Krema­to­rium für Hoch­mut­ting?

01.07.2020 | Rathaus | 2 Kommentare

Private Betreiber planen eine Feuer­be­stat­tungs­an­lage für den Groß­raum München am Friedhof Hoch­mut­ting entstehen. Der histo­ri­sche Friedhof unmit­telbar an der Auto­bahn­aus­fahrt der A99 und wenige Meter von der Bundes­straße B13 böte als Standort „ideale Voraus­set­zungen“, betonte Inter­es­sent Rainer Lacher­mann vor dem Gemein­derat. Bürger­meister Markus Böck nannte die Pläne „wirk­lich sehr inter­es­sant“.

Im Groß­raum München würden jähr­lich rund 20.000 Einäsche­rungen vorge­nommen, heißt es in der Markt­ana­lyse der Projekt­be­treiber. Bundes­weit sei die Quote an Feuer­be­stat­tungen von unter 20 Prozent in den 1960er Jahren auf 73 Prozent im Jahr 2018 gewachsen, Tendenz stei­gend.

In Hoch­mut­ting soll ein etwa 1200 Quadrat­meter großes Krema­to­rium entstehen, in dem fünf Mitar­beiter beschäf­tigt sein sollen. Etwa 3000 Einäsche­rungen jähr­lich könnten doch vorge­neommen werden.

Das Krema­to­rium würde laut den Projekt­un­ter­lagen für die Gemeinde wesent­liche Infra­struktur des Fried­hofs zur Verfü­gung stellen. So könnte die sanie­rungs­be­dürf­tige Leichen­halle abge­rissen werden, für die ein Ertüch­ti­gungs­auf­wand von 1,5 Millionen Euro kalku­liert ist. Eine neue Ausseg­nungs­halle, Kühl­raum, Toilet­ten­an­lagen und sogar ein kleines Tages­café könnten in der Feuer­be­stat­tungs­an­lage mitge­nutzt werden.

Während der Bürger­meister vorschlug, gleich in vertie­fende Planungen einzu­steigen, hat sich der Gemein­derat erstmal Bedenk­zeit ausge­beten. Erich Elsner mahnte an, dass der Standort in einem Land­schafts­schutz­ge­biet doch ein „ökolo­gisch sehr sensi­bler Bereich“ sei. Ein Krema­to­rium wäre wohl „ein schwerer Eingriff in ein Naherho­lungs­ge­biet“. Brigitte Scholle forderte, ange­sichts der emotio­nalen Materie unbe­dingt eine breite Bürger­be­tei­li­gung zu initi­ieren.

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2 Kommentare

  1. Meine erste Asso­zia­tion war: Ist es klug, in der Nähe von Dachau und dem KZ ein Krema­to­rium zu errichten?

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  2. Den Bericht über die geplante Ansied­lung eines Krema­to­riums in Hoch­mut­ting habe ich mit Inter­esse gelesen und bedacht.

    Die Argu­mente, was ein solches Krema­to­rium an Infra­struktur für unseren Friedhof zur Verfü­gung stellen und damit der Gemeinde Ausgaben ersparen könnte, könnte natür­lich, neben der zu erwar­tenden Gewer­be­steuer, ein Argu­ment für eine solche Ansied­lung sein.

    Dennoch wird man bei genauerem Durch­spielen der Situa­tion sehr schnell sehr nach­denk­lich.

    Der für mich wesent­liche Punkt ist, dass unser Friedhof sehr schön in der Land­schaft liegt, im Land­schafts­schutz- und Naherho­lungs­ge­biet. Und das sollten wir unbe­dingt so erhalten!

    Neben dem Bau ist ja auch die Verkehrs­er­schlie­ßung zu bedenken. 3000 Einäsche­rungen im Jahr sind (bei 50 Wochen Betrieb im Jahr) 60 pro Woche, ca 10 pro Tag. Der dafür zu erwar­tende Verkehr wird auf der Münchner Allee und dem Königs­stras­serl nicht möglich sein und darum sehr bald dort einen ange­mes­senen Stra­ßenbau nach sich ziehen müssen. Es sind ja nicht nur die Bediens­teten des Krema­to­riums. Die Trau­er­halle und das Tages­cafe werden sicher nicht leer bleiben sollen. Die schöne Birken­allee, auf der Begeg­nungen zweier PKW derzeit nur sehr schwer möglich sind, dahin! Der Park­platz wird für die zu erwar­tende Spit­zen­ber­las­tung ausge­legt werden müssen.

    Insge­samt würde das Krema­to­rium mit Park­platz, Stra­ßenbau und dem Verkehr durch meist auswär­tige Trau­er­gäste den Charakter unseres Fried­hofs und des Weges zwischen der Einmün­dung von der Staats­straße bis zum Friedhof völlig verän­dern. Die Jäger­straße, zumin­dest aber Münchner Allee und Königs­stras­serl würden auf dieser Strecke wohl ertüch­tigt werden müssen. Auch dieser Weg ist Teil eines wich­tigen Naherho­lungs­ge­bietes. Und die Ersparnis für Einrich­tungen des Fried­hofs würde für den Bau von Gemein­de­straßen wieder aufge­braucht.

    Darum appel­liere ich an den Gemein­derat, das Projekt abzu­lehnen!

    Peter Lemmen

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