Angesichts einer Wahlbeteiligung von 56,3 Prozent zeigt die Grafik oben das realistische Stimmverhalten der Oberschleißheimer. Die weitaus größte Fraktion sind und bleiben die Nichtwähler. In ihrem verbissenen Ringen um Sitze und Stimmen blenden alle politischen Bewerber diese Misere konstant und seit jeher aus.
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Die vier großen Blöcke im Gemeinderat sind gerade durch gut 2895 Stimmen getrennt, das sind 2,7 Prozent der Wählerstimmen. Der Ausschlag über die Reihung und über die Sitzzahl wurde in dieser winzigen Spanne entschieden.
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Sein Ergebnis von 29,1 Prozent Zustimmung tat Bürgermeister Kuchlbauer mit einem Schulterzucken ab; bei fünf Bewerbern verteile sich die Stimmengunst halt. Was er dabei komplett ausgeblendet hat: Er war der Amtsinhaber, der allen anderen Bewerbern automatisch sechs Jahre Popularität und sechs Jahre Kompetenznachweis voraus haben sollte.
Eine kleine Umschau: In Unterschleißheim holte der Amtsinhaber bei drei Gegenkandidaten 47,9 Prozent, in Garching bei vier Gegenkandidaten 41,0 Prozent, in Dachau bei vier Gegenkandidaten 76,0 Prozent, in Eching bei zwei Gegenkandidaten 77,2 Prozent, in Neufahrn bei fünf Gegenkandidaten 50,7 Prozent… Die Liste ließe sich beliebig fortführen.
Rechnet man nun auch die Wahlbeteiligung zurück, so bleibt, dass von 8244 wahlberechtigten Oberschleißheimern 1445 aktiv dafür gestimmt haben, dass Kuchlbauer Bürgermeister bleibt. Das sind 17,5 Prozent.
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Die meisten persönlichen Stimmen bei der Wahl hat Ingrid Lindbüchl (Grüne) mit 3973 geholt. Dazu zählen zwar auch die Listenstimmen und im Falle von Grünen und FDP Mehrfachstimmen für die Erstplatzierten auf der Liste, aber der persönliche Anteil ist in jedem Fall relevant.
Auf den Plätzen folgen Christoph Münster (Grüne) mit 2805 Stimmen, Christian Kuchlbauer (FW) mit 2600, Florian Spirkl (SPD) mit 2562 und Angelika Kühlewein (CSU) mit 2547.
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Die sechs (oder sieben bei einem Erfolg Kuchlbauers in der Stichwahl) Neuen im Gemeinderat sind durchweg Männer! Der neue Gemeinderat wird damit deutlich männlicher. War aktuell die Relation mit 13 Männern zu elf Frauen nahezu pari, so werden künftig 15 Männer bei neun Frauen vertreten sein. “Die Zeiten scheinen grad so schwierig, da wählt man große, starke Männer”, sagte Ingrid Lindbüchl schon bei der Analyse ihres Ergebnisses bei der Bürgermeisterwahl.
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Traditioneller Häufelkönig ist Hans Negele (FW). Der — zusammen mit Peter Benthues (CSU) — dienstälteste Gemeinderat, der schon 2012 in einem durchsichtigen Wahlmanöver aus dem Gemeinderat entlassen werden wollte, wurde seither zweimal wiedergewählt. Diesmal hatte er Listennummer 20 bei den FW und landete auf Platz 5.
Die Nummer zwei mit sieben gutgemachten Plätzen teilen sich Andfreas Meyr, der bei den FW von Nummer 19 auf Platz 12 vorstieß, und Ingrid Huber, die bei den Grünen von Nummer 15 auf Platz acht vorgehäufelt wurde. Allerdings reichte es bei beiden damit nicht für ein Gemeinderatsmandat.
Um sechs Plätze “vorgehäufelt” wurden bei den FW Florian Wagner und Lena Negele, die dadurch jeweils den Einzug in den Gemeinderat schafften. Ebenfalls sechs Nummern gut machte Peter Benthues (CSU), der von Nummer aus auf Platz drei und damit in den Gemeinderat gewählt wurde. Jörg Durner, der auch sechs Nummern übersprang, ist erster Nachrücker der Grünen.
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Extrem knapp am Gemeinderat gescheitert ist auf den fünf Listen niemand. Zwischen den gewählten Kandidaten und dem Feld lagen jeweils deutliche Abstände. Sobald ein Gemeinderat während der Amtsperiode ausscheidet, sind erste Nachrücker bei der CSU Thomas Haselbeck, bei der FW Thomas Laser oder, wenn Kuchlbauer Bürgermeister wird und Laser in den Gemeinderat gleich nachrückt, Edgar Putz, bei den Grünen Jörg Durner, bei der SPD Sebastian Riedelbauch und bei der FDP Johannes Kreutz.
(update: um 22:00 h wurde ein Fehler bei den “Häuflern” korrigiert)
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