine gebürtige Münchnerin. Alles wird gut…
Rudolf Frankl
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