Aus dem Bauausschuss
Am Montag, dem 25. September, fand die erste Bauausschuss-Sitzung nach der Sommerpause statt. Die Tagesordnung war lang. Den meisten Raum nahm die Erörterung des Bebauungsplans Nr. 31b (2. Änderung) ein, des “Sondergebiets Wissenschaft, Tierärztliche Fakultät, Südlich der Veterinärstraße”, wie das Baugebiet amtlich heißt.
Hierzu hatte es viele Einwendungen von Oberschleißheimer Bürgerinnen und Bürgern gegeben, insbesondere von der Bürgerinitiative “Klima & Naturschutz in Oberschleißheim”: gegen die Teilfällung der historischen Allee zur Verbreiterung der Veterinärstraße, generell gegen die erweiterte Verkehrserschließung des Geländes über St. Hubertus- und Veterinärstraße, gegen die Anzahl der PKW-Stellplätze, bis zur Frage, wie es bei dieser Umsiedlung überhaupt mit dem knappen Wohnraum in der Gemeinde aussieht, zum Beispiel für Studierende. Bei den Einwendungen waren auch zahlreiche alternative Lösungsvorschläge gemacht worden.
Vor Gemeinderatssitzungen können Bürger Fragen stellen (sofern welche anwesend sind, was nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Regel nicht der Fall ist). Bei Ausschusssitzungen ist dies nicht üblich. Für diesen Bauausschuss-Termin war wegen des umstrittenen Themas Tierärztliche auch eine Bürgerfragestunde vorgesehen. Allerdings ging dies aus der öffentlichen Einladung nicht hervor. Und so war von den Einheimischen, die Einwendungen artikuliert hatten, auch niemand da.
Die Einwendungen und Alternativvorschläge wurden in der Sitzung erörtert. Diese Aufgabe unter Einbeziehung von Fachgutachtern übernahm in einem Vortrag Frau Dipl.-Ing. Kastrup vom Regionalen Planungsverband (Zuständigkeit Äußerer Wirtschaftsraum München), die hierfür in die Sitzung eingeladen war.
Das Ergebnis (aber nur in aller Kürze): Die Einwendungen bzw. Alternativvorschläge sind nicht umsetzbar. Die Allee ist nicht Bestandteil des historischen Ensembles, nur 9 von 47 Bäumen müssen gefällt werden, die anderen werden umgepflanzt, insgesamt werden 720 Bäume neu gepflanzt und im Inneren des Geländes entstehen hochwertige Freiflächen, die mehr Aufenthaltsqualität “als der Acker vorher” haben, es gibt zudem Ersatzhabitate für Vögel und Fledermäuse. Das Gelände der Tierärztlichen Fakultät wird städtebaulich nicht von der Sonnenstraße, sondern von der Veterinärstraße her erschlossen mit einem “Auftaktplatz”. Deswegen an dieser Stelle kein Buswendeplatz. Beim Busverkehr haben Pünktlichkeit und Anschlussfähigkeit an andere Verkehrsverbindungen Vorrang. Ein zweiter S‑Bahn-Halt an der Sonnenstraße (“Ideallösung”) steht derzeit überhaupt nicht zur Debatte und wurde auch nicht erwähnt. Stellplätze: Die Anzahl beruht auf den Erfahrungen der Vergangenheit. Keine Tiefgarage und kein Parkhaus, weil Stellplätze leichter zurückgebaut werden können, falls in Zukunft das individuelle Verkehrsaufkommen per PKW drastisch zurückgeht. Studentisches Wohnen: Das Studentenheim am Schäferanger ist derzeit nicht ausgelastet. Für künftig notwendiges studentisches Wohnen wird Baufläche beim LFG freigehalten.
Für die Entwicklung des Campus bestehe ein “hervorragendes öffentliches Interesse”, die Ansiedlung der gesamten tierärztlichen Fakultät werte die Gemeinde generell und für die Zukunft auf, es sei eine gute Planung für die nächsten 50 Jahre, das Gelände werde viel schöner als vorher, so Stimmen aus dem Plenum und von Bürgermeister Markus Böck.
