Ist eigentlich klar, dass man mit einer solchen Kampagne viele Oberschleißheimer mit “innerdeutschem Migrationshintergrund” vor den Kopf stößt?
Ich habe lange Jahre in Baden-Württemberg gewohnt und erlebt, dass die Bürger manchmal sogar gezielt externe Kandidaten gewählt haben, um so ihrer Unzufriedenheit mit der bisherigen Kommunalpolitik besonders deutlich Ausdruck zu verleihen. Ein schönes Beispiel ist die Oberbürgermeisterwahl von Konstanz 1980: In die Stichwahl kamen nicht einheimische Kandidaten, sondern mit 48 Prozent der CDU-Bewerber aus Villingen-Schwenningen und mit 26 Prozent der Vertreter der Freien Wahler aus Meersburg. Gewählt wurde mit hauchdünner Mehrheit letzterer, was eine handfeste Sensation war und zeigt, dass in einer Stichwahl alles, aber wirklich alles möglich ist.
Stefan Bottler
Ja, ich bekenne, auch ich habe einen Migrationshintergrund. Meine Großmutter war Münchnerin, mein Vater wurde in Lübeck geboren, ich selbst bin im Schwarzwald aufgewachsen, wo auch mein Großvater geboren wurde. In meiner Geburtsstadt ist meine Schwester seit langem Zweite Bürgermeisterin und seit vielen Jahren Mitglied der Freien Wähler. Die Freien Wähler setzen sich dort vorbildlich für das Wohlergehen der Stadt ein und nenen sich frei, weil sie keiner Ideologie folgen und sich nur an Sachthemen orientieren. Vor vielen Jahren gelang es dort, den amtierenden Bürgermeister der CDU abzuwählen, ja, so was ist durchaus möglich.
An Schlammschlachten möchte ich mich nicht beteiligen, ich kann auch mit schwierigen Partnern verhandeln. Die Wähler in Oberschleißheim können bei der Stichwahl aber auch entscheiden, wie das zukünftige Zusammenleben in der Gemeinde und im Gemeinderat stattfinden wird.