Durch “interkulturelles Pendeln“ zwischen Deutschen und Zugewanderten im Dialog bleiben
Wertvolle Tipps für den Umgang mit Geflüchteten und anderen Fremden gab die Psychologin,
Psychotherapeutin und Autorin Barbara Abdallah-Steinkopff. In einem Vortrag vor dem Helferkreis (HK) Asyl und weiteren interessierten Zuhörern erklärte die Wissenschaftlerin ungewöhnliche Verhaltensweisen von Menschen aus fremden Ländern mit deren bisherigem „Lebenskontext“. Viele Geflüchtete sind in Diktaturen aufgewachsen. Wenn sie hier beispielsweise in Konflikte verwickelt waren, haben sie nicht Polizei und Justiz, sondern ihre Familie eingeschaltet.
Solche Differenzen spiegeln sich auch in Alltagsgewohnheiten wider. Viele Flüchtlinge sehen älteren Personen beim Gespräch nicht direkt in die Augen, weil dies in ihrer Heimat als unhöflich gilt. In Deutschland gilt genau das Gegenteil. Abdallah-Steinkopff wehrte sich, solche und andere abweichende Verhaltensweisen mit einer fremden „Kultur“ zu erklären. Wenn junge Geflüchtete hier mit machohaftem Auftreten auffallen, sei diese möglicherweise auf erzwungenes Nichtstun zurückführen. Wären sie in ihrem Herkunftsland geblieben, würden sie sich wahrscheinlich anders verhalten.
Die Wissenschaftlerin, die lange Jahre für das Münchner Beratungs- und Behandlungszentrum Refugio gearbeitet hat, warb für „interkulturelles Pendeln“ zwischen Deutschen und Zugewanderten. Wenn beide Seiten im Dialog Werte und Verhaltensweisen erklären, die für sie selbstverständlich seien, falle eine Verständigung wesentlich leichter. Ausdrücklich warnte Abdallah-Steinkopff davor, Heimweh von bzw. Rassismus gegenüber Fremden zu unterschätzen. Beides könne schwerwiegende psychische Folgen haben.
Stefan Bottler
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