“Große Schuhe für den Bürger­meister”

27.05.2019 | Parteien | 0 Kommentare

Maxi­mi­lian Weiß, Orts­vor­sit­zender der SPD: “Die Argu­mente gegen die Stra­ßen­un­ter­füh­rung waren die trif­ti­geren. Für die Stra­ßen­un­ter­füh­rung wurden über­haupt keine Argu­mente gelie­fert, nur eine Forde­rung erhoben. Es gab nie Antworten auf konkrete Fragen. Meine Fragen hier im Leser­mail blieben unbe­ant­wortet. Für mich ist das eine große Luft­nummer. Wir werden jetzt aufmerk­same Beob­achter sein, ob die FW auch Wort halten. Eine Reali­sie­rungs­zeit von drei Jahren, wie sie Frau Kufer ins Spiel gebracht hat, ist sport­lich. Wir nehmen das aber gern zum Anlass, Bürger­meister Kuch­l­bauer daran zu messen.

Was mich stört, ist, dass aus der Debatte vorab nun irgend­welche Dinge in der Welt sind. Der Bürger­meister hat Behaup­tungen aufge­stellt und diese trotz öffent­li­cher Auffor­de­rung durch seine Vorgän­gerin nicht belegt. Er hat die Pflicht, seine Vorwürfe jetzt zu belegen und sich nicht wieder wegzu­du­cken.

Inter­es­sant wird auch, was jetzt mit dem Verkehrs­kon­zept wird, das der Gemein­derat gerade in Auftrag gegeben hat. Der Planer hatte ja ausdrück­lich gesagt, dass es wieder­sinnig ist, einen Aspekt daraus schon vorab fest­zu­legen.”

Hans Hirsch­feld, Orts- und Frak­ti­ons­vor­sit­zender der FW: “Wir Freien Wähler und die Initia­toren des Bürger­ent­scheids freuen uns sehr über dieses Ergebnis. Endlich ist der 30jährige Still­stand von der Bevöl­ke­rung beendet worden. Jetzt gilt es, wieder nach vorne zu schauen und diese unsäg­liche, zu nichts führende Ausein­an­der­set­zung der Parteien zu beenden.”

Markus Büchler, Land­tags­ab­ge­ord­neter (Grüne): “Ich bin gespannt, wie der Bürger­meister nun tatsäch­lich die Besei­ti­gung der Bahn­schranke voran­treiben will, denn er oder die Gemeinde ist gar nicht zuständig. Eine nega­tive Folge des Bürger­ent­scheids ist die vergif­tete Diskus­si­ons­kultur. Das hat der Gesell­schaft in Ober­schleiß­heim Schaden zuge­fügt. Es ist nun an ihm, die aufge­ris­senen Gräben wieder zu besei­tigen und Lösungen zu erar­beiten, die die Bürger in Ober­schleiß­heim zusam­men­führen anstatt zu spalten.”

Stel­lung­nahme der CSU: “Auch wenn der Bürger­ent­scheid denkbar knapp ausge­fallen ist, so ist es doch ein Votum der Mehr­heit der Ober­schleiß­heimer Bürger. Wir fühlen uns selbst­ver­ständ­lich diesem demo­kra­ti­schen Entscheid verpflichtet. Es ist nun Aufgabe unseres Bürger­meis­ters, die entspre­chenden Gespräche und Verhand­lungen zu führen.

Selbst­ver­ständ­lich werden wir hierbei, wie bei allen anderen Auftrags­er­tei­lungen an unseren Bürger­meister, unserer Sorg­falts­pflicht nach­kommen und den jewei­ligen Stand der Verhand­lungen in regel­mä­ßigen Abständen abfragen. Aufgrund unserer Infor­ma­tionen durch Gespräche mit dem zustän­digen Stra­ßen­bauamt und der Deut­schen Bahn sind wir der Meinung, dass eine Umset­zung des gefassten Bürger­ent­scheids aller­dings unzu­mutbar lange auf sich warten ließe und zudem die bindende Wirkung dieses Entscheides weithin über­steigt. Deswegen werten wir den Auftrag der Ober­schleiß­heimer Bürger auch als ein Votum, sich weiterhin verstärkt für schnell reali­sier­bare Besse­rungen des Verkehrs­pro­blems in unserem Ort einzu­setzen.”

Casimir Katz, Orts­vor­sit­zender der FDP: “Die Bürger haben Angst vor weiteren 20 Jahren mit Bahn­schranke und haben sich dafür entschieden, mit ‘allen verfüg­baren Mitteln’ nach Möglich­keiten einer Stra­ßen­un­ter­füh­rung zu suchen. Bislang gab es drei Vari­anten, die aus verschie­denen Gründen nicht umge­setzt wurden.

Eine Mischung aus über Jahr­zehnte aufge­stautem Frust und verzerrt darge­stellten Fakten im Wahl­kampf führte zu einer ‘einfa­chen Lösung’ oder eben zu einer starren Fest­le­gung (rein/raus, ja/nein). Von außen erscheint das Ergebnis skurril: Welcher Ort holt sich frei­willig eine Bundes­straße ‘hinein’?

Positiv gesehen ist es tatsäch­lich notwendig, als Basis von Entschei­dungen Planungen und Alter­na­tiven auszu­ar­beiten. Dies wird durch das Ergebnis mit Sicher­heit voran­ge­bracht. Wenn diese dann aber vorliegen, werden Gemein­derat und Bevöl­ke­rung eine finale Entschei­dung mitsamt objek­tiver Analyse der jewei­ligen Folgen bewerten müssen. Eine ähnliche Situa­tion wie beim Brexit darf nicht entstehen.”

