Ohne Europa wäre die Wirt­schaft im Land­kreis München spürbar schwä­cher

03.06.2024 | Unternehmen | 0 Kommentare

Mehr als jeder zehnte Beschäf­tigte kommt aus einem EU-Staat

Der Erfolg und die Stärke der Wirt­schaft im Land­kreis München ist eng mit der euro­päi­schen Eini­gung verbunden und damit ohne die Euro­päi­sche Union nur schwer vorstellbar. „Der EU-Binnen­markt mit dem freien Verkehr von Waren, Arbeit­neh­mern, Dienst­leis­tungen und Kapital wirkt dauer­haft als Turbo für unsere Wirt­schaft. In Zeiten von welt­weit wach­sendem Protek­tio­nismus, welt­po­li­ti­scher­Span­nungen und dem sich zuspit­zenden Arbeits­kräf­te­mangel sind diese Vorteile beson­ders unver­zichtbar”, erklärt René Faßbender, stell­ver­tre­tender Vorsit­zender des IHK-Regio­nal­aus­schusses München-Land, im Vorfeld der Euro­pa­wahl am 9. Juni. „Ohne die Beschäf­tigten aus den anderen EU-Ländern, die hier problemlos arbeiten können,wäre der Perso­nal­mangel ein noch viel größeres Problem und unsere Wirt­schaft deut­lich schwä­cher”, so Faßbender weiter.

Fast 13 Prozent der Beschäf­tigten im Land­kreis München haben einen Pass aus einem anderen EU-Land. Der ober­baye­ri­sche Durch­schnitt liegt bei 11,6 Prozent. Von den 260.000 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflichtig Beschäf­tigten kamen im vergan­genen Jahr laut Bundes­agentur für Arbeit rund 34.000 aus anderen EU-Staaten. An erster Stelle steht Kroa­tien mit 5.700 Beschäf­tigten, gefolgt von Rumä­nien (4.700), Italien (4.300) und Polen (3.300) und Grie­chen­land (2.400). Seit 2015 ist die Zahl der EU-Arbeits­kräfte im Land­kreis um rund 10.000 ange­stiegen.

Da der Mangel an Arbeits­kräften in allen EU-Ländern zu einem größeren Problem wird und damit das Poten­zial von EU-Beschäf­tigten auch im Land­kreis mehr und mehr ausge­schöpft ist, wird die Zuwan­de­rung von quali­fi­zierten Arbeits­kräften aus Dritt­staaten, also aus Nicht-EU-Staaten, immer wich­tiger. So arbeiten schon heute laut Arbeits­agentur rund 9.000 Menschen aus dem soge­nannten West­balkan im Land­kreis, deren Zahl sich seit 2015 fast verdrei­facht hat. Aber auch Beschäf­tigte beispiels­weise aus der Türkei (4.000), den Nicht-EU-Staaten Osteu­ropas (3.300), aus Afrika (3.200) und zuneh­mend auch aus Indien (3.300) sind für die heimi­schen Unter­nehmen unver­zichtbar. Die IHK spricht sich deswegen für weniger Büro­kratie und verein­fachte Verfahren bei derZu­wan­de­rung quali­fi­zierte Arbeits­kräfte aus Dritt­staaten aus.

Für den Außen­handel gilt für ganz Bayern, dass die Unter­nehmen mehr als die Hälfte ihres Handels­vo­lu­mens im Import und Export mit EU-Ländern abwi­ckeln. Auch der Land­kreis München dürfte nach IHK-Einschät­zung aufgrund seines starken und über­durch­schnitt­li­chen Export­ge­schäfts beson­ders von den Verflech­tungen mit den EU-Handels­part­nern profi­tieren. Bayern­weit sind die Top 5 der EU-Handels­partner Öster­reich, Italien, Polen, Tsche­chien und die Nieder­lande. Regio­nale Daten dazu liegen nicht vor.

„Für die Unter­nehmen im Land­kreis gehört die EU längst zum selbst­ver­ständ­li­chen Alltag. Der Brexit und die auch bei uns stel­len­weise aufkei­menden Dexit-Diskus­sionen zeigen, dass die Wirt­schaft immer wieder aufs Neue aufzeigen muss, wie sehr unser Land­kreis von den Verflech­tungen mit den anderen EU-Staaten profi­tiert und wie groß der Schaden durch ein Abrü­cken von diesen Errun­gen­schaften wäre”, warnt Faßbender. „Der Dexit oder das Zurück­drehen der euro­päi­schen Eini­gung wäre eine Kata­strophe sowohl für das Mitein­ander in Europa als auch für unser Land und unseren Wohl­stand. Wer so etwas fordert, begreift einfach nicht, welche Bedeu­tung die euro­päi­sche Zusam­men­ar­beit, der EU-Binnen­markt und der Euro als einheit­liche Währung für uns hat.” Der stell­ver­tre­tende Vorsit­zende macht deut­lich: „Die Wirt­schaft in der Region braucht eine stabile und starke EU, die ihre Haus­auf­gaben erle­digt, dabei aber auf Mikro­steue­rung und Über­re­gu­lie­rung verzichtet.”

Florian Reil, Pres­se­re­fe­rent IHK für München und Ober­bayern

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