Abendliches Lesen, Vorlesen und Venedig retten
Auch Miriam Winter, Leiterin der Gemeindebücherei Oberschleißheim, und ihr rühriges Team haben am Freitag, dem 4. April 2025, in der ersten bundesweiten “Nacht der Bibliotheken” ein buntes Programm organisiert. Im Rahmen einer Sonderöffnung von 18–22 Uhr konnten sich die Besucher in unserer sehr gut sortierten kleinen Gemeindebibliothek treffen.
Als der Oberschleißheimer Gemeinderat mit dem damaligen Bürgermeister Julius Kugler im Jahr 1964 den Beschluss fasste, dass man jetzt auch eine eigene Bücherei brauche, gab es zwar die Parksiedlung schon, die in kurzer Zeit einen Einwohnerzuwachs von mehreren tausend Menschen bedeutete, aber es hat sich sicher niemand ausgemalt, dass es für diese Gemeindebücherei auch mal eine “Nacht der Bibliotheken” geben würde.
Es gab eine offene Lesenacht mit einer Vorlesestunde für Kinder und Erwachsene zum Thema Nacht. Man konnte Decken und Kissen mitbringen und es sich zum Lesen gemütlich machen. Man konnte auch einfach gemütlich miteinander plaudern. Das Highlight, dessen fünf Slots rasch ausgebucht waren, bestand in einem Escape Game für “Klimaprofis von morgen”, bei dem man Venedig aus der Gefahr der Überflutung retten konnte. Das ist alles nicht selbstverständlich, denn auch für die Gemeindebücherei sind die Ressourcen sehr knapp, finanziell und in Sachen Arbeitskraft.




Leiterin Miriam Winter und Stellvertreterin Paula Ligataj, beide nicht in Vollzeit, wären sozusagen aufgeschmissen, wenn es nicht das sehr engagierte Team von 18 Ehrenamtlichen gäbe, die sich einsetzen und dabei auch noch flexibel sind, sei es bei der Ausleihe oder bei der Organisation der zahlreichen Veranstaltungen, die die Gemeindebücherei inzwischen anbietet, vom Bilderbuchkino über den Sommerferien-Leseclub, das Bücherquiz, die Bücherbazare bis hin zu Lesungen und Veranstaltungen für Groß und Klein. Zudem kann man in der Bücherei inzwischen sogar Tickets für die Kulturveranstaltungen vor Ort kaufen.
Das Bücherquiz (für Kinder ab 6) ist bereits am 1. April gestartet mit dem Thema “Planeten und Weltall”. Die Quizfragen zu den Büchern können bis zum 9. Mai beantwortet werden. Eine Preisverleihung gibt es dann am 22. Mai, 17.00 Uhr. Und ab heute, 7. April, 16.00 Uhr, gibt es jeden Monat einmal einen offenen Spieltreff. Man kann auch Spiele mitbringen.
Dem Engagement, der Kreativität und Organisationsfähigkeit des Teams sowie der guten Vernetzung mit anderen Büchereien, dem Verband und anderen Bildungseinrichtungen in Oberschleißheim sind die stolzen Zuwachszahlen bei Besuchern und Entleihungen zu verdanken, die die Gemeindebücherei seit dem Einbruch wegen der Corona-Epidemie vorweisen kann.
Bei der Sitzung des Büchereikuratoriums, die am Donnerstag, dem 3. April 2025, stattfand, legte Miriam Winter den Jahresbericht für 2024 vor und konnte diese schöne Erfolgsbilanz aufzeigen. Der Zuwachs betrifft sowohl die physischen Medien — ein Plus von 14 % — wie auch die E‑Medien mit einem Plus von 16 %. Insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und Familien, auch in der Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, findet das Angebot viel Anklang.


Bibliotheken und Büchereien werden in Zukunft mehr und mehr zu einem “dritten Ort”, wo man nicht nur liest oder ausleiht, sondern lernt, spielt, gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen hat, und zwar ohne kommerziellen Hintergrund. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Oberschleißheimer Gemeindebücherei. Und Miriam Winter hätte noch viele gute Ideen, die man umsetzen könnte, z.B., um noch mehr Erwachsene anzulocken. Zumal ja auch die Gemeinde und damit hoffentlich die Besucherzahlen in Zukunft weiter wachsen werden.
Solche Träume haben allerdings angesichts der vorhandenen Ressourcen an Arbeitskraft und Geld ihre Grenzen. Es wäre großartig, wenn noch jemand mit professionellem Hintergrund fest angestellt werden könnte. Aber es wäre auch schon großartig, wenn man einen dringend notwendigen weiteren PC aufstellen könnte. Das wird allerdings auch dadurch erschwert, dass es der IT-Abteilung der Gemeinde aufgrund der dortigen Personalsituation nicht möglich ist, ihn einzurichten.
Bei den anwesenden Mitgliedern des Büchereikuratoriums, Harald Müller (SPD, 2. Bürgermeister), Irene Beck (Gemeinderätin FDP), Gaby Hohenberger (Gemeinderätin der Grünen), Edgar Putz (Gemeinderat Freie Wähler) und Maria Wichert von der Gemeindeverwaltung stieß sie mit ihren Plänen auf viel Wohlwollen. Man konnte sich ihrem Enthusiasmus auch kaum entziehen. Wie weit sich das in den kommenden Budgetplanungen widerspiegelt, wird sich zeigen. Schön wär’s!
Andrea Wörle
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