Dich­tung & Wahr­heit: Der Maibock

26.04.2023 | Feste & Feiern | 0 Kommentare

Mönche | Bier | Bayern: Das ist hier­zu­lande die verbrei­tete Formel zur Herkunfts­er­klä­rung des Bieres im Allge­meinen und zum Maibock im Beson­deren

Zwar steht die älteste noch bestehende Brauerei der Welt gleich hier in unserer Nach­bar­schaft. Seit dem Jahre 1040 durften die Mönche des Bene­dik­ti­ner­klos­ters Weihen­ste­phan ganz offi­ziell und mit Brief und Siegel Bier brauen und dieses in der Stadt Frei­sing zum Ausschank anbieten. Da der Hopfen­anbau in der Frei­singer Gegend schon seit Mitte des 8. Jahr­hun­derts nach­ge­wiesen ist, haben die Mönche wohl schon vorher für „flüs­siges Brot“ gesorgt. Durch­ge­setzt hat sich das Hopfen­bier aller­dings erst später.

Stützen wir uns also mit unseren vielen tradi­tio­nellen Bier­festen und der Vorfreude auf das ersehnte Bock­bier auf jahr­hun­der­te­alte baye­ri­sche Tradi­tionen? Tradi­ti­ons­be­wusste Bayern müssen bei der folgenden Suche nach der Wahr­heit ganz tapfer sein.

Woher kommt das Bock­bier und wie kommt es zu seinem Namen?

Der baye­ri­sche Finanz­mi­nister Albert Füra­cker, ein Ober­pfälzer, vermu­tete beim dies­jäh­rigen Maibock-Anstich im Hofbräu­haus einen Bock als Namens­geber. Der Minister irrt. Auch die sympa­thi­sche Vorstel­lung, unsere beiden Bürger­meister aus Ober- und Unter­schleiß­heim wären an der Namens­ge­bung betei­ligt, ist leider falsch.

In Wahr­heit ist das nieder­säch­si­sche Einbeck Namens­geber für das Bock­bier. Kaum zu glauben? Die wohl­ha­bende Hanse­stadt Einbeck war von 1350 bis 1600 eine bedeu­tende Bier­stadt. Mehr als 700 (!) Häuser waren im Besitz des Brau­rechts.                   

Und diese Quan­tität führte offen­sicht­lich auch zu einer bemer­kens­werten Qualität des Bieres. Trotz schwie­riger Trans­port­be­din­gungen wurde das Bier aus Einbeck bis in weit entle­gene Länder expor­tiert. So auch nach Bayern. Der baye­ri­sche Herzog Wilhelm V. war von diesen Importen nicht begeis­tert. Sie kosteten Devisen, die der über­schul­dete Hof für anderes benö­tigte. 1589 grün­dete Wilhelm V. das Hofbräu­haus. Die Hofge­sell­schaft und die Patri­zier wollten aber weiterhin das gute Bier aus Einbeck. Und so traf es sich gut, dass zu Beginn des 17. Jahr­hun­derts der Stern von Einbeck zu sinken begann. Eine will­kom­mene Gele­gen­heit, im Jahr 1614 den besten Brau­meister aus Einbeck abzu­werben und nach München zu holen, um jetzt in der baye­ri­schen Resi­denz Ainpö­ckisch Bier zu brauen.

Dieser Name war nicht für baye­ri­sche Zungen gemacht. Aus Ainpö­ckisch Bier wurde das schon bayri­scher klin­gende Oanpock – und letzt­lich Bock. Jetzt kennen Sie die wahre Geschichte. Viel Spaß und Lebens­freude bei der Ober­schleiß­heimer Maifeier – natür­lich mit dem Remonte Urbock!

PS: Kleine baye­ri­sche Wieder­gut­ma­chung am Rande: Die Bürger­meis­terin des Städt­chens Einbeck, Frau Dr. Sabine Mich­alek, ist, laut Wiki­pedia, eine gebür­tige Münch­nerin. Alles wird gut…

Rudolf Frankl

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