Florian Spirkl, Frak­ti­ons­vor­sit­zender der SPD: “Ober­schleiß­heim hat sich entschieden, eine Unter­füh­rung zu bauen, bei der nicht bekannt ist, wie sie tech­nisch umsetzbar ist und wie der durch die Unter­füh­rung ausge­löste Mehr­ver­kehr in Ober­schleiß­heim zu stemmen ist. Der Ball liegt nun beim Stra­ßen­bauamt, eine entspre­chende Planung vorzu­legen und die Auswir­kungen zu unter­su­chen.

Ich bin schon gespannt darauf, wie eine für Ober­schleiß­heim kosten­lose, in drei Jahren reali­sier­bare, kurze Stra­ßen­un­ter­füh­rung, die sämt­liche Stau­pro­bleme Ober­schleiß­heims löst, aussieht. An diesen Verspre­chungen werden sich die Freien Wähler messen lassen müssen.”

Ingrid Lind­büchl, Frak­ti­ons­spre­cherin der Grünen: “Wir begrüßen Bürger­be­tei­li­gung grund­sätz­lich und akzep­tieren daher das Ergebnis. Der sehr knappe Ausgang des Bürger­ent­scheids zeigt aber auch, dass sehr viele Menschen in Ober­schleiß­heim unsere Meinung teilen und die Planung und den Bau einer Stra­ßen­un­ter­füh­rung an dieser Stelle als wenig sinn­voll befinden.

Die Gemeinde hat nun den Auftrag, ‘unver­züg­lich die Stra­ßen­un­ter­füh­rung einzu­for­dern’. Das sind große Schuhe, die die Freien Wähler ihrem Bürger­meister ange­zogen haben. Mit denen muss er jetzt in den Kommu­nal­wahl­kampf ziehen und geweckte Erwar­tungen erfüllen.

Wir Grüne fordern den Bürger­meister gleich­zeitig aber auch auf: ‘Die Gemeinde möge sich mit allen zur Verfü­gung stehenden Mitteln, unter Einbezug aller künf­tigen Entwick­lungen und Akteure (LMU, KMFV) am Ort dafür einsetzen, dass der ÖPNV im Ort und zwischen Dachau, Schleiß­heim und Garching endlich massiv ausge­baut wird, dass Ober­schleiß­heim einen zweiten S‑Bahn-Halte­punkt bekommt, dass der Regional- und Güter­zug­ver­kehr auf eine Trasse entlang der Auto­bahn verlegt wird, dass zusammen mit Unter­schleiß­heim ein Auto­bahn­an­schluss in Ried­moos einge­for­dert wird, dass endlich unser Radver­kehrs­kon­zept umge­setzt wird.”

Peter Bent­hues, Vorsit­zender der Bürger­initia­tive “Bahn im Tunnel”: “Den Bürger­ent­scheid hat der BIT-Vorstand zur Kenntnis genommen. Damit ist eine weitere Vari­ante bei der Lösung der schwie­rigen Verkehrs­pro­bleme in Ober­schleiß­heim im Gespräch, ohne dass ein konkreter Vorschlag zu deren Reali­sie­rung gemacht wurde.

Die BIT vertritt nach wie vor die Meinung, dass die Tiefer­le­gung der Bahn in einen Tunnel oder Trog die beste Lösung ist. Der von den Gegnern darge­stellte Vergleich einer 20 Jahre alten Kosten­schät­zung der Stra­ßen­un­ter­füh­rung mit einer aktu­ellen, aber bereits verwor­fenen Vari­ante des Trogs mit einer absolut unsin­nigen Verle­gung des Bahn­hofs nach Süden zeigt auf, dass hier mit nicht objek­tiven Fakten gear­beitet wurde.

Sollte das Stra­ßen­bauamt auf Grund des Bürger­ent­scheids eine konkrete Planung vorlegen und dabei auch die aktu­ellen Kosten und Reali­sie­rungs­chancen aufzeigen, werden sich Gemein­derat und Bürger  einer kriti­schen  Bewer­tung der Vor-und Nach­teile der Entwürfe nicht entziehen können.

Im übrigen ist das Finan­zie­rungs­mo­dell der Unter­schleiß­heimer Stra­ßen­un­ter­füh­rung auf den Problem­fall in Ober­schleiß­heim nicht anwendbar, weil in Unter­schleiß­heim keine Bundes­straße betei­ligt war.

Die BIT sieht trotz des Bürger­ent­scheids keine Veran­las­sung ‚von ihrem seit 30 Jahren vertre­tenen Lösungs­vor­schlag Abstand zu nehmen, um den Lärm und die Tren­nung durch die Bahn­linie in Ober­schleiß­heim mit der besten Lösung zu besei­tigen. Er löst den Schran­kenstau, ist nach­ge­wie­sener Maßen tech­nisch machbar, ist wirt­schaft­lich und ermög­licht einen weiteren S‑Bahnhalt für den Univer­si­täts­campus.”

Im Bild der Jubel bei den Siegern am Sonntag: (v. li.) FW-Vorsit­zender Hans Hirsch­feld, Bürger­be­geh­rens­in­itia­torin Gerlinde Kufer und Bürger­meister Chris­tian Kuch­l­bauer (FW).

(hier geht’s zum Bericht über den Bürger­ent­scheid mit Stel­lung­nahmen von Bürger­meister Kuch­l­bauer und Gerlinde Kufer)

 

 

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