Gibt es in Ober­schleiß­heim eine Tauben­plage?

12.07.2024 | Rathaus | 0 Kommentare

Umwelt-und Verkehrs­aus­schuss erör­tert mit fach­li­cher Bera­tung zum Thema

Bei der letzten Bürger­ver­samm­lung im November 2023 wurde mehr­fach ein Tauben-Problem in manchen Teilen der Gemeinde beklagt. Einzelne Besitzer von Solar­an­lagen auf dem Dach äußerten sich verzwei­felt in der Sprech­stunde des Bürger­meis­ters, dass ihre kost­spie­ligen Anlagen durch nistende Tauben irri­tiert und verschmutzt würden, und baten die Gemeinde doch etwas zu unter­nehmen.

Tauben unter Solar­an­lagen Foto: rooftech.de

Ab wann kann man in einer Kommune von einer “Plage” spre­chen, inwie­weit steht die Ober­schleiß­heimer Gemein­de­ver­wal­tung in der Pflicht, “etwas” zu unter­nehmen, welche Maßnahmen verspre­chen tatsäch­lich Erfolg?

Diesen Fragen widmete sich am 9. Juli 2024 der Umwelt- und Verkehrs­aus­schuss der Gemeinde Ober­schleiß­heim. Werner Becker, der ehema­lige Abtei­lungs­leiter der Gemein­de­ver­wal­tung für Umwelt und Verkehr, hatte für den Ausschuss dankens­wer­ter­weise sehr fundierte Ausfüh­rungen zum Thema Tauben­ab­wehr erar­beitet.

Die Entwick­lung von Tauben­po­pu­la­tionen hänge haupt­säch­lich von 3 Faktoren bzw. Ressourcen- und Regu­la­ti­ons­me­cha­nismen ab: Vom Nahrungs­an­gebot, vom Nist­platz­an­gebot und vom Vorhan­den­sein natür­li­cher Feinde. Letz­teres scheide in unserer Gemeinde aus, Nahrung und Nist­platz­an­gebot könnten aller­dings von Menschen gesteuert werden.

So könne die Gemeinde ein Fütte­rungs­verbot für Tauben erlassen, das sie aber auch ahnden müsste. Denn die Tauben­füt­te­rung durch soge­nannte “Tauben­müt­ter­chen- und Väter­chen” führt durch das Über­an­gebot an Nahrung zu einer explo­si­ons­ar­tigen Vermeh­rung und diese wiederum bringt Infek­ti­ons­krank­heiten für Tier und Mensch mit sich.

Beim Nist­platz­an­gebot könne sowohl mit tech­ni­schen Vergrä­mungs­maß­nahmen gear­beitet werden wie auch mit einem kontrol­liertem Nist­platz­an­gebot. Aller­dings verla­gere die Vergrä­mung das Problem oft nur, weil die Tiere sich dann an anderer Stelle versam­meln, warnte Becker.

Was das kontrol­lierte Nist­platz­an­gebot angeht, so gelte das soge­nannte “Regens­burger Modell” als erfolg­reichster Lösungs­an­satz: Mindes­tens 90 % des störenden Tauben­schwarms werden mit Hilfe von Lock­tauben und Spezi­al­futter einge­fangen und in einer groß­zü­gigen Voliere unter­ge­bracht, wo sie von geschultem Personal regel­mäßig gefüt­tert werden, wo sie Nist­plätze und Nist­ma­te­rial finden. Sobald die Tauben ihr neues Zuhause ange­nommen haben, dürfen sie frei ausfliegen und kehren durch den Adap­ti­ons­pro­zess immer wieder dorthin zurück. Die sonst in freier Wild­bahn explo­si­ons­ar­tige Vermeh­rung werde bei diesem Vorgehen durch die Entnahme der Tauben­eier und Ersatz durch Tauben­lock­eier vermieden, so dass eine verträg­liche Schwarm­re­gu­lie­rung möglich wird.

Die Kosten für ein solches Unter­fangen seien aber erheb­lich: Sie lägen bei 20 bis 30 Tausend Euro. Zudem sind auch zahl­reiche frei­wil­lige Helfe­rinnen und Helfer notwendig, denn die Volieren müssen im Anschluss gepflegt und sauber gehalten gehalten werden.

Wann und wie Kommunen gegen eine soge­nannte Tauben­plage vorgehen müssen, ist bis zu einem gewissen Grad Ermes­sens­sache. Es gibt Richt­zahlen für die Höhe von Tauben­po­pu­la­tionen. Der Ausschuss war sich darüber einig, dass diese Richt­zahlen in Ober­schleiß­heim nicht erreicht werden. So aufwän­dige Maßnahmen wie das “Regens­burger Modell” wären aller­dings hier auch nicht reali­sierbar. Man einigte sich darauf, zunächst mit Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen zu dem Thema zu arbeiten.

Ingrid Lind­büchl

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