Die aktuelle Fassung des Bebauungsplans wurde im Bauausschuss mehrheitlich abgesegnet, mit 3 Gegenstimmen von den Grünen, inklusive einer Protokollnotiz, dass die Ablehnung durch die Grünen wegen der Allee erfolge. Andrea Wörle
Wenn die LMU ein Hochsicherheitsgebiet oder ein Gefängnis wäre, dann wäre ein einziger Zugang sinnvoll. Aber wenn man möchte, dass auch Leute zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV anreisen können, dann braucht man kurze Wege. Und für den ÖPNV mit Bussen in Ost-West-Richtung gibt es sowieso keine andere sinnvolle Möglichkeit.
In dieser Mail entspricht nicht eine einzige Behauptung auch nur annähernd der Wahrheit. Bei der Beratung im Bau- und Werkausschuss wurden alle Einwendungen der Bürger und der Träger öffentlichen Belange in einem eigenen Referat vorgestellt. Von den 70 bereit gestellten Stühlen wurden genau drei besetzt!
Aber wer nicht zuhören möchte, wird auch keine Argumente lesen, daher verzichte ich darauf, diese hier im Detail darzustellen.
Schön, dass 70 Stühle bereitgestellt waren — eine Einladung zur Ausschusssitzung zu entdecken, bedurfte schon detektivischer Fähigkeiten.
Liest man die Antworten auf die Einwendungen — auch das Protokoll muss man erst mal finden — gibt’s häufig als Ablehnungsgrund „öffentliches Interesse“!! Sorry, anscheinend wird hier das „öffentliche“ Interesse der LMU höher eingestuft als Nachteile, die wir Bürger tragen werden …
Lösungsalternativen, die eventuell eine Umplanung im Campus notwendig gemacht hätten, anscheinend Fehlanzeige!
Hauptsache, die Gemeinde kann sich als „Universitätsstadt“ schmücken …
Zum Thema „Alleecharakter“ der Veterinärstrasse, der ja auch nach Meinung unseres 3. Bürgermeisters durch die Wiederanpflanzung erhalten bleibt: zu meiner Einwendung, inwieweit das Durchfahrtsverbot für Laster ohne Anliegen und 30er-Zone wurde mir bekundet, dass dies rechtlich fraglich wäre = alle Laster — unabhängig vom Fahrtziel — werden munter diesen Schleichweg nutzen … und das soll Alleecharakter haben???
Zum Thema Unterbringung der Studenten: der Verweis auf leerstehende Zimmer im bestehenden Studentenheim sowie die geplanten Wohnungen macht nicht nur mich fassungslos! Im letzten Jahr war ich im Vorzimmer des Dekans, hatte einen Aushang für eine zu vermietende kleine Wohnung angeboten — die anwesenden Mitarbeiterinnen verstehen die Welt nicht mehr, dass ein solches Großprojekt die Wohnraumfrage komplett ignoriert!!
Joachim Dähler
Ich kann bis heute keinen vernünftigen und/oder pragmatischen Grund erkennen, weshalb die Erschließung des LMU-Campus genau über die Veterinärstraße erfolgen muss. Vorkommentator R. Weinzierl hat diese “Notwendigkeit” klar widerlegt. Ebenso sind die höchstwahrscheinlich tatsächlichen Gründe “zweite Zufahrt für geplantes Gewerbegebiet im Landschaftsschutzgebiet” und “Umfahrung der Ampel B471/Sonnenstrasse” wieder mal verschwiegen oder zumindest nur geflüstert worden. Eine wohl sehr nützliche Vorgehensweise, wie auch die im Artikel “Einladung zur Bürgerfragestunde” zeigt, welche wohl nur genehmen Eingeweihten bekannt war. Was im Zusammenhang die Kritiker wieder mal leise stimmen soll, ist die geringe Anzahl an Baumfällungen und große Anzahl von Baumverpflanzungen. Auch hier sagt keiner was zu den Folgekosten. Große verpflanzte Bäume benötigen über einen langen Zeitraum hinweg wöchentlich 6000–8000 Liter Wasser, um wieder richtig anzuwachsen…
Ich finde es Wahnsinn, den Campus über die Veterinärstraße zu erschließen. Zudem existieren
bereits zwei Abzweige zum LMU Campus an der Sonnenstraße.