Auf dem Weg zu einem integrierten Klimaanpassungskonzept für den Landkreis München fand im Landratsamt München kürzlich ein Workshop statt. Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlicher Organisationseinheiten der Verwaltung kamen zusammen, um die lokalen Betroffenheiten durch Klimaveränderungen und ihre möglichen Auswirkungen im Landkreis München zu erfassen und zu priorisieren.

Auswir­kungen des Klima­wan­dels werden im Land­kreis München spürbar

10.07.2024 | Aktuelles | 0 Kommentare

Für das Klima­an­pas­sungs­kon­zept analy­siert das Land­ratsamt München die
Betrof­fen­heiten durch Klima­ver­än­de­rungen in den Land­kreis­ge­meinden

Die Folgen des Klima­wan­dels sind je nach Region unter­schied­lich und können unsere Gesell­schaft auf viel­fäl­tige Weise betreffen. Die jüngsten Ereig­nisse haben insbe­son­dere das Thema Stark­regen und Hoch­wasser wieder in das Bewusst­sein der Öffent­lich­keit gerückt, aber auch die Betrof­fen­heit durch Hitze wird in Sommer­mo­naten voraus­sicht­lich weiter zunehmen. Um effek­tive Maßnahmen zur Anpas­sung an solche häufiger werdenden Ereig­nisse entwi­ckeln zu können, wurden im Rahmen eines Work­shops mit zahl­rei­chen Orga­ni­sa­ti­ons­ein­heiten aus dem Land­ratsamt München die lokalen Betrof­fen­heiten und ihre mögli­chen Auswir­kungen im Land­kreis München erfasst und prio­ri­siert. Die Ergeb­nisse werden im Rahmen des Klima­fol­gen­an­pas­sungs­kon­zepts des Land­kreises mit den kreis­an­ge­hö­rigen Kommunen vertieft und als Grund­lage für die Entwick­lung von Gegen­maß­nahmen verwendet.

Das Klima im Land­kreis München verän­dert sich. Das zeigt der Rück­blick auf die letzten Jahr­zehnte und äußert sich unter anderem in der Zunahme von Hitze­tagen mit Tempe­ra­turen über 30°C (durch­schnitt­lich plus vier Tage pro Jahr) wie auch in der Abnahme von Eistagen, an denen die Tempe­ratur unter dem Gefrier­punkt bleibt (durch­schnitt­lich sieben Tage weniger pro Jahr). Schon in den vergan­genen Jahren traten extreme Wetter­ereig­nisse wie Stürme und
Stark­regen sowohl häufiger als auch inten­siver auf. Wissen­schaft­liche Projek­tionen zeigen auf, dass in Zukunft eine Fort­füh­rung dieses Trends zu erwarten ist. Die Anzahl der Tage mit starkem Nieder­schlag (>25mm/m²) wird voraus­sicht­lich von fünf auf sieben Tage ansteigen. Für die Gesamt­menge an Nieder­schlag ist auf das Jahr gesehen keine große Verän­de­rung zu erwarten. Zu
anderen Zeiten muss mit extrem trockenen Peri­oden gerechnet werden.

Einfluss des Klimas auf Mensch und Natur

Im Rahmen des Betrof­fen­heits­work­shops wurde analy­siert, wie stark sich diese Klima­ver­än­de­rungen auf Themen wie Ener­gie­ver­sor­gung, Sicher­heit und Kata­stro­phen­schutz, Land- und Forst­wirt­schaft, Gesund­heit, Verkehr und Infra­struktur, Biodi­ver­sität sowie Stadt- und Raum­pla­nung und Gebäude auswirken. Dabei wurde sowohl der Einfluss des Klima­wan­dels als auch die lokale Sensi­ti­vität des Land­kreises berück­sich­tigt. Während die Gefähr­dung durch Hoch­wasser aus über­tre­tenden Flüssen und Bächen nur einige Kommunen im Land­kreis betrifft, sind vermehrte Stark­re­gen­er­eig­nisse für fast alle Kommunen ein poten­zi­elles Risiko.

