Private Betreiber planen eine Feuerbestattungsanlage für den Großraum München am Friedhof Hochmutting entstehen. Der historische Friedhof unmittelbar an der Autobahnausfahrt der A99 und wenige Meter von der Bundesstraße B13 böte als Standort „ideale Voraussetzungen“, betonte Interessent Rainer Lachermann vor dem Gemeinderat. Bürgermeister Markus Böck nannte die Pläne „wirklich sehr interessant“.
Im Großraum München würden jährlich rund 20.000 Einäscherungen vorgenommen, heißt es in der Marktanalyse der Projektbetreiber. Bundesweit sei die Quote an Feuerbestattungen von unter 20 Prozent in den 1960er Jahren auf 73 Prozent im Jahr 2018 gewachsen, Tendenz steigend.
In Hochmutting soll ein etwa 1200 Quadratmeter großes Krematorium entstehen, in dem fünf Mitarbeiter beschäftigt sein sollen. Etwa 3000 Einäscherungen jährlich könnten doch vorgeneommen werden.
Das Krematorium würde laut den Projektunterlagen für die Gemeinde wesentliche Infrastruktur des Friedhofs zur Verfügung stellen. So könnte die sanierungsbedürftige Leichenhalle abgerissen werden, für die ein Ertüchtigungsaufwand von 1,5 Millionen Euro kalkuliert ist. Eine neue Aussegnungshalle, Kühlraum, Toilettenanlagen und sogar ein kleines Tagescafé könnten in der Feuerbestattungsanlage mitgenutzt werden.
Während der Bürgermeister vorschlug, gleich in vertiefende Planungen einzusteigen, hat sich der Gemeinderat erstmal Bedenkzeit ausgebeten. Erich Elsner mahnte an, dass der Standort in einem Landschaftsschutzgebiet doch ein „ökologisch sehr sensibler Bereich“ sei. Ein Krematorium wäre wohl „ein schwerer Eingriff in ein Naherholungsgebiet“. Brigitte Scholle forderte, angesichts der emotionalen Materie unbedingt eine breite Bürgerbeteiligung zu initiieren.
Meine erste Assoziation war: Ist es klug, in der Nähe von Dachau und dem KZ ein Krematorium zu errichten?
Den Bericht über die geplante Ansiedlung eines Krematoriums in Hochmutting habe ich mit Interesse gelesen und bedacht.
Die Argumente, was ein solches Krematorium an Infrastruktur für unseren Friedhof zur Verfügung stellen und damit der Gemeinde Ausgaben ersparen könnte, könnte natürlich, neben der zu erwartenden Gewerbesteuer, ein Argument für eine solche Ansiedlung sein.
Dennoch wird man bei genauerem Durchspielen der Situation sehr schnell sehr nachdenklich.
Der für mich wesentliche Punkt ist, dass unser Friedhof sehr schön in der Landschaft liegt, im Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet. Und das sollten wir unbedingt so erhalten!
Neben dem Bau ist ja auch die Verkehrserschließung zu bedenken. 3000 Einäscherungen im Jahr sind (bei 50 Wochen Betrieb im Jahr) 60 pro Woche, ca 10 pro Tag. Der dafür zu erwartende Verkehr wird auf der Münchner Allee und dem Königsstrasserl nicht möglich sein und darum sehr bald dort einen angemessenen Straßenbau nach sich ziehen müssen. Es sind ja nicht nur die Bediensteten des Krematoriums. Die Trauerhalle und das Tagescafe werden sicher nicht leer bleiben sollen. Die schöne Birkenallee, auf der Begegnungen zweier PKW derzeit nur sehr schwer möglich sind, dahin! Der Parkplatz wird für die zu erwartende Spitzenberlastung ausgelegt werden müssen.
Insgesamt würde das Krematorium mit Parkplatz, Straßenbau und dem Verkehr durch meist auswärtige Trauergäste den Charakter unseres Friedhofs und des Weges zwischen der Einmündung von der Staatsstraße bis zum Friedhof völlig verändern. Die Jägerstraße, zumindest aber Münchner Allee und Königsstrasserl würden auf dieser Strecke wohl ertüchtigt werden müssen. Auch dieser Weg ist Teil eines wichtigen Naherholungsgebietes. Und die Ersparnis für Einrichtungen des Friedhofs würde für den Bau von Gemeindestraßen wieder aufgebraucht.
Darum appelliere ich an den Gemeinderat, das Projekt abzulehnen!
Peter Lemmen