Das Praxisteam mit Maria Geishauser (5. von rechts), Dr. Hennig Kasper (3. von rechts) und Dr. Fritz Kropp (rechts)

“Die Arbeit am Menschen sollte sehr gut bezahlt werden!”

08.02.2024 | Unternehmen | 0 Kommentare

Die Ober­schleiß­heimer Praxis Dr. Kasper & Dr. Schil­ling zeigt sich soli­da­risch mit dem Streik der Medi­zi­ni­schen Fach­an­ge­stellten MFA

Am 8. Februar 2024 um 15 Uhr versam­melte sich das Praxis­team vor dem Haus an der Mitten­heimer Str. 2, um zu zeigen, dass sie den Streik unter­stützen. Dr. Henning Kasper schloss sich an, Dr. Johannes Schil­ling sorgte inzwi­schen für den Notdienst. Gemein­derat Dr. Fritz Kropp, jahr­zehn­te­lange und auch heute noch stun­den­weise in der Praxis tätig, war eben­falls dabei. Bürger­meister Markus Böck kam und zeigte seine Unter­stüt­zung.

Vlnr: Dr. Fritz Kropp, Dr. Henning Kasper, Bürger­meister Markus Böck

Dabei ging es, wie Praxis­ma­na­gerin Maria Geis­hauser erläu­terte, gar nicht so sehr um die eigene Situa­tion. Denn die Mitarbeiter/innen werden längst über­ta­rif­lich bezahlt und sind stolz auf ihr Super-Team. Aber das ändere nichts an dem grund­sätz­li­chen Problem: Es fehlen quali­fi­zierte, kompe­tente und freund­liche MFAs im ganzen Land. Der Gehalts­tarif ist schlecht und bietet keinen Anreiz bei der Berufs­wahl, die beruf­liche Förde­rung wird vernach­läs­sigt, die 400.000 Menschen, die in der Branche arbeiten, wurden von der Politik vergessen. Es gab keinen Corona-Bonus, wie für viele andere Bereiche in der Medizin, und es gab bisher auch keinen Infla­ti­ons­aus­gleich. Die Ausbil­dung ist anspruchs­voll, aber von den Gehäl­tern, insbe­son­dere von den Einstiegs­ge­häl­tern, kann man nicht mehr leben, schon gar nicht in einer Metro­pol­re­gion wie München und Land­kreis.

Die Folgen, so Maria Geis­hauser: Aus der Not heraus werden Schüler/innen ohne quali­fi­zierte Schul­bil­dung in diesem verant­wor­tungs­vollen Beruf beschäf­tigt. Weil es niemanden gibt, der ans Telefon geht, sind die Praxen tele­fo­nisch nicht mehr erreichbar. Online-Termine sind schlecht für ältere Menschen. Pati­enten, die heute nach OPs sehr schnell aus den Kliniken entlassen werden, haben keine gute Betreuung im Anschluss. Andere gehen vorschnell ins Kran­ken­haus oder rufen den Bereit­schafts­dienst. Die ambu­lante ärzt­liche Versor­gung ist gefährdet und das in einer alternden Gesell­schaft.

Es war das erste Mal, dass der Verband medi­zi­ni­scher Fach­be­rufe VMF zum bundes­weiten eintä­gigen Warn­streik aufrief. Mit Erfolg, wie sich am Ende des Tages zeigte. Die Tarif­partner haben sich inzwi­schen geei­nigt. Das Ergebnis wird nach Ende der Erklä­rungs­frist am 16. Februar bekannt­ge­geben.

Text und Fotos: Andrea Wörle

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