Für das Klimaanpassungskonzept analysiert das Landratsamt München die
Betroffenheiten durch Klimaveränderungen in den Landkreisgemeinden
Die Folgen des Klimawandels sind je nach Region unterschiedlich und können unsere Gesellschaft auf vielfältige Weise betreffen. Die jüngsten Ereignisse haben insbesondere das Thema Starkregen und Hochwasser wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, aber auch die Betroffenheit durch Hitze wird in Sommermonaten voraussichtlich weiter zunehmen. Um effektive Maßnahmen zur Anpassung an solche häufiger werdenden Ereignisse entwickeln zu können, wurden im Rahmen eines Workshops mit zahlreichen Organisationseinheiten aus dem Landratsamt München die lokalen Betroffenheiten und ihre möglichen Auswirkungen im Landkreis München erfasst und priorisiert. Die Ergebnisse werden im Rahmen des Klimafolgenanpassungskonzepts des Landkreises mit den kreisangehörigen Kommunen vertieft und als Grundlage für die Entwicklung von Gegenmaßnahmen verwendet.
Das Klima im Landkreis München verändert sich. Das zeigt der Rückblick auf die letzten Jahrzehnte und äußert sich unter anderem in der Zunahme von Hitzetagen mit Temperaturen über 30°C (durchschnittlich plus vier Tage pro Jahr) wie auch in der Abnahme von Eistagen, an denen die Temperatur unter dem Gefrierpunkt bleibt (durchschnittlich sieben Tage weniger pro Jahr). Schon in den vergangenen Jahren traten extreme Wetterereignisse wie Stürme und
Starkregen sowohl häufiger als auch intensiver auf. Wissenschaftliche Projektionen zeigen auf, dass in Zukunft eine Fortführung dieses Trends zu erwarten ist. Die Anzahl der Tage mit starkem Niederschlag (>25mm/m²) wird voraussichtlich von fünf auf sieben Tage ansteigen. Für die Gesamtmenge an Niederschlag ist auf das Jahr gesehen keine große Veränderung zu erwarten. Zu
anderen Zeiten muss mit extrem trockenen Perioden gerechnet werden.
Einfluss des Klimas auf Mensch und Natur
Im Rahmen des Betroffenheitsworkshops wurde analysiert, wie stark sich diese Klimaveränderungen auf Themen wie Energieversorgung, Sicherheit und Katastrophenschutz, Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit, Verkehr und Infrastruktur, Biodiversität sowie Stadt- und Raumplanung und Gebäude auswirken. Dabei wurde sowohl der Einfluss des Klimawandels als auch die lokale Sensitivität des Landkreises berücksichtigt. Während die Gefährdung durch Hochwasser aus übertretenden Flüssen und Bächen nur einige Kommunen im Landkreis betrifft, sind vermehrte Starkregenereignisse für fast alle Kommunen ein potenzielles Risiko.
Sehr hohe Wassermengen in kurzer Zeit können oft nicht durch die Kanalisation aufgenommen werden, was sowohl Verkehrswege blockieren als auch Energieinfrastruktur beeinträchtigen kann. Durch zunehmende Versiegelung gibt es weniger natürliche Abflussmöglichkeiten für Regenwasser und das Risiko für das Eindringen in Keller und Tiefgaragen steigt. Aus dieser Betroffenheit kann sich einerseits Handlungsbedarf im Bereich der Bau- und der Stadtplanung ableiten, um dies möglichst zu vermeiden, andererseits auch im Bereich des Katastrophenschutzes, um im Eintrittsfall schnellstmöglich Hilfe anbieten zu
können.
Auch steigende Temperaturen beeinflussen vielfältige Lebensbereiche in allen Kommunen im Landkreis. Durchgehend hohe Temperaturen bergen gesundheitliche Risiken für Herz und Kreislauf, die Gefahr an Infektionskrankheiten zu erkranken erhöht sich und laut der Fachbereichsleiterin für Gesundheitsschutz, Hygiene, Gesundheitsberichterstattung und
Sozialmedizin im Landratsamt, Margarita Mühlenfeld, steigt das Risiko, dass sich sowohl die Trinkwasserquantität als auch die Trinkwasserqualität verschlechtert. Aber auch sekundäre Folgen, wie Vereinsamung und Ängste, können dadurch gesteigert werden, weil hohe Temperaturen insbesondere vulnerable Gruppen wie Senioren bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben einschränken.
Handlungsbedarf im Landkreis — auch in Oberschleißheim
Die Ergebnisse des Workshops zeugen nicht nur von dem vorhandenen Bewusstsein und Expertise, sondern rücken die Relevanz und Dringlichkeit von Klimaanpassungsmaßnahmen nochmals in den Vordergrund. Der Handlungsdruck verstärkt sich, wenn zu den Klimaveränderungen weitere verschärfende Einflussfaktoren kommen, wie beispielsweise im Bereich Katastrophenschutz: Ein Großteil des Angebots und der Einsätze der Katastrophenhilfe basiert auf ehrenamtlicher Unterstützung (Freiwillige Feuerwehr, Technisches Hilfswerk). Viele dieser Ehrenamtlichen scheiden altersbedingt in naher Zukunft aus dem Dienst aus, geburtenschwächere Jahrgänge können dies nicht vollständig kompensieren. Kommen nun noch
häufigere Einsätze durch Klimaveränderungen hinzu, müssen neue Lösungen
gefunden werden.
Der Landkreis nimmt den Schutz seiner Bürgerschaft und Gemeindegebiete ernst
und hat sich als Ziel gesetzt, die Resilienz der Kommunen und des Landkreises
zu steigern und ein Risikobewusstsein für die Folgen des Klimawandels sowie
mögliche Maßnahmen daraus zu entwickeln. Dies wird im nächsten Schritt in
sechs weiteren Betroffenheitsworkshops mit den Vertreterinnen und Vertretern
der beteiligten Kommunen ausgebaut.
Franziska Herr, Landratsamt München
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