Passo avanti macht gute Laune

18.06.2023 | Bühne | 0 Kommentare

Mati­nee am 18. Juni im ehema­li­gen Spei­se­saal von Schloss Schleißheim

Auf dem Decken­ge­mälde wird Odys­seus von der Nymphe Kalypso empfan­gen und kann mit einem Fest­mahl rech­nen. Das ist eine heitere Aussicht. Von der Stirn­wand des Saals blicken aller­dings drei eher fins­tere Wittels­ba­cher Kurfürs­ten, Max Emanuel inklu­sive, in Rüstung und mit sich aufbäu­men­den Pfer­den hernie­der auf das Publikum. 

Es war natür­lich eine Sinnes­täu­schung, aber im Verlauf des Konzerts kam es mir fast so vor, als hätten die drei grim­mi­gen Kriegs­her­ren plötz­lich ange­fan­gen, in ihren Sätteln zu wippen oder vor dem Thron zu hüpfen. So virtuos und spiel­freu­dig hat das Quar­tett, das seine Instru­mente fantas­tisch beherrscht, musi­ziert. Das würde ja auch zu dem Konzept von Passo avanti passen, die klas­si­sche Tonge­bung der alten Meis­ter mit der Harmo­nik und den Rhyth­men des Jazz zu kombi­nie­ren und so ganz neue Töne bis in die Gegen­wart anzuschlagen. 

Es gab eine Refe­renz an Wolf­gang Amadeus, der in diesem Saal einmal musi­ziert haben soll, und da bekam dann eine Etüde, die Vater Mozart seiner­zeit für seinen noch sehr klei­nen Sohn geschrie­ben hat, noch mal eine ganz eigene Klang­spra­che. Man konnte sich auch plötz­lich vorstel­len, wie Debussy, Grieg, Ravel und nicht zu verges­sen Verdi, seiner­zeit alle Avant­garde, heute musi­zie­ren würden. Beim Gefan­ge­nen­chor habe ich da meine Zwei­fel, fand die Passo-avanti-Vari­ante aber trotz­dem sehr amüsant. Dass der gute alte Radetzky-Marsch oder die ebenso gute alte Trit­sch-Tratsch-Polka von Johann Strauß in einer solchen Neufas­sung das Publi­kum heiter stimm­ten, ist nicht über­ra­schend. Das Programm wurde von Alex­an­der von Hagke (Klari­net­ten und Flöten) mit viel Humor mode­riert. Mit dabei: Vlad Cojo­caru (Akkor­deon), Lucas Campara Diniz (Gitarre) und Eugen Bazi­jan (Cello) . Andrea Wörle

Fotos: privat

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