SPD nomi­niert Harald Müller als Bürger­meis­ter­kan­didat

07.06.2019 | Parteien, Kommunalwahl 2020 | 1 Kommentar

Die SPD schickt einen Neubürger als Heraus­for­derer für Bürger­meister Chris­tian Kuch­l­bauer (FW) ins Rennen. Am Freitag nomi­nierten die Genossen Harald Müller als Bürger­meis­ter­kan­di­daten für die Kommu­nal­wahl im März 2020. Der 60jährige Nieder­sachse lebt seit vier Jahren in Ober­schleiß­heim und arbeitet als Justi­ziar und Verwal­tungs­leiter in München bei einem freien Träger der Jugend­hilfe mit 90 Mitar­bei­tern.

Ober­schleiß­heim werde in den nächsten Jahren mit tief­grei­fenden Verän­de­rungen des Orts­bildes durch Baumaß­nahmen, Verkehrs­füh­rung, aber auch durch Ände­rungen des Einkaufs­ver­hal­tens der Bürger konfron­tiert sein, skiz­zierte Müller bei seiner Antritts­vor­stel­lung. Für die Entschei­dungs­fin­dung zu diesen Themen brauche es „einen Bürger­meister, der Konflikte entschärfen und unter den Menschen vermit­teln kann“, sagte er.

Kuch­l­bauer sei „ein netter, gesel­liger Kerl, mit dem man sicher in ange­nehmer Atmo­sphäre ein gutes Bier trinken kann“, fand Müller, aber in der Amts­füh­rung könne man „vieles besser machen“. Wich­tigste Aufgabe als Bürger­meister sei die des Verwal­tungs­chefs der Gemein­de­ver­wal­tung „und da habe ich den Eindruck, dass der Amts­in­haber dieser wich­tigen Funk­tion, jeden­falls fach­lich, nicht immer hinrei­chend gewachsen ist.”

Ganz explizit ärgerte sich der Kandidat auch darüber, „dass viel zu oft im Gemein­derat unter Ausschluss der Öffent­lich­keit verhan­delt wird“. Seinen Status als „Zuagro­aster“ will Müller als Vorteil sehen. Dadurch sei er „persön­lich unge­bunden, niemandem verpflichtet und Garant für eine unbe­ein­flusste, faire und neutrale Amts­füh­rung gegen­über jeder­mann“. Kuch­l­bauer hingegen sei „seit vielen Jahren durch persön­liche Bekannt­schaften und Verbin­dungen befangen und verstrickt“.

Harald Müller stammt aus der Nähe von Braun­schweig und hat nach einer Bank­lehre in Göttingen seit 1983 in München Jura studiert und zwei baye­ri­sche Staats­examen abge­legt. In Braun­schweig arbei­tete er dann selb­ständig in eigener Kanzlei als Fach­an­walt für Arbeits­recht und Sozi­al­recht und seit 2000 auch als Mediator. Dazu war einige Jahre Geschäfts­führer der Rechts­an­walts­kammer und publi­zierte nebenher als Fach­jour­na­list.

2015 zog er wieder in seine baye­ri­sche „Wahl­heimat“, wie er sagte, „die ich lieben und schätzen gelernt hatte“, verbunden mit einem Berufs­wechsel zu dem Jugend­hil­fe­träger. Seit 41 Jahren ist Müller SPD-Mitglied. Während seines Studiums war er im Orts­verein Herr­sching aktiv, später dann in der SPD Braun­schweig, wo er im Unter­be­zirks­vor­stand saß. Müller hat zwei erwach­sene Söhne.

Bei der Kandi­da­tenkür: (v. li.) Unter­be­zirks­vor­sit­zender Florian Schardt, Orts­vor­sit­zender Maxi­mi­lian Weiß, Landes­vor­sit­zende Nata­scha Kohnen, Bürger­meis­ter­kan­didat Harald Müller, Stell­ver­tre­tende Land­rätin Annette Gans­s­müller-Maluche und Florian Spirkl, Frak­ti­ons­spre­cher im Gemein­derat.

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1 Kommentar

  1. Mit Inter­esse habe ich die Wahl­kampf­auf­takt-Zeitung der Ober­schleiß­heimer SPD gelesen. Und ich finde es nicht nur mutig, sondern wirk­lich bemer­kens­wert, dass sich unsere Orts-SPD gegen­über dem sons­tigen zerstrit­tenen (SPD-)Haufen auf euro­päi­scher, bundes­po­li­ti­scher und wohl auch landes­po­li­ti­scher Ebene absetzt und Fort­schritt und Ausgleich als Ziele defi­niert. Herun­ter­ge­bro­chen auf unsere Gemeinde wird dafür in verschie­denen Arti­keln u. a. Bürger­kon­takt, gemein­same Lösungen im Gemein­derat zum Bürger­wohl, Neutra­lität in der Amts­füh­rung, Über­nahme von Verant­wor­tung und — wie auch immer — bessere Perso­nal­füh­rung im Rathaus ange­führt sowie koope­ra­tive und trans­pa­rente Amts­füh­rung. Hört sich gut an, sollte aber eigent­lich eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein, die irgendwie und irgend­wann offen­sicht­lich von irgend­je­mandem (im Gemein­derat?) boykot­tiert wurde/wird.
    Nun stellt sich der Kandidat vor, Neubürger aus Nieder­sachsen und daher unbe­las­teter Zuge­zo­gener, juris­tisch geschult und erfahren, zudem ausge­bil­deter Mediator und — seit 2015, also im Jahr der üblen Schlag­zeilen der Jugend­hilfe “Neue Wege” mögli­cher­weise einge­stellt — Team­leiter Verwal­tung für rund 90 bei diesem freien Träger Beschäf­tigte. Passt, könnte man sagen.
    Dann aber wird der Kandidat aufs dünne Eis der Schleiß­heimer Verkehrs­si­tua­tion geschubst. Unbe­lastet und niemandem verpflichtet, wird gleich mal der Bürger­wille ausge­setzt. Kein Wort zur Bindung an den Bürger­ent­scheid, statt­dessen weiter abwarten, Erfah­rungen nach dem Ausbau des Auto­bahn­an­schlusses machen, dasselbe nach einer mögli­cher­weisen Entlas­tung der B471 mittels einer wünschens­werten West­ver­le­gung des Staatsstr. 2342 — und über­haupt müsste eine Stra­ßen­un­ter­füh­rung erst mal in einem Bedarfs­plan stehen und dann bereits prio­ri­sierte Projekte abge­ar­beitet werden.
    Nun bin ich doch noch fassungslos geworden. Den Kandi­daten stört also der Bürger­ent­scheid nicht, genauso wenig unsere Orts-SPD. Den Auftrag der Bürger an seine Gemeinde zu igno­rieren, nicht für eine Lösung einzu­treten, die poli­ti­sche Arbeit für eine Prio­ri­sie­rung usw. zu verwei­gern — die Stv. Land­rätin (SPD) gibt der Orts-SPD dazu leider bestes Beispiel — macht traurig und den Haufen samt Kandi­daten nun doch unwählbar.

    Hein­rich Stadel­maier

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