Mehr als jeder zehnte Beschäftigte kommt aus einem EU-Staat
Der Erfolg und die Stärke der Wirtschaft im Landkreis München ist eng mit der europäischen Einigung verbunden und damit ohne die Europäische Union nur schwer vorstellbar. „Der EU-Binnenmarkt mit dem freien Verkehr von Waren, Arbeitnehmern, Dienstleistungen und Kapital wirkt dauerhaft als Turbo für unsere Wirtschaft. In Zeiten von weltweit wachsendem Protektionismus, weltpolitischerSpannungen und dem sich zuspitzenden Arbeitskräftemangel sind diese Vorteile besonders unverzichtbar”, erklärt René Faßbender, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses München-Land, im Vorfeld der Europawahl am 9. Juni. „Ohne die Beschäftigten aus den anderen EU-Ländern, die hier problemlos arbeiten können,wäre der Personalmangel ein noch viel größeres Problem und unsere Wirtschaft deutlich schwächer”, so Faßbender weiter.
Fast 13 Prozent der Beschäftigten im Landkreis München haben einen Pass aus einem anderen EU-Land. Der oberbayerische Durchschnitt liegt bei 11,6 Prozent. Von den 260.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen im vergangenen Jahr laut Bundesagentur für Arbeit rund 34.000 aus anderen EU-Staaten. An erster Stelle steht Kroatien mit 5.700 Beschäftigten, gefolgt von Rumänien (4.700), Italien (4.300) und Polen (3.300) und Griechenland (2.400). Seit 2015 ist die Zahl der EU-Arbeitskräfte im Landkreis um rund 10.000 angestiegen.
Da der Mangel an Arbeitskräften in allen EU-Ländern zu einem größeren Problem wird und damit das Potenzial von EU-Beschäftigten auch im Landkreis mehr und mehr ausgeschöpft ist, wird die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus Drittstaaten, also aus Nicht-EU-Staaten, immer wichtiger. So arbeiten schon heute laut Arbeitsagentur rund 9.000 Menschen aus dem sogenannten Westbalkan im Landkreis, deren Zahl sich seit 2015 fast verdreifacht hat. Aber auch Beschäftigte beispielsweise aus der Türkei (4.000), den Nicht-EU-Staaten Osteuropas (3.300), aus Afrika (3.200) und zunehmend auch aus Indien (3.300) sind für die heimischen Unternehmen unverzichtbar. Die IHK spricht sich deswegen für weniger Bürokratie und vereinfachte Verfahren bei derZuwanderung qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten aus.
Für den Außenhandel gilt für ganz Bayern, dass die Unternehmen mehr als die Hälfte ihres Handelsvolumens im Import und Export mit EU-Ländern abwickeln. Auch der Landkreis München dürfte nach IHK-Einschätzung aufgrund seines starken und überdurchschnittlichen Exportgeschäfts besonders von den Verflechtungen mit den EU-Handelspartnern profitieren. Bayernweit sind die Top 5 der EU-Handelspartner Österreich, Italien, Polen, Tschechien und die Niederlande. Regionale Daten dazu liegen nicht vor.
„Für die Unternehmen im Landkreis gehört die EU längst zum selbstverständlichen Alltag. Der Brexit und die auch bei uns stellenweise aufkeimenden Dexit-Diskussionen zeigen, dass die Wirtschaft immer wieder aufs Neue aufzeigen muss, wie sehr unser Landkreis von den Verflechtungen mit den anderen EU-Staaten profitiert und wie groß der Schaden durch ein Abrücken von diesen Errungenschaften wäre”, warnt Faßbender. „Der Dexit oder das Zurückdrehen der europäischen Einigung wäre eine Katastrophe sowohl für das Miteinander in Europa als auch für unser Land und unseren Wohlstand. Wer so etwas fordert, begreift einfach nicht, welche Bedeutung die europäische Zusammenarbeit, der EU-Binnenmarkt und der Euro als einheitliche Währung für uns hat.” Der stellvertretende Vorsitzende macht deutlich: „Die Wirtschaft in der Region braucht eine stabile und starke EU, die ihre Hausaufgaben erledigt, dabei aber auf Mikrosteuerung und Überregulierung verzichtet.”
Florian Reil, Pressereferent IHK für München und Oberbayern
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