Start­schuss für Gewer­be­ge­biet

30.09.2020 | Rathaus | 2 Kommentare

Mit drei Jahren Verspä­tung soll das neue Gewer­be­ge­biet am west­li­chen Ortstrand südlich der Dach­auer Straße nun doch entwi­ckelt werden. Der Gemein­derat leitete jetzt die nötige Ände­rung des Flächen­nut­zungs­planes ein und bean­tragte im Land­ratsamt, für das Gebiet rund 15 Hektar Fläche aus dem Land­schafts­schutz­ge­biet auszu­klam­mern.

Die neuen Entwürfe sehen nun vor, dass sich west­lich der St. Hubertus-Straße an den bestehenden Orts­rand zunächst eine Wohn­zeile anschließt, in der Studen­ten­woh­nungen ange­sie­delt werden sollen oder auch Kurz­zeit-Wohnungen für Gäste der Uni.

Auch für eine Erwei­te­rung des Lehr- und Versuchs­gutes der Univer­sität soll eine Fläche reser­viert werden. West­lich anschlie­ßend soll sich dann das neue Gewer­be­ge­biet fast bis zur künf­tigen Umge­hungs­straße des Ortes parallel zur Auto­bahn ziehen; von der Umgeh­gungs­straße aus soll es auch erschlossen werden.

Die Entschei­dung für den Standort war schon 2017 getroffen worden, aller­dings war es nie zu weiteren Schritten gekommen. Vom dama­ligen Bürger­meister war dies stets mit schwie­rigen Verhand­lungen mit einer Grund­stücks­ge­sell­schaft des Frei­staats Bayern als Grund­ei­gen­tümer begründet worden.

Im Kommu­nal­wahl­kampf wurde dann urplötz­lich ein Bürger­work­shop zur Stand­ort­suche für ein neues Gewer­be­ge­biet eröffnet. Der neue Bürger­meister Markus Böck berich­tete nun über eher koope­ra­tive Verhand­lungen. Er sei „sehr froh, dass wir so weit sind“, sagte er. Es seien frei­lich „noch einige Hürden zu gehen“.

Bei der Entschei­dung 2017 hatten CSU und Grüne einen anderen Standort favo­ri­siert, die Grünen stimmten nun weiterhin gegen die Aufnahme des Gewer­be­ge­biets in die Leit­pläne, von der CSU nur noch Peter Bent­hues. Auch Hans Negele (FW) stimmte dagegen, so große land­wirt­schaft­liche Flächen aufzu­geben. Mit 16:7 Stimmen beschlossen SPD, die Mehr­heiten in CSU und FW sowie die FDP die Plan­än­de­rung zugunsten des Stand­orts.

Die Grafik der Gemeinde zeigt im schwarz gestri­chelten Umgriff das Planungs­ge­biet; rechts rot hinter­legt ist das neue Wohn­ge­biet, grau hinter­legt das Gewer­be­ge­biet. Zur Dach­auer Straße soll es von einem Grün­gürtel getrennt sein, die Erschlie­ßung erfolgt über die gestri­chelte Linie links von der künf­tigen Umge­hungs­straße her, die eben­falls gestri­chelt ist. Das rot gezeich­nete Wohn­ge­biet jenseits der Dach­auer Straße ist die Ertl­sied­lung.

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2 Kommentare

  1. Muss die Gemeinde dafür eigent­lich auch Ausgleichs­flä­chen schaffen?

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  2. Grüne stellen sich gegen ein neues Gewer­be­ge­biet im Land­schafts­schutz­ge­biet

    In der Gemein­de­rats­sit­zung am 29.09.2020 wurde die Heraus­nahme eines 15 ha großen Grund­stücks südlich der B471 aus der Land­schafts­schutz­ge­biets­ver­ord­nung beschlossen, um diese Fläche als zukünf­tiges Gewer­be­ge­biet ausweisen zu können.

