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Die Tier­ärzt­liche Fakultät, die Allee und die Zukunft

27.09.2023 | Rathaus | 5 Kommentare

Aus dem Bauaus­schuss

Am Montag, dem 25. September, fand die erste Bauaus­schuss-Sitzung nach der Sommer­pause statt. Die Tages­ord­nung war lang. Den meisten Raum nahm die Erör­te­rung des Bebau­ungs­plans Nr. 31b (2. Ände­rung) ein, des “Sonder­ge­biets Wissen­schaft, Tier­ärzt­liche Fakultät, Südlich der Vete­ri­närstraße”, wie das Bauge­biet amtlich heißt.

Hierzu hatte es viele Einwen­dungen von Ober­schleiß­heimer Bürge­rinnen und Bürgern gegeben, insbe­son­dere von der Bürger­initia­tive “Klima & Natur­schutz in Ober­schleiß­heim”: gegen die Teil­fäl­lung der histo­ri­schen Allee zur Verbrei­te­rung der Vete­ri­närstraße, gene­rell gegen die erwei­terte Verkehrs­er­schlie­ßung des Geländes über St. Hubertus- und Vete­ri­närstraße, gegen die Anzahl der PKW-Stell­plätze, bis zur Frage, wie es bei dieser Umsied­lung über­haupt mit dem knappen Wohn­raum in der Gemeinde aussieht, zum Beispiel für Studie­rende. Bei den Einwen­dungen waren auch zahl­reiche alter­na­tive Lösungs­vor­schläge gemacht worden.

Vor Gemein­de­rats­sit­zungen können Bürger Fragen stellen (sofern welche anwe­send sind, was nach meinen bishe­rigen Erfah­rungen in der Regel nicht der Fall ist). Bei Ausschuss­sit­zungen ist dies nicht üblich. Für diesen Bauaus­schuss-Termin war wegen des umstrit­tenen Themas Tier­ärzt­liche auch eine Bürger­fra­ge­stunde vorge­sehen. Aller­dings ging dies aus der öffent­li­chen Einla­dung nicht hervor. Und so war von den Einhei­mi­schen, die Einwen­dungen arti­ku­liert hatten, auch niemand da.

Die Einwen­dungen und Alter­na­tiv­vor­schläge wurden in der Sitzung erör­tert. Diese Aufgabe unter Einbe­zie­hung von Fach­gut­ach­tern über­nahm in einem Vortrag Frau Dipl.-Ing. Kastrup vom Regio­nalen Planungs­ver­band (Zustän­dig­keit Äußerer Wirt­schafts­raum München), die hierfür in die Sitzung einge­laden war.

Das Ergebnis (aber nur in aller Kürze): Die Einwen­dungen bzw. Alter­na­tiv­vor­schläge sind nicht umsetzbar. Die Allee ist nicht Bestand­teil des histo­ri­schen Ensem­bles, nur 9 von 47 Bäumen müssen gefällt werden, die anderen werden umge­pflanzt, insge­samt werden 720 Bäume neu gepflanzt und im Inneren des Geländes entstehen hoch­wer­tige Frei­flä­chen, die mehr Aufent­halts­qua­lität “als der Acker vorher” haben, es gibt zudem Ersatz­ha­bi­tate für Vögel und Fleder­mäuse. Das Gelände der Tier­ärzt­li­chen Fakultät wird städ­te­bau­lich nicht von der Sonnen­straße, sondern von der Vete­ri­närstraße her erschlossen mit einem “Auftakt­platz”. Deswegen an dieser Stelle kein Buswen­de­platz. Beim Busver­kehr haben Pünkt­lich­keit und Anschluss­fä­hig­keit an andere Verkehrs­ver­bin­dungen Vorrang. Ein zweiter S‑Bahn-Halt an der Sonnen­straße (“Ideal­lö­sung”) steht derzeit über­haupt nicht zur Debatte und wurde auch nicht erwähnt. Stell­plätze: Die Anzahl beruht auf den Erfah­rungen der Vergan­gen­heit. Keine Tief­ga­rage und kein Park­haus, weil Stell­plätze leichter zurück­ge­baut werden können, falls in Zukunft das indi­vi­du­elle Verkehrs­auf­kommen per PKW dras­tisch zurück­geht. Studen­ti­sches Wohnen: Das Studen­ten­heim am Schä­fer­anger ist derzeit nicht ausge­lastet. Für künftig notwen­diges studen­ti­sches Wohnen wird Baufläche beim LFG frei­ge­halten.

Für die Entwick­lung des Campus bestehe ein “hervor­ra­gendes öffent­li­ches Inter­esse”, die Ansied­lung der gesamten tier­ärzt­li­chen Fakultät werte die Gemeinde gene­rell und für die Zukunft auf, es sei eine gute Planung für die nächsten 50 Jahre, das Gelände werde viel schöner als vorher, so Stimmen aus dem Plenum und von Bürger­meister Markus Böck.

