Haben Sie sich heute, am Sonntag, auch schon gewundert, wo alle Menschen aus Oberschleißheim hin verschwunden sind? In die Ferien? Nein, alle waren heute auf dem Berg! Nein, nicht in den Alpen, alle müssen auf dem Olympiaberg in München gewesen sein. Ich gebe zu, ich auch! Und ja, ich gebe weiter zu, ich war wegen Taylor Swift da und ich hab auch “geswiftlt”! Ich hab’s zumindest versucht … Kaum hatte ich das Olympiagelände betreten, die erste Schleißheimer Familie — alle, Vater, Mutter, Kinder — so zu mir: “Jo griaß di, bist Du a do?” Ja, ich war auch da! Drei Schritte weiter: “Ja mei, sie is a do … bist du a mim Radl do?” Nein, ich war heute mit meinem Tretroller unterwegs, da kommt man besser durch.
Apropos durchkommen … ich bin ja ein echter Open-Air-Konzertfreak und eine erfahrene “vomOlympiabergoderTurminsStadionGuckerin”, aber sowas hab ich halt echt noch nie gesehen! Die Olympiaberge alle komplett mit Fans bedeckt. Die Wiesen rund um den Oly-See, rund um’s Olympiastadion — voller Swiftler-Massen!!
Und alle waren friedlich und freundlich, kein Geschubse, kein Gedrängel. Die meisten haben sogar gelächelt, gelacht, und vor allem mit der nicht sichtbaren, aber deutlich hörbaren Taylor Wort für Wort, Note für Note mitgesungen. Zwischendurch gab es Pommes und Spezi, vereinzelt auch Bier. (Aber halt nicht so wie beim Andreas Georg Gabalier-Konzert, wo man sich betrinken muss, um die mitzusingenden Texte auszuhalten.)
Leute, ich hab mich echt wohlgefühlt und ich hatte auch gar keine Angst vor Massenpanik, denn die Menschen waren so höflich zueinander, dass man sich selbst bei einer Massenflucht gegenseitig den Vortritt gelassen hätte. Ich glaube, dieses Feeling zueinander nennt man “Swiftln”.
Abschließend muss ich gestehen, dass ich außer “Shake it off” keine Taylor-Swift-Lieder und auch keine Texte kenne. Deswegen hab ich nur den Mund auf und zu gemacht, hab mich im allgemeinen Rhythmus dazu bewegt, hab vorbeigehenden Menschen Platz gemacht, mich entschuldigt, dass sie über meine Tretroller gestolpert sind, hab sie angelächelt und gelacht und war einfach gut drauf. Also ich glaube, ich hab “geswiftlt”… ohne Vorübung, einfach so.
Und jetzt, da ich dies schreibe, zurück in Oberschleißheim, freu’ ich mich, dass ich dieses gute Gefühl mit Ihnen allen teilen darf. Ich glaub’, ich “oberswiftle“jetzt.
Ich hab mich soeben krank gemeldet, ich kann morgen nicht in die Arbeit gehen, ich kann wirklich nicht, ich muss mir Taylor-Swift-Lieder einlernen, ich muss beim Swiftln noch besser werden!
Wer weiß, wer diese Frau ist, die solch eine Ausstrahlung und Auswirkung auf Menschen hat, denn Frieden ist in unsere Herzen eingekehrt — vielleicht ein neuer Messias, aber diesmal als Frau? Das wäre doch mal etwas in dieser testosterongesteuerten Kriegswelt! Ingrid Lindbüchl
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