Ertragslage zufriedenstellend, Liquidität für die überschaubare Zukunft gesichert
Anfang Juni konnte Aussichtsratsvorsitzender Dr. Dieter Gruchmann (1. Bürgermeister der Stadt Garching) im Bürgersaal in Oberschleißheim 67 Mitglieder der Baugenossenschaft Ober- und Unterschleißheim und viele Gäste aus der Kommunalpolitik zur Mitgliederversammlung 2025 begrüßen.
Einmal mehr, ähnlich wie in wie in den Vorjahren, bedauerte Dr. Gruchmann, dass die Genossenschaft nicht gemäß ihrer eigentlichen Zielsetzung, nämlich günstigen, für jeden und jede erschwinglichen und nachhaltigen Wohnungsbau zu errichten, verwirklichen konnte.
Die Baugenossenschaft Ober- und Unterschleißheim eG besteht seit dem Jahr 1949 als Genossenschaft in Bayern. Aktuell bewirtschaftet das Unternehmen mehr als 600 eigene Wohnungen und verwaltet knapp 900 weitere Immobilien in der Region.
Dabei setzt die Baugenossenschaft Ober- und Unterschleißheim auf ihre nun schon seit 76 Jahren erfolgreichen Grundprinzipien: “Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung”, wie ihr geschäftsführender Vorstand Roland Graf anführte.
“Unsere Zahlen sind angesichts der Baukrise in den vergangenen Jahren unschlagbar, wir haben derzeit alles sehr gut im Griff”, sagte Graf. Mit der Entwicklung der drei Geschäftsbereiche Hausbewirtschaftung, Baumaßnahmen und Fremdverwaltung sei der Vorstand zufrieden. Das Eigenkapital (44% ) der Genossenschaft sei zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gestiegen — die Vermögenslage also “geordnet”.

Jann de Vries attestierte als Wirtschaftsprüfer “gesicherte Zukunftsfähigkeit für die überschaubare Zukunft” und lobte die soliden Investitionen ins Anlagegeschäft. Der Cashflow betrug im Jahr 2024 2.768.000 €.
Freilich bedauerte der Genossenschaftsvorstand samt Aufsichtsrat, dass im Augenblick nicht an die Schaffung von bezahlbarem Wohnungsbau zu denken sei. “Wenn wir bei den heutigen Preisen bauen würden, hätten wir unter dem Strich einen Mietpreis von 25,-€ pro Quadratmeter. Das nenne ich nicht sozialverträglich und das entspricht nicht unserer Zielsetzung”, mahnte Geschäftsführer Graf, “genossenschaftliche Wohneinheiten sind keine Spekulationsobjekte!” Den Verkauf einer genossenschaftlichen Wohnung vergangenes Jahr bezeichnete er als eine Ausnahme. “Wir geben aber nicht auf und irgendwann werden wir uns wieder dem sozialen Wohnungbau widmen!”
Untätig sei man aber während der Coronajahre und der Baukrise nicht gewesen. Für die Stadt Garching habe die Baugenossenschaft in den Jahren 2021 bis 2023 ein soziales Projekt, nämlich ein Mehrzweckhaus für soziale Einrichtungen, gebaut, in dem u.a. die VHS Garching, die Nachbarschaftshilfe mit Familienzentrum und andere soziale Einrichtungen ein neues Zuhause fanden. Das dafür notwendige ca. 3.000 m² große Grundstück wurde der Baugenossenschaft von der Stadt Garching in Erbpacht überlassen. Darauf entstand ein bautechnisch ökologisch- nachhaltiges Gebäude in Holzbauweise mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 3.080 m² und 39 Tiefgaragenstellplätzen bei einem Investitions-volumen von rd. 16,0 Mio. €. Die regenerative Energieversorgung wird durch den Anschluss an die Fernwärme der EWG und durch eine Photovoltaikanlage mit Speichersystem, die vorrangig das eigene Gebäude versorgt, abgerundet.
Die Baugenossenschaft wurde damit wieder einmal ihrer Verantwortung mit einer nachhaltigen und ökologischen Bauweise gerecht.
Der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Gruchmann schloss die Aussprache mit deutlicher Kritik an die Politik gerichtet: “Bei 10% Fluktuation im Landkreis München müssen die Gemeinden mit sozialem Wohnungsbau reagieren. Die Fördertöpfe aber sind leer, das Förderwesen ist insgesamt zu kompliziert! Bund und Freistaat müssen endlich handeln!”
Und bei aller Kritik hatte er auch einen Lösungsansatz parat: Die Bauunternehmer, die sozialen Wohnungsbau betreiben, von der Umsatzsteuer befreien.
Turnusgemäß wurde dann von den Mitgliedern der 1.Bürgermeister von Unterschleißheim, Christoph Böck, wieder in den Aufsichtsrat gewählt.
Ingrid Lindbüchl
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