Kommentar der Ober­schleiß­heimer GRÜNEN zum geschei­terten “Schleiß­heimer Land­schafts­band”

04.08.2025 | Aktuelles, Parteien | 2 Kommentare

Grüne Gemein­de­räte und Orts­vor­stände wehren sich gegen unge­recht­fer­tigte Vorwürfe

Der jüngste Artikel im Münchner Merkur zum „Schei­tern“ des Land­schafts­bands zwischen Unter­schleiß­heim und Ober­schleiß­heim wirft uns GRÜNEN in Ober­schleiß­heim vor, ein „viel­ver­spre­chendes“ Projekt blockiert zu haben. Doch dieser Vorwurf ist unbe­rech­tigt und greift zu kurz.

Er verkennt den eigent­li­chen Konflikt, der hier auf dem Spiel steht: Es geht nicht um eine Ableh­nung von Natur­schutz oder Koope­ra­tion. Es geht darum, ob wir bereit sind, Land­schafts­schutz ernst zu nehmen – oder ihn zur Fassade für ganz andere Inter­essen zu machen.

Der Schein des Fort­schritts: Ein Work­shop mit einge­bautem Ergebnis

Das Herz­stück des geplanten Projekts – der Work­shop am 27. September – wird öffent­lich als demo­kra­ti­sche Ideen­schmiede präsen­tiert, dabei hätten noch nicht einmal alle GR-Mitglieder, geschweige denn die Bevöl­ke­rung daran teil­nehmen dürfen.

Doch in Wirk­lich­keit war der Rahmen bereits vorge­geben: Die West­um­ge­hung, ein Stra­ßen­bau­pro­jekt, das in Ober­schleiß­heim höchst umstritten ist und u.a. dem Erschließen neuer Gewe­be­ge­biete dienen soll, war als Bestand­teil der Planungen bereits fest inbe­griffen, obwohl die Ober­schleiß­heimer Bürge­rinnen und Bürger noch 2013 in einem Bürger­ent­scheid klar dafür votiert haben, das Gebiet west­lich zur Auto­bahn frei von Bebauung zu halten – also auch frei von einer Umge­hungs­straße.

Wie kann man von einem offenen Prozess spre­chen, wenn zentrale Eingriffe in den Land­schafts­raum – mit massiven ökolo­gi­schen Folgen – nicht zur Diskus­sion stehen sollen? Ein solches Verfahren verdient nicht den Namen Betei­li­gung. 

Ein wesent­li­cher Grund für die Ableh­nung der Vorlage durch die Freien Wähler, fast alle SPD-Mitglieder, sowie einen Teil der FDP-Frak­tion und uns war das völlige Fehlen einer Betei­li­gung der Bevöl­ke­rung im Vorfeld bei einem so wich­tigen Thema. 

Es handelt sich um Hinter­zimmer-Politik, der man nach­träg­lich ein grünes Mäntel­chen umhängen will. Demo­kratie funk­tio­niert nicht, wenn die wich­tigsten Entschei­dungen schon vor dem ersten Gespräch gefallen sind. Unser Vorschlag, erst intern über die Ziel­set­zung aller Frak­tionen im Ober­schleiß­heimer Gemein­derat zu disku­tieren, wurde leider nicht aufge­griffen.

Land­schafts­schutz und Umge­hungs­straße: Zwei unver­ein­bare Konzepte

Die Grund­idee eines Land­schafts­bands – also der Schutz und die ökolo­gi­sche Aufwer­tung der noch verblie­benen Frei­räume zwischen unseren Gemeinden – ist ohne Frage unter­stüt­zens­wert. Doch sie ist nicht kompa­tibel mit einer gleich­zei­tigen Planung einer neuen Verkehrs­straße durch genau diesen Raum. Eine Umge­hungs­straße ist keine Land­schafts­ge­stal­tung, sondern ein massiver Eingriff in Natur, Klima und land­wirt­schaft­liche Nutzung. Eine Straße zerschneidet, wo eigent­lich verbunden werden soll.

Wir wider­spre­chen entschieden der Vorstel­lung, man könne das Problem mit kosme­ti­schen Maßnahmen entschärfen. Eine Umge­hungs­straße wird nicht besser, nur weil sie mit ein paar „grünen Seiten­streifen“ versehen wird. Ein grüner Mittel­streifen macht aus Asphalt keinen Land­schafts­raum. Lärm- und Abgas­emis­sionen bleiben.

Wer bestimmt die Zukunft des Trenn­grüns – und wofür?

Es drängt sich der Eindruck auf, dass das Land­schafts­band vor allem als Vorwand genutzt wird, um Infra­struk­tur­in­ter­essen durch­zu­setzen. Beson­ders deut­lich wird das im Zusam­men­hang mit dem geplanten Gewer­be­ge­biet südlich der B471. Alle drei Bürger­meister von Ober­schleiß­heim zeigen beson­deres Inter­esse an der schnellen Fest­le­gung der Trasse für die West­um­ge­hung. Denn diese ist notwendig, um das OHTC-Gewer­be­ge­biet an der B471 in Ober­schleiß­heim in maxi­malem Umfang erschließen zu können. Hier wird klar: Die Straße ist kein Neben­thema – sie ist der eigent­liche Antrieb. Das soge­nannte Land­schafts­band soll vor allem eines tun: Akzep­tanz schaffen für eine Entwick­lung, die den Namen „Land­schafts­schutz“ nicht verdient.

