‘One Health’ ist auf dem Verfah­rensweg

20.10.2021 | Rathaus | 4 Kommentare

Das neue Gewer­be­ge­biet südlich der Dach­auer Straße ist nun konkret im Geneh­mi­gungs­ver­fahren. Der Gemein­derat leitete mit 16:7 Stimmen das Verfahren zur Veran­ke­rung im Flächen­nut­zungs­plan ein, die Ausklam­me­rung aus dem Land­schafts­schutz­ge­biet „Münchner Norden“ und die Erstel­lung eines Bebau­ungs­plans.

Der „One Health Tech­no­logy Campus“ soll rund 15 Hektar Fläche west­lich des Lehr- und Versuchs­guts der Univer­sität München umfassen. 23 Hektar Fläche müssen dafür aus dem Land­schafts­schutz genommen werden.

Das Projekt sei in der Vorbe­rei­tungs­phase jetzt „sehr intensiv mit allen betei­ligten Behörden abge­spro­chen“, sagte Bürger­meister Markus Böck (CSU). Planerin Ingrid Dreer von „db stadt­plan“ betonte, man habe „best­mög­lich auf alle Belange Rück­sicht genommen“.

So seien Sicher­heits­ab­stände zum denk­mal­ge­schützten Dach­auer Kanal aus der Schloss­an­lage ebenso einge­halten wie zur nächsten Wohn­be­bauung in der Ertl­sied­lung oder an der St. Hubertus-Straße, Biotope zwischen Uni-Campus und Gewer­be­ge­biet seien aus dem Flächen­um­riss ausge­klam­mert worden.

Erschlossen werden soll das Gewer­be­ge­biet über die Schnitt­stelle der Dach­auer Straße mit der erhofften Umge­hungs­straße von Westen. Dazu ist im Osten auch eine Anbin­dung an St. Hubertus- und Vete­ri­närstraße vorge­sehen.

Zum Auftakt der Sitzung hatte es in der Bürger­fra­ge­stunde massive Bedenken aus der Bürger­schaft gegen diese Pläne gegeben. Im Gemein­derat nannte Grünen-Spre­cher Fritz-Gerrit Kropp diese Verkehrs­an­bin­dung „eine Kata­strophe“.

Da es für die Umge­hungs­straße auch nach Jahren des Wartens noch keinerlei verbind­li­ches Verfahren gebe, „planen wir hier ins Blaue“, rügte er. Dass die östliche Anbin­dung über die St. Hubertus-Straße laut den Plänen nur eine unter­ge­ord­nete Rolle spielen solle, sei Augen­wi­scherei, monierte Gaby Hohen­berger (Grüne): „Wenn die Erschlie­ßung mal da ist, ist die auch zemen­tiert.“

Sie sah ihre Befürch­tungen bestä­tigt, dass der heftig umstrit­tene Ausbau der Vete­ri­närstraße mit der Abhol­zung der kompletten Baum-Allee dort der Erschlie­ßung des Gewer­be­ge­biets diene; begründet worden war sie mit der Notwen­dig­keit für Begeg­nungs­ver­kehr der Busse zum Uni-Campus.

Die Situ­ie­rung des Gewer­be­ge­biets wegen der Lage im Land­schafts­schutz­ge­biet und der Verkehrs­pro­bleme sei einfach unge­eignet, bilan­zierten die Grünen und forderten eine Neuori­en­tie­rung auf die einst abge­lehnte Alter­na­tive südlich des Uni-Campus an der Sonnen­straße.

Auch Sebas­tian Riedel­bauch (SPD) und Hans Negele (FW) lehnten die Pläne ab. An der Stelle würde „unbe­rührte Land­schaft zerstört“, sagte Negele, zudem seien in seiner Einschät­zung „die verspro­chenen Gewer­be­steu­er­ein­nahmen äußerst unsi­cher“.

CSU, FDP und die klaren Mehr­heiten in FW und SPD billigten den Verfah­rens­start. Man müsse den bereits in diversen Entschei­dungen beschlossen Weg nun weiter­gehen, mahnte Peter Bent­hues (CSU), „und nicht in klein-klein zerreden“.

Casimir Katz (FDP) nannte die wieder­keh­rende Forde­rung, Entschei­dungen neu zu fassen, „schlechten Stil“. Stefan Vohburger (FW) wandte sich gegen den Einwand seines Frak­ti­ons­kol­legen Negele und erin­nerte, dass zehn Hektar des benö­tigten Geländes derzeit als Acker­fläche genützt würde; das sei wohl „ökolo­gisch nicht so hoch­wertig“.

Der Gemein­derat hatte bereits die „asto busi­ness group“ aus Gilching mit der Stand­ort­ent­wick­lung beauf­tragt. Die hat mitt­ler­weile eine „asto One Health & Tech­no­logy Campus GmbH & Co kG“ etabliert, um das Projekt abzu­wi­ckeln.

Das Gewer­be­ge­biet soll in mehreren Etappen und Bauab­schnitten ausge­baut werden. Von der Baufrei­gabe ab rechnen die Projekt­ent­wickler mit mindes­tens fünf bis zehn Jahren Wachs­tums­phase. Der gesamte Grund ist noch in staat­li­chem Besitz.

(Die Grafik der Gemeinde zeigst gestri­chelt den Umgriff des Gewer­be­ge­biets. Rechts ist der Uni-Campus und das Lehr- und Versuchsgut. Darüber verläuft die Dach­auer Straße mit der Ertl­sied­lung an der Nord­seite. Am linken Bild­rand sind die Ausläufer der künf­tigen Auto­bahn­zu­fahrt zu sehen und daneben die vermu­tete Umge­hungs­straße mit ihrer Anbin­dung an die Dach­auer Straße und das neue Gewer­be­ge­biet.)

