Der alte Bahnhof ist verkauft — an einen privaten Investor. Die vom Verein „Verrückter alter Bahnhof Oberschleißheim (Vabosh)“ visionierte Nutzung als öffentliches Begegnungszentrum ist damit wohl gestorben. Der neue Eigentümer ist nicht bekannt. Bürgermeister Christian Kuchlbauer hat angekündigt, dass mit dem künftigen Besitzer eine öffentliche Nutzung, „zumindest in Teilbereichen angestrebt werden“ müsse.
Auf ausdrückliche Anfrage teilte die Bahn AG mit, dass der Zuschlag nun erfolgt sei, die notarielle Beurkundung stehe unmittelbar bevor. Die Gemeinde als Kaufinteressent mit einem Gebot im Verfahren und “Vabosh”, der sich seit Jahren um die Immobilie bemüht, haben noch keinerlei Information durch die Bahn bekommen.
Der Verein werde sich nun „über eine inhaltliche Neuausrichtung beraten“, sagte Vorsitzender Andreas Hofmann. Dazu muss nun erstmal ermittelt werden, wem der Bahnhof nun gehört und ob der neue Eigentümer einer teilweisen öffentlichen Nutzung aufgeschlossen wäre, erst dann werde es eine formale Stellungnahme des Vereins geben. Hofmann sagte, er „wünsche ihm eine glückliche Hand dabei, die historische Bedeutung dieses Gebäudes in die Zukunft zu tragen“.
Stinksauer sind Bürgermeister wie Verein auf das Gebaren der Bahn. „Wie Don Quichote nach zehn Jahren Kampf gegen Windmühlen“, fühle er sich, sagte „Vabosh“-Initiator und Vorstandsmitglied Walter Klar, „sprachlos, leer“. Auch Kuchlbauer zeigte sich „stark enttäuscht über die Informationspolitik zum Verkauf des Bahnhofes“. Trotz der eindeutigen Interessensbekundung durch das Rathaus und einer Vereinbarung, rechtzeitig informiert zu werden, habe man „mehr als kurzfristig davon Kenntnis bekommen“, so dass auch die Gemeinde nur improvisiert reagieren konnte. Auch der Käufer sei der Gemeinde „trotz Rückfrage noch nicht mitgeteilt worden“.
Das Vorgehen der Bahn entspreche „nicht einem modernen, bürgerfreundlichen Infrastrukturunternehmen des 21. Jahrhunderts, sondern erinnert mich vielmehr an eine überhebliche Obrigkeit aus früheren Zeiten“, klagt Hofmann. Der Verein habe nun „fünf Jahre lang intensiv Zeit, Geld, und Nerven investiert, um den Alten Bahnhof zu erhalten und für die Öffentlichkeit nutzen zu können“.
Dass die Bahn diese Initiative, gestützt durch das offizielle Kaufsinteresse der Gemeinde, völlig ignoriert hat, ist für Hofmann ein Artmutszeuignis. „Eine Institution mit einer fast 200jährigen Tradition sollte die gesellschaftspolitische Verantwortung für ihr eigenes Erbe deutlicher erkennen“, moniert er.
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