Spinnen und Weben als Handwerk auf der Landesgartenschau präsentiert
Unter dem Motto “Vom Schaf zum Kleidungsstück” konnte man während der Oberschleißheimer Woche im Landkreispavillon “Sonnentreff” echte Spinnerinnen und eine Weberin erleben. Unter anderem wurde hier auch Wolle von der Hochmuttinger Schafzucht Hoyler verarbeitet.
Spinnen beruhigt und macht glücklich
“Nimm Zuflucht zum Spinnen, damit sich der Geist beruhigt. Die Musik des Rades ist Balsam für unsere Seele. Ich glaube, das Garn, das wir spinnen, ist in der Lage, die Risse in Kette und Schuss unseres Lebens zu flicken.“ Mahatma Gandhi
Wenn Traudl Lackerschmid aus Lustheim/Oberschleißheim sich an ihr Spinnrad setzt und aus gewaschener und gekämmter Rohwolle einen Wollfaden verspinnt, dann fallen, so sagt sie, “alle Alltagssorgen von einem ab und man wird innerlich ganz ruhig und zufrieden.”
Für die Landesgartenschau hat sie ihre beiden Freundinnen und Hobbygenossinen, Barbara Aufenanger aus Prien am Chiemsee und Barbara Samuel aus Olching mitgebracht. Alle drei sind sich einig: “Das Spinnen ist ein Handwerk, das es wert ist, erhalten zu bleiben.” Gerade Kinder seien die interessiertesten Ansprechpartner, weiß Traudl Lackerschmid und fügt hinzu: „Willst du in unserem Handwerk was erreichen, musst du die Jüngsten mitnehmen!“
Jede von ihnen hat ihr handgedrechseltes Spinnrad vor sich stehen. Mit einem Fußpedal, das möglichst rythmisch und gleichmäßig getreten werden muss, wird das Schwungrad gedreht und die Spindel angetrieben, um die sich dann der zum Garn verzwirbelte Wollfaden schlingt. Spinnen sieht zunächst einfach aus, jedoch braucht es lange Jahre Übung und Fingerspitzengefühl, bis ein gleichmäßiger Faden entsteht.
Ihren Mann, Hans Lackerschmid, im Berufsleben früher Hubschrauberpilot, hat Traudl Lackerschmid mit dem Spinnen auch angesteckt. Den erstaunten Besucherinnen und Besuchern demonstriert er, wie man ein kleines Ästchen als Spindel benutzen und in blanker Handarbeit, auch ohne Spinnrad, Wolle zu einem Faden verspinnen kann.
“Der Vorgang des Webens ist mit dem Essen der Nachspeise vergleichbar”, sagt Berufsweberin Anja Thalmeier. Um ein Stück Stoff zu weben, müsse zunächst enorme Vorarbeit geleistet werden. Die Kettfäden müssten dem geplanten Stoffmuster entsprechend gespannt und an den Litzen und Schäften verknotet werden. Gewebt werde mit Händen und Füßen, denn unten am Webstuhl sind Pedalleisten angebracht, die bei Betätigung jeweils die Kettfäden anheben. Dann wird mit dem “Schiffchen” der Schußfaden durchgeführt und mit dem großen Webkamm fixiert. Anja Thalmeier setzt sich dafür ein, dass das Weberhandwerk in unserer hochtechnisierten Welt trotzdem wieder als ernstzunehmender Berufszweig gesehen wird, denn von Hand gewebte Stoffe seien einfach von bester Qualität und einmaliger Schönheit.
Liebe Leserinnen und Leser,
mit diesem Artikel endet meine retrospektive Berichterstattung über die Oberschleißheimer Woche auf der Landesgartenschau. Ich kann nur sagen, dass Oberschleißheim im Landkreispavillon “Sonnentreff” und im Park-Pavillon ein echt tolles Programm geboten und unseren Ort noch bekannter und beliebter gemacht hat. Mir selbst hat es große Freude bereitet, eine ganze Woche lang täglich vor Ort zu sein, diese Programmpunkte koordiniert zu haben, mitgemacht, zugeschaut und berichtet zu haben.
Herzlichst, Ingrid Lindbüchl
Hier geht’s zu den anderen Oberschleißheimer Aktionen auf der Landesgartenschau:
Oberschleißheim auf der Landesgartenschau | schleissheimer-zeitung.de
Maja, die Biene von Schleißheim, geboren 1912 in Oberschleißheim | schleissheimer-zeitung.de
Blaskapelle Oberschleißheim begeistert die Besucher | schleissheimer-zeitung.de
“Klimaneutral 2035” war auch auf der Landesgartenschau | schleissheimer-zeitung.de
Funkverkehr und Schmankerlgarde rocken den Park-Pavillon | schleissheimer-zeitung.de
Herzlichen Dank für die unterhaltsamen und ausführlichen Berichte und Bilder von der Landesgartenschau. Ebenso vielen, vielen Dank an alle Akteure für ihr Engagement. So konnten alle Daheimgebliebenen täglich ein wenig an der Oberschleißheimer Woche teilhaben.
Na, das machte mir große Freud’ diesen Artikel zu sehen, denn ich bin Hans und Taudl Lackerschmids Cousine und lebe in Australien. Ja, einer spinnt immer — ich male Bilder und quilte (gut für die Seele), freu’ mich unheimlich…
Grüße an Euch alle im herrlichen Oberschleissheim, fest weitermachen!
Liebe Grüße,
Rosmarie Libiselleer