Die Hof- und Festkultur des Barock soll in einem neuen Veranstaltungsformat dem barocken Bayern präsentiert werden: in einem der barocken Monumente des Landes, in Schloss Schleißheim. Die Premiere des „Churbayerischen Freudenfestes“, inszeniert von dem in Lustheim aufgewachsenen Historiker Marcus Junkelmann, wurde am Samstag geboten.
Reiterspiele und militärische Demonstrationen im Schlosspark waren den gesamten Nachmittag über öffentliche Attraktionen, gegen Abend hin verlagerte sich das Fest eintrittspflichtig in das Schloss. An die 400 Besucher genossen dort dann eine Modenschau barocker Gewänder, Tanztheater, Bauernmusik im Vestibül und Konzertantes in oberen Gemächern und in der Nacht abschließend eine Kampfinszenierung mit Kanonen und Gewehrsalven beim Kampf um die „Inselfestung“ in der Kaskade im Schlosspark, die in ein finales Feuerwerk mündete.
Junkelmann, in Schleißheim bekannt als Impressario der Jubelfeier zur 1250-Jahr-Feier der Gemeinde, hatte den Prototyp eines derartigen Freudenfestes zum 350. Geburtstag von Kurfürst Max Emanuel 2012 kreiert, im Vorjahr gab es dann einen Versuch am Rande der Kutschengala, nicht recht fertig und dann auch noch vom Wetter zerzaust.
Ankerpunkt der Aufführung 2018 nun war im Großen Saal die erste Wiederaufführung einer Festkantate exakt 300 Jahre nach ihrer Entstehung. „Gia` dall‘ Isser ameno“, von der lieblichen Isar her, kündet vom Ruhm der bayerischen Kurprinzen, der Söhne Max Emanuels, die sich in der Feldschlacht gegen die Osmanen vor Belgrad bewährt hatten. Flora, die römische Göttin der Pflanzen, befiehlt, ihnen Kränze zu flechten, wobei die blaue Hyazinthe und die weiße Narzisse – weiß und blau bilden das bayerische Wappen – in Wettstreit um diese Ehre geraten.
Der Streit wird in einem Turnier ausgetragen. Holde Jungfrauen präsentieren die Ringe und die beiden blauen und weißen Pferdeattrappen preschen hier im Saal im Trippelschritt mit ihren Lanzen, den Ring zu stechen (Bild ob.). „Valore“, die Göttin der Tapferkeit, mit Engelsflügeln eingeschwebt, kränzt den Sieger. Die Posaunen schmettern, das Cembalo jubiliert.
Kostüme, Requisiten, Musik, der Ablauf der einzelnen Programmpunkte, Speisen und Getränke, alles lief in absoluter Treue zu den überlieferten Originalvorlagen ab. Es sollte „nicht eine Art barockes Oktoberfest“ geboten werden, betonte Junkelmann. Auch das Büffet war nach barocken Originalrezepten zubereitet worden, etwa mit „einer guten Suppen von Zwiebeln und Commiß-Brod“, wie sie während des Türkenkrieges serviert wurde, – und das war für manche Besucher arg gewöhnungsbürftig….
Paula Kleeberger, die Leiterin der Schlossverwaltung, fand den Abend „toll“. Das neue Fest „passt total zur Schlossanlage“. Bayerns Finanzminister Albert Füracker, der die Schirmherrschaft über das Spektakel übernommen hatte, freute sich über „eine großartige Gelegenheit, die Barockkultur in ihrer Fülle mit allen fünf Sinnen zu erleben“. Er hoffe, schrieb er im Vorfeld, „dass es sich zu einer Traditionsveranstaltung im bayerischen Kulturkalender entwickelt“.
Pünktlichkeit ist bekanntlich die Höflichkeit der Könige. Da darf der Kurfürst auch mal ein paar Minuten später kommen. Ärgerlich war nur, dass das Buffet eine halbe Stunde zu spät begann, lange Schlange bedingte und zum Ausgleich dann eine halbe Stunde früher abgeräumt würde. Wer sich die Tanzszenen angeschaut hatte, bekam daher keinen Nachtisch.
Auch die Stühle waren knapp. Der Zeitgenosse, der „seinen“ reservierten Stuhl gewaltsam räumte, war hier fehl am Platze.