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Eine Schleiß­hei­merin als Chef­hos­tess bei den Olym­pi­schen Spielen 1972

29.06.2025 | Persönlichkeiten | 0 Kommentare

Schleiß­heimer Geschichten: eine Begeg­nung im Quar­tiers­laden WIR

Die Olym­pi­schen Sommer-Spiele 1972 fanden bekannt­lich in München statt, ein bis heute prägendes Ereignis für die Stadt. Nun will München sich wieder als Veran­stal­tungsort für Olym­pi­sche Spiele bewerben. Das ruft viele Erin­ne­rungen wach gerade bei Menschen, die diese Zeit miter­lebt haben. Uta Menzer, seit vielen Jahr­zehnten in Ober­schleiß­heim lebend, gehört zu ihnen. Viele kennen sie durch ihr Enga­ge­ment in der Gemeinde, sei es im Chor, sei es bei den Freunden von Schleiß­heim.

1972 war sie noch keine Ober­schleiß­hei­merin, hatte sich aber erfolg­reich als Hostess für die Spiele beworben und sollte sogar zu dem Kreis der Chef­hos­tessen gehören, in einem der berühmten hell­blauen Dirndl. Zur Einwei­sung in diese Aufgabe gehörte der Besuch der Sport­stätten wie der Regatta-Anlage Ober­schleiß­heim. Während dieser Fort­bil­dung lernte sie auch Silvia Sommerlath kennen und schätzen, die spätere schwe­di­sche Königin.

Vorher hatte die ausge­bil­dete Fremd­spra­chen­se­kre­tärin schon viel von der Welt gesehen. Sie hatte in Paris gelebt und 1966 nach einer Grey­hound-Reise durch die USA in Washington sogar Robert und Edward Kennedy persön­lich kennen­ge­lernt. Von Robert Kennedy bekam sie ein Auto­gramm, “Für Utah”, weil er dachte, sie heißt wie der ameri­ka­ni­sche Bundes­staat.

Solche Erfah­rungen und ihre hervor­ra­genden Fremd­spra­chen­kennt­nisse, zu denen bei der gebür­tigen Leip­zi­gerin auch ein biss­chen Russisch gehörte, kamen ihr zugute, als sie sich als Hostess bewarb. Es gab 8.000 Bewer­bungen, ca. 2.000 Bewer­be­rinnen wurden ange­nommen, davon wurden 150 Chef­hos­tessen. So auch Uta Menzer.

Gedenkteller aus der Samm­lung Otto Bürger

In dieser Funk­tion war sie für sechs der Hostessen verant­wort­lich, die für Infor­ma­tion und Unter­stüt­zung der zahl­rei­chen inter­na­tio­nalen Gäste zu sorgen hatten. Bis zum 5. September 1972, als paläs­ti­nen­si­sche Terro­risten die israe­li­schen Sportler im Olym­pia­dorf über­fielen und als Geiseln nahmen, waren die Spiele so “heiter” wie geplant.

Nach der miss­glückten Befrei­ungs­ak­tion auf dem Flug­hafen Fürs­ten­feld­bruck waren 11 israe­li­sche Sportler, ein deut­scher Poli­zist und fünf der Terro­risten tot.

Danach war nichts mehr wie vorher, auch wenn es zahl­reiche deut­sche Gold­me­dail­len­ge­win­ne­rinnen und ‑gewinner wie Heide Rosen­dahl, Ulrike Meyf­arth oder Klaus Wolfer­mann gab.

Uta Menzer war am Tag des Atten­tats am Mari­enhof statio­niert. Es gab kein Brie­fing. In den Zeiten vor dem Internet dauerte es lange, bis über­haupt genauere Infor­ma­tionen über die schlimmen Ereig­nisse zu ihr durch­drangen, während sie mit ihren Kolle­ginnen versuchte, den “normalen” Betrieb aufrecht­zu­er­halten.

Wie geht es weiter, fragten sich alle, bis Avery Brundage, dama­liger Chef des IOC, beschloss, dass die Spiele nach einem Tag des Geden­kens weiter­gehen sollten. Durch die Verschie­bung mussten viele Gäste abreisen, bevor sie ihre Tickets nutzen konnten. Und so kam es, dass die Hostessen den Auftrag bekamen, zurück­ge­ge­bene Tickets zu verkaufen, obwohl das eigent­lich nicht ihre Aufgabe war.

Nach den Olym­pi­schen Spielen wech­selte Uta Menzer ihren Beruf und war ab September 1972 bei der Stadt München als Fach­leh­rerin für Maschi­nen­schreiben, Kurz­schrift und später Text­ver­ar­bei­tung ange­stellt. Noch heute begegnet sie manchmal ehema­ligen Schü­le­rinnen. Und 1975 zog sie mit ihrer Familie schließ­lich nach Ober­schleiß­heim.

Andrea Wörle

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