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Ein alter Brunnen und ein verlas­senes Dorf

08.08.2024 | Kultur & Geschichte | 0 Kommentare

Die Bautä­tig­keit in Ober­schleiß­heim führt zu sensa­tio­nellen Spuren in die Vergan­gen­heit

In Ober­schleiß­heim wird derzeit viel gebaut. Damit even­tuell vorhan­dene archäo­lo­gi­sche Funde erhalten oder zumin­dest doku­men­tiert und in anderer Form bewahrt werden können, müssen dem Landesamt für Denk­mal­pflege, genauer gesagt, der Archäo­lo­gi­sche Denk­mal­pflege als einem Träger öffent­li­cher Belange, alle öffent­li­chen und privaten Planungen zu Bauvor­haben ange­zeigt werden. Das Landesamt beauf­tragt dann Archäo­logen oder Archäo­lo­gen­teams mit der Sondie­rung.

Dass es auf Ober­schleiß­heimer Gemein­de­ge­biet schon seit weit mehr als tausend Jahren Sied­lungen oder zumin­dest einzelne Anwesen gab, wissen wir. Slius­heim respek­tive Schleiß­heim taucht schließ­lich schon 785 (viel­leicht sogar schon 775) zum ersten Mal in einer Urkunde auf und es gibt Grab­stellen, Sied­lungs­spuren und andere Funde aus noch viel früherer Zeit. Aber dass jetzt inner­halb kurzer Zeit gleich zwei neue archäo­lo­gi­sche Funde gemacht wurden, ist schon bemer­kens­wert.

Der eine Fund, die Reste eines alten Brun­nens auf dem Bauge­biet des neuen Wohn­quar­tiers in Mitten­heim, lässt sich, so Orts­chro­nist Otto Bürger, leicht zuordnen. Der Brunnen gehörte zu einer früheren Fran­ziskus-Klause beim heutigen Hans-Scherer-Haus. Die alte Klause und die zuge­hö­rige Kapelle verschwanden schon im 18. Jahr­hun­dert bzw. wurden abge­rissen und durch andere Gebäude ersetzt.

Der andere Fund ist erheb­lich umfang­rei­cher und gibt erheb­lich mehr Rätsel auf, wie in der ‘Süddeut­schen Zeitung’ vom 7. August 2024 zu lesen. In Neuher­berg errichtet das Bundesamt für Strah­len­schutz ein neues Gebäude. Dabei stellte sich heraus, dass es auf dem Bauge­lände offenbar vom 9. bis zum 13. Jahr­hun­dert ein rich­tiges Dorf mit Kirche, Friedhof und Häusern gegeben hat, ein Dorf, von dem bisher noch nie jemand gehört hatte.

In den Gräbern wurden Skelette gefunden, die Wohn­häuser sind etwas Beson­deres, anders als sonst in dieser Zeit, in der die Menschen auf dem Land in lang­ge­streckten Gebäuden mit dem Vieh unter einem Dach lebten. Es wurden auch eine Schere und Reste von einem Webstuhl gefunden.

Das Landesamt für Denk­mal­pflege meint, dieser Fund werde den Blick auf die mittel­al­ter­liche Geschichte unserer Region verän­dern. Wir werden sehen, was Archäo­logen und Histo­riker über dieses geheim­nis­volle Dorf noch heraus­finden. Aber man kann jetzt schon sehen, dass hier ein faszi­nie­rendes neues Kapitel der Orts­ge­schichte entsteht.

Andrea Wörle

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