Die aktu­elle Fassung des Bebau­ungs­plans wurde im Bauaus­schuss mehr­heit­lich abge­segnet, mit 3 Gegen­stimmen von den Grünen, inklu­sive einer Proto­koll­notiz, dass die Ableh­nung durch die Grünen wegen der Allee erfolge. Andrea Wörle

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5 Kommentare

  1. Wenn die LMU ein Hoch­si­cher­heits­ge­biet oder ein Gefängnis wäre, dann wäre ein einziger Zugang sinn­voll. Aber wenn man möchte, dass auch Leute zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV anreisen können, dann braucht man kurze Wege. Und für den ÖPNV mit Bussen in Ost-West-Rich­tung gibt es sowieso keine andere sinn­volle Möglich­keit.

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  2. In dieser Mail entspricht nicht eine einzige Behaup­tung auch nur annä­hernd der Wahr­heit. Bei der Bera­tung im Bau- und Werk­aus­schuss wurden alle Einwen­dungen der Bürger und der Träger öffent­li­chen Belange in einem eigenen Referat vorge­stellt. Von den 70 bereit gestellten Stühlen wurden genau drei besetzt!

    Aber wer nicht zuhören möchte, wird auch keine Argu­mente lesen, daher verzichte ich darauf, diese hier im Detail darzu­stellen.

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    • Schön, dass 70 Stühle bereit­ge­stellt waren — eine Einla­dung zur Ausschuss­sit­zung zu entde­cken, bedurfte schon detek­ti­vi­scher Fähig­keiten.

      Liest man die Antworten auf die Einwen­dungen — auch das Proto­koll muss man erst mal finden — gibt’s häufig als Ableh­nungs­grund „öffent­li­ches Inter­esse“!! Sorry, anschei­nend wird hier das „öffent­liche“ Inter­esse der LMU höher einge­stuft als Nach­teile, die wir Bürger tragen werden …
      Lösungs­al­ter­na­tiven, die even­tuell eine Umpla­nung im Campus notwendig gemacht hätten, anschei­nend Fehl­an­zeige!

      Haupt­sache, die Gemeinde kann sich als „Univer­si­täts­stadt“ schmü­cken …

      Zum Thema „Allee­cha­rakter“ der Vete­ri­närs­trasse, der ja auch nach Meinung unseres 3. Bürger­meis­ters durch die Wieder­an­pflan­zung erhalten bleibt: zu meiner Einwen­dung, inwie­weit das Durch­fahrts­verbot für Laster ohne Anliegen und 30er-Zone wurde mir bekundet, dass dies recht­lich frag­lich wäre = alle Laster — unab­hängig vom Fahrt­ziel — werden munter diesen Schleichweg nutzen … und das soll Allee­cha­rakter haben???

      Zum Thema Unter­brin­gung der Studenten: der Verweis auf leer­ste­hende Zimmer im bestehenden Studen­ten­heim sowie die geplanten Wohnungen macht nicht nur mich fassungslos! Im letzten Jahr war ich im Vorzimmer des Dekans, hatte einen Aushang für eine zu vermie­tende kleine Wohnung ange­boten — die anwe­senden Mitar­bei­te­rinnen verstehen die Welt nicht mehr, dass ein solches Groß­pro­jekt die Wohn­raum­frage komplett igno­riert!!

      Joachim Dähler

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  3. Ich kann bis heute keinen vernünf­tigen und/oder prag­ma­ti­schen Grund erkennen, weshalb die Erschlie­ßung des LMU-Campus genau über die Vete­ri­närstraße erfolgen muss. Vorkom­men­tator R. Wein­zierl hat diese “Notwen­dig­keit” klar wider­legt. Ebenso sind die höchst­wahr­schein­lich tatsäch­li­chen Gründe “zweite Zufahrt für geplantes Gewer­be­ge­biet im Land­schafts­schutz­ge­biet” und “Umfah­rung der Ampel B471/Sonnenstrasse” wieder mal verschwiegen oder zumin­dest nur geflüs­tert worden. Eine wohl sehr nütz­liche Vorge­hens­weise, wie auch die im Artikel “Einla­dung zur Bürger­fra­ge­stunde” zeigt, welche wohl nur genehmen Einge­weihten bekannt war. Was im Zusam­men­hang die Kritiker wieder mal leise stimmen soll, ist die geringe Anzahl an Baum­fäl­lungen und große Anzahl von Baum­ver­pflan­zungen. Auch hier sagt keiner was zu den Folge­kosten. Große verpflanzte Bäume benö­tigen über einen langen Zeit­raum hinweg wöchent­lich 6000–8000 Liter Wasser, um wieder richtig anzu­wachsen…

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  4. Ich finde es Wahn­sinn, den Campus über die Vete­ri­närstraße zu erschließen. Zudem exis­tieren
    bereits zwei Abzweige zum LMU Campus an der Sonnen­straße.

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