    Die Grüne Frak­tion stimmte einstimmig gegen diesen Antrag und möchte nun ihr Abstim­mungs­ver­halten erläu­tern:

    Die Fläche des geplanten neuen Gewer­be­ge­biets befindet sich derzeit noch im Land­schafts­schutz­ge­biet „Münchner Norden“ und ist der entspre­chenden Land­schafts­schutz­ge­biets­ver­ord­nung unter­worfen. Ziel dieses Land­schafts­schutz­ge­bietes ist es, „die Leis­tungs­fä­hig­keit des Natur­haus­halts zu erhalten und die Lebens­be­din­gungen für eine stand­ort­ge­rechte Arten­viel­falt zu sichern.“ Darüber hinaus soll laut Land­schafts­schutz­ge­biets­ver­ord­nung die Viel­falt und Eigenart des Land­schafts­bildes der Münchner Schot­ter­ebene mit den sich abwech­selnden verschie­denen Lebens­räumen erhalten werden. Gerade die Fläche südlich der B471 spielt hierbei eine zentrale Rolle und ist daher auch als beson­ders sensibel fest­ge­legt und hat laut Regio­nal­plan “als regio­naler Grünzug beson­dere Bedeu­tung für das Bioklima und den Luft­aus­tausch, die Erho­lungs­nut­zung sowie die Glie­de­rung des Sied­lungs­raums.“

    Demzu­folge ist die Umwand­lung dieser Fläche in ein Gewer­be­ge­biet ökolo­gisch in keinster Weise zu recht­fer­tigen.

    Da sich Gemeinden in der Regel zu großen Teilen über die Gewer­be­steuer der ansäs­sigen Unter­nehmen finan­zieren, sind die Bemü­hungen der Gemeinde Ober­schleiß­heim, neues Gewerbe an den Ort zu binden, richtig und wichtig. Dabei ist jedoch immer auf das rich­tige Augenmaß zu achten.

    Während der Busi­ness-Campus Unter­schleiß­heim in regel­mä­ßigen Abständen ganz­seitig in Zeitungen mit freien Gewer­be­flä­chen wirbt und auch das Kory­feum in unserer Nach­bar­ge­meinde noch „Büro­flä­chen in allen Größen“ zur Vermie­tung anbietet, ist es in unseren Augen ein fatales und falsches Zeichen, Land­schafts­schutz­ge­biete in Gewer­be­flä­chen umzu­wan­deln.

    Nach den Worten unseres Bürger­meis­ters soll hoch­wer­tiges Gewerbe entstehen, dies sehen wir Grüne aber sehr skep­tisch. Wir befinden uns in einer Zeit der Rezes­sion und schaffen es momentan nicht einmal, die vorhan­denen Gewer­be­flä­chen in Unter­schleiß­heim und die freien Gewer­be­flä­chen in unserem Gemein­de­ge­biet zu vermieten. Die Gemeinde muss bei der Auswei­sung massiv in Vorleis­tung gehen und wir befürchten, dass in Zeiten von Home­of­fice die erhofften Gewer­be­partner (Büro­flä­chen) ausbleiben. Für die auto­bahn­nahe Fläche genau gegen­über des Plan­ge­bietes, also nörd­lich der B471, prognos­ti­ziert die Mach­bar­keits­studie des Planungs­ver­bandes Äußerer Wirt­schafts­raum wort­wört­lich: “Für Verwal­tungen, Büro­nut­zungen und andere tertiäre Arbeits­stätten ist der Standort weniger geeignet, für über­ört­lich bedeut­same Transport‑, Lager‑, Groß­han­dels- und Zulie­fer­be­triebe mit einem hohen Bedarf an Fläche und leis­tungs­fä­higem Stra­ßen­an­schluss sehr.”

    Dasselbe gilt also für das aktu­elle Plan­ge­biet!

    Dass der denk­mal­ge­schützte Kanal mehr­fach gequert werden muss und dadurch eine erheb­liche Beein­träch­ti­gung zur Folge hätte, blenden die meisten Gemein­de­rats­kol­legen und ‑kolle­ginnen komplett aus.

    Aus diesen Gründen werden wir als Grüne uns auch weiterhin gegen ein Gewer­be­ge­biet südlich der B471 einsetzen.

    Freund­liche Grüße
    Chris­toph Münster
    Bündnis 90/Die Grünen, Spre­cher

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