Matinee am 18. Juni im ehemaligen Speisesaal von Schloss Schleißheim
Auf dem Deckengemälde wird Odysseus von der Nymphe Kalypso empfangen und kann mit einem Festmahl rechnen. Das ist eine heitere Aussicht. Von der Stirnwand des Saals blicken allerdings drei eher finstere Wittelsbacher Kurfürsten, Max Emanuel inklusive, in Rüstung und mit sich aufbäumenden Pferden hernieder auf das Publikum.
Es war natürlich eine Sinnestäuschung, aber im Verlauf des Konzerts kam es mir fast so vor, als hätten die drei grimmigen Kriegsherren plötzlich angefangen, in ihren Sätteln zu wippen oder vor dem Thron zu hüpfen. So virtuos und spielfreudig hat das Quartett, das seine Instrumente fantastisch beherrscht, musiziert. Das würde ja auch zu dem Konzept von Passo avanti passen, die klassische Tongebung der alten Meister mit der Harmonik und den Rhythmen des Jazz zu kombinieren und so ganz neue Töne bis in die Gegenwart anzuschlagen.
Es gab eine Referenz an Wolfgang Amadeus, der in diesem Saal einmal musiziert haben soll, und da bekam dann eine Etüde, die Vater Mozart seinerzeit für seinen noch sehr kleinen Sohn geschrieben hat, noch mal eine ganz eigene Klangsprache. Man konnte sich auch plötzlich vorstellen, wie Debussy, Grieg, Ravel und nicht zu vergessen Verdi, seinerzeit alle Avantgarde, heute musizieren würden. Beim Gefangenenchor habe ich da meine Zweifel, fand die Passo-avanti-Variante aber trotzdem sehr amüsant. Dass der gute alte Radetzky-Marsch oder die ebenso gute alte Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß in einer solchen Neufassung das Publikum heiter stimmten, ist nicht überraschend. Das Programm wurde von Alexander von Hagke (Klarinetten und Flöten) mit viel Humor moderiert. Mit dabei: Vlad Cojocaru (Akkordeon), Lucas Campara Diniz (Gitarre) und Eugen Bazijan (Cello) . Andrea Wörle
Fotos: privat


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