Sehr hohe Wasser­mengen in kurzer Zeit können oft nicht durch die Kana­li­sa­tion aufge­nommen werden, was sowohl Verkehrs­wege blockieren als auch Ener­gie­infra­struktur beein­träch­tigen kann. Durch zuneh­mende Versie­ge­lung gibt es weniger natür­liche Abfluss­mög­lich­keiten für Regen­wasser und das Risiko für das Eindringen in Keller und Tief­ga­ragen steigt. Aus dieser Betrof­fen­heit kann sich einer­seits Hand­lungs­be­darf im Bereich der Bau- und der Stadt­pla­nung ableiten, um dies möglichst zu vermeiden, ande­rer­seits auch im Bereich des Kata­stro­phen­schutzes, um im Eintritts­fall schnellst­mög­lich Hilfe anbieten zu
können.

Auch stei­gende Tempe­ra­turen beein­flussen viel­fäl­tige Lebens­be­reiche in allen Kommunen im Land­kreis. Durch­ge­hend hohe Tempe­ra­turen bergen gesund­heit­liche Risiken für Herz und Kreis­lauf, die Gefahr an Infek­ti­ons­krank­heiten zu erkranken erhöht sich und laut der Fach­be­reichs­lei­terin für Gesund­heits­schutz, Hygiene, Gesund­heits­be­richt­erstat­tung und
Sozi­al­me­dizin im Land­ratsamt, Marga­rita Mühlen­feld, steigt das Risiko, dass sich sowohl die Trink­was­ser­quan­tität als auch die Trink­was­ser­qua­lität verschlech­tert. Aber auch sekun­däre Folgen, wie Verein­sa­mung und Ängste, können dadurch gestei­gert werden, weil hohe Tempe­ra­turen insbe­son­dere vulnerable Gruppen wie Senioren bei der Teil­habe am gesell­schaft­li­chen Leben einschränken.

Hand­lungs­be­darf im Land­kreis — auch in Ober­schleiß­heim

Die Ergeb­nisse des Work­shops zeugen nicht nur von dem vorhan­denen Bewusst­sein und Exper­tise, sondern rücken die Rele­vanz und Dring­lich­keit von Klima­an­pas­sungs­maß­nahmen noch­mals in den Vorder­grund. Der Hand­lungs­druck verstärkt sich, wenn zu den Klima­ver­än­de­rungen weitere verschär­fende Einfluss­fak­toren kommen, wie beispiels­weise im Bereich Kata­stro­phen­schutz: Ein Groß­teil des Ange­bots und der Einsätze der Kata­stro­phen­hilfe basiert auf ehren­amt­li­cher Unter­stüt­zung (Frei­wil­lige Feuer­wehr, Tech­ni­sches Hilfs­werk). Viele dieser Ehren­amt­li­chen scheiden alters­be­dingt in naher Zukunft aus dem Dienst aus, gebur­ten­schwä­chere Jahr­gänge können dies nicht voll­ständig kompen­sieren. Kommen nun noch
häufi­gere Einsätze durch Klima­ver­än­de­rungen hinzu, müssen neue Lösungen
gefunden werden.

Der Land­kreis nimmt den Schutz seiner Bürger­schaft und Gemein­de­ge­biete ernst
und hat sich als Ziel gesetzt, die Resi­lienz der Kommunen und des Land­kreises
zu stei­gern und ein Risi­ko­be­wusst­sein für die Folgen des Klima­wan­dels sowie
mögliche Maßnahmen daraus zu entwi­ckeln. Dies wird im nächsten Schritt in
sechs weiteren Betrof­fen­heits­work­shops mit den Vertre­te­rinnen und Vertre­tern
der betei­ligten Kommunen ausge­baut.

Fran­ziska Herr, Land­ratsamt München

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