Vertrauen braucht Trans­pa­renz, nicht Insze­nie­rung

Wir GRÜNE in Ober­schleiß­heim haben nicht grund­sätz­lich gegen ein gemein­sames Projekt mit Unter­schleiß­heim gestimmt. Aber wir verlangen Ehrlich­keit und vor allem offene Gespräche über die Ziele, die damit verfolgt werden. Ein echter Land­schafts­schutz braucht keine Work­shops, die am Ende nur eine Legi­ti­ma­tion liefern sollen für Entschei­dungen, die längst getroffen wurden.

Wir sind offen für eine Koope­ra­tion zur Planung des Land­schafts­bandes – auch mit Unter­schleiß­heim. Aber wir erwarten, dass dabei ökolo­gi­sche Werte an erster Stelle stehen, und nicht wirt­schaft­liche oder verkehrs­po­li­ti­sche Inter­essen. Deshalb war unsere Ableh­nung kein Nein zum Land­schafts­band, sondern ein Nein zu einer Mogel­pa­ckung, die Natur- und Klima­schutz für andere Zwecke instru­men­ta­li­siert.

Chris­toph Münster, Orts­vor­sit­zender Bündnis 90/Die Grünen Ober­schleiß­heim

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2 Kommentare

  1. Lieber Chris­toph

    Schon bei dem von Dir ange­spro­chenen Bürger­ent­scheid zum Gewer­be­ge­biet haben die Grünen mit aufge­bauschten Fehl­in­for­ma­tionen gear­beitet. Mein Stil ist das nicht.

    Es geht hier nicht um das von Euch im Bild darge­stellte dama­lige Gebiet neben der A92 sondern um das Trenn­grün zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim zwischen A92 und B13. Basie­rend auf dern keines­falls “höchstumstrit­tenen” idee, den Durch­gangs­ver­kehr aus dem Ort heraus­zu­be­kommen, ist eine Umge­hungs­straße im west­li­chen Teil dieses Berei­ches derzeit wieder in Planung. Die war nie Bestand­teil eines Bürger­ent­scheids!

    Abstrus finde ich weiter das Argu­ment, ein offener Work­shop dürfe dieses Thema keines­falls berück­sich­tigen. Was ist daran “offen”. Oder der Vorschlag der Grünen, sich erst mal im Gemein­derat eine gemein­same Meinung zu bilden, die man dann als unab­än­der­lich in den Work­shop einbringen möge. Die Betei­li­gung beim Work­shop war so vorge­schlagen, weil pari­tä­tisch und arbeits­fähig sein wollte.

    Zuge­geben, im poli­ti­schen Geschäft sollten Entschei­dungen reif­lich über­legt sein, aber das wird nicht dadurch erreicht, dass beson­ders viele Leute beson­ders lange darüber disku­tieren. So wäre die deut­sche EInheit niemals erreicht worden. Und hier ging es darum, zügig mit der Diskus­sion über das Projekt zu beginnen. Dabei wurden alle Themen offen ange­spro­chen, die vorab bekannt waren. Was war daran “unehr­lich”?

    Ebenso aben­teu­er­lich sind die Behaup­tungen über die Gründe, warum die Freien Wähler und Teile der SPD und der FDP dagegen gestimmt haben. Aus den Rede­bei­trägen in der Sitzung ist das keines­falls ableitbar.

    Eine Abwä­gung zwischen Natur­schutz und anderen Inter­essen ist im Gesetz ohnehin so vorge­sehen, dass der Natur­schutz eine heraus­ra­gende Rolle hat. Aber er ist nicht das allei­nige Krite­rium.

    Könnte es sein, dass die Grünen es nicht ertragen, wenn sich andere Grup­pie­rungen für ein Projekt enga­gieren, dass Natur­schutz in beson­derer Weise berück­sich­tigen will?
    Not invented here? Das war im Gemein­derat in Ober­schleiß­heim bisher nicht so der Fall.

    Übri­gens: Gemein­de­räte sind im Rahmen ihrer persön­li­chen Meinungen dem Wohl aller Bürger verpflichtet, nicht nur dem der eigenen Wähler.

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  2. Sehr geehrter Herr Münster,

    es mag sein, dass die Vorge­hens­weise zu bemän­geln ist, da die beiden Bürger­meister vorge­prescht sind — ande­rer­seits liegt hier ein Vorschlag auf dem Tisch, der vermut­lich nie zustan­de­kommen wäre, hätte man alle Inter­es­sen­gruppen sofort einbe­zogen … man gründe einen Arbeits­kreis …

    Wo ich Ihnen klar wider­spreche, ist das Thema Umge­hungs­straße: hier mit einem Bürger­ent­scheid von 2013 zu argu­men­tieren, verkennt schlichtweg das inzwi­schen täglich herr­schende Verkehrs­chaos; der Stau auf der Nord-Süd-Achse führt zu erheb­li­cher Abgas­be­las­tung … und nach Fertig­stel­lung der Bauge­biete wird das noch dras­tisch zunehmen!

    Umso verwun­der­li­cher sehe ich die Argu­men­ta­tion, als der komplette Gemein­derat einen 6‑spurigen Auto­bahn­ausbau inklu­sive riesigem Klee­blatt zuge­stimmt hat: hat Lärm­schutz versus Land­schafts­schutz einen anderen Maßstab als Dauer­stau inklu­sive Abgas­be­läs­ti­gung versus Land­schafts­schutz? Abge­sehen vom riesigen Land­schafts­ver­brauch dieser Maßnahme, wäre das ein weiterer Anreiz gewesen, dem Alla­cher Tunnel auszu­wei­chen.

    Bei einem neuen Bürger­ent­scheid pro/gegen eine Umge­hungs­straße — den Sie ja einleiten können — bin ich mir sicher, dass es kein „umstrit­tenes“ Ergebnis geben wird: ich kenne fast ausschließ­lich Befür­worter!

    Joachim Dähler

    Antworten

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