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4 Kommentare

  1. Die Stadt Mainz hat ein Gewer­be­steu­er­auf­kommen von 1.09 Milli­arden Euro. Dank einer wohl­be­kannten Firma, die sich mit Impf­stoffen befasst.

    So viel brau­chen wir natür­lich nicht. Aber etwas Nach­denken ist da schon erlaubt.

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  2. Wenn ich mir die Äuße­rungen des Bürger­meis­ters so anschaue, frage ich mich, ob er gerne im Blind­flug unter­wegs ist. Nach meinen Infor­ma­tionen ist

    1.) das Klee­blatt zwar in der Planung, aber bisher in keinster Weise vor der Reali­sie­rung. Wer weiß, ob die Planung Bestand hat und nicht nur ein Lippen­be­kenntnis ist.

    2.) somit die Erschlie­ßung des Gewer­be­ge­bietes über das Klee­blatt frag­lich. Für mich nur ein Wunsch­denken, aber keine konkreten Fakten.

    3.) für mich wird der Land­schafts­schutz mit Füßen getreten. Es gibt andere Möglich­keiten, ein Gewer­be­ge­biet zu kreieren. Aber da spre­chen persön­liche Betrof­fen­heiten dagegen.

    4.) eine Reali­sie­rung dieses Gewer­be­ge­bietes für mich frag­lich.

    5.) ein Gewer­be­ge­biet südlich das Campus zu Zeiten von Altbür­ger­meis­terin Ziegler bereits geplant worden. …und haben wir es? …wurde es umge­setzt? Hier wäre eine Reali­sie­rung ohne Einschrän­kung möglich.

    6.) es frag­würdig und bedenk­lich, wenn ich ohne konkrete Geneh­mi­gungen einen Entwickler beauf­trage. Kann es sein, dass die Gemeinde in Geld schwimmt…? Konven­tio­nal­aus­gaben?

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  3. Schön, dass wir ein neues Gewer­be­ge­biet bekommen.

    Schön, dass wir ein “Klee­blatt” und eine 6‑spurige Auto­bahn bekommen.

    Schön, dass wir eine „Umge­hungs­straße“ mit einem davor gela­gerten kleinen „Klee­blatt“ bekommen.

    Schön, wenn wir noch einen Tunnel für die B471 bekommen.

    Von den Planern wird ja „best­mög­lich auf alle Belange Rück­sicht genommen“ = die gesetz­lich fest­ge­legten Richt­werte werden nicht über­schritten. Der Verkehr wird zwar weiter zunehmen (alles zur Meidung des Alla­cher Tunnels wird genutzt werden), es wird also ein „bisserl“ lauter vor allem im Ertl­ge­biet werden — was rech­ne­risch wie bei der Auto­bahn nach Mühl­dorf ja erträg­lich ist (vor vielen Jahren gab’s mal ein Fens­ter­för­der­pro­gramm — Inge­nieure haben am Stuten­anger auf der rechten Seite eine höhere Lärm­im­mi­sion ermit­telt und damit Förder­fä­hig­keit errechnet als auf der linken Seite).

    Und wenn die Staats­straße nicht bis Neuher­berg verlän­gert wird und der Tunnel kommt, werden Laster und weiterer Liefer­ver­kehr ab Lust­heim den Bergl­wald bewun­dernd, an Altschleiss­heim vorbei­fah­rend, noch einen letzten Blick aufs Schloss erha­schend, in den Tunnel unge­bremst Rich­tung Dachau ziehen.

    Und die Vete­ri­närstraße wird — anders als uns verkauft — nicht dem ÖPNV dienen, sondern dem Liefer­ver­kehr fürs Gewer­be­ge­biet dienen.

    Ich bin nicht grund­sätz­lich gegen ein Gewer­be­ge­biet oder Über­le­gungen, wie verla­gere ich Verkehr. Aber es sollte schon eine Komplett­lö­sung her, die die Belange von uns betrof­fenen Bürgern nicht nur „berück­sich­tigt“ sondern alle (!) möglichst schützt — also kein Tunnel (den die Verkehrs­pla­nung des Gewer­be­ge­bietes gar nicht berück­sich­tigt!), eine Verlän­ge­rung der Staats­straße bis Neuher­berg, Emis­si­ons­schutz über gesetz­liche Werte hinaus (z.B. Geschwin­dig­keits­be­gren­zungen) statt Immis­si­ons­schutz wie Lärm­schutz­fenster, komplettes und kontrol­liertes Durch­fahr­verbot für Laster, engma­schige Kontrolle, dass im Gewer­be­ge­biet ange­sie­delte Betriebe den Vorgaben entspre­chen…

    Ökolo­gisch gesehen haben wir die Wahl zwischen Erhalt eines Natur­schutz­ge­bietes oder orts­naher Ansied­lung für den Campus notwen­diger Betriebe — und Dauerdurchfahrt/Dauerstau über die B471 oder einem verkehrs­be­ru­higten Ober­schleiß­heim. Aber bitte nicht auf Kosten der west­li­chen Wohn­ge­biete!

    Uns Einzel­maß­nahmen im Vorfeld stück­weise zu präsen­tieren (Ausbau Vete­ri­närstraße ist ein Muss wegen des ÖPNV), fügt sich nahtlos in den Stil der „großen Politik“ ein.

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  4. Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist,
    werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

    Weiss­sa­gung der Cree

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