Leser­mail zum Artikel „Protest gegen Allee-Rodung“

Lieber Herr Bürger­meister Böck,

es freut mich sehr, dass Sie und Ihre Frak­tion nun doch zu den vielen Meinungen, Vorschlägen und Gerüchten Stel­lung nehmen.

Diese Situa­tion hätte die Gemeinde aber erst gar nicht entstehen lassen müssen, wenn die Kommu­ni­ka­tion von Beginn an trans­pa­rent gewesen wäre. Denn der entschei­dende Punkt ist doch die Intrans­pa­renz bei dem ganzen Vorgang und die fehlende vorhe­rige Alter­na­tiv­prü­fung. Wenn Bäume fällen (zumal bei einer Allee) so unpro­ble­ma­tisch ist, hätte man es doch in der Sitzungs­vor­lage im März ganz problemlos darauf hinweisen können…? Aber erst in der kommenden Gemein­de­rat­sit­zung am 15.06.21 und aufgrund einer Antrag­stel­lung der Grünen Frak­tion legen Sie die Details offen.

Auch, dass eine gutach­ter­liche Bewer­tung der Bäume durch die Gemeinde erst nach massiven Portesten aus der Öffent­lich­keit erfolgte, ist nicht nach­zu­voll­ziehen. Sollte dies nicht im Vorfeld gemacht werden, um das Vorhaben bewerten zu können?

Offen­sicht­lich hat hier eine umfas­sende Abwä­gung der natur­schutz­fach­li­chen Belange nicht statt­ge­funden, ganz zu schweigen von einer Alter­na­tiv­prü­fung. Es wäre doch zumin­dest wünschens­wert, dass eine Einrich­tung des Frei­staats (Universität/Tierärztliche Fakultät) die notwen­dige Erschlie­ßung im Rahmen der örtli­chen (natür­li­chen und histo­ri­schen) Gege­ben­heiten erle­digt oder zumin­dest die Lasten dafür trägt — z. B. in Form einer Erschlie­ßung über andere geeig­nete Straßen oder auf eigenem Grund. Auch für die Prüfung anderer Alter­na­tiven, z. B. in Form von Bus-Ausweich­mög­lich­keiten in einer bestehenden oder neu zu schaf­fenden Busbucht, anderen Fahr­plan­ge­stal­tung oder einer der vielen Vari­anten der Lini­en­weg­füh­rung, etc. fand man offenbar keine Zeit.

Das von Ihnen zitierte erhöhte Verkehrs­auf­kommen durch Liefer­ver­kehr an den Campus usw. sollte nicht alleine durch die Gemeinde Ober­schleiß­heim getragen werden. Eine noch höhere Verkehrs­dichte für Ober­schleiß­heim ist nicht mehr tragbar. An das neuge­plante grüne Gewerbe nicht zu denken. Ein Schelm, wer hier einen zukünf­tigen Zusam­men­hang sieht. Herr Böck; nicht besserer Stra­ßen­ausbau entlastet die Gemeinde, doch eher eine Verkehrs­be­ru­hi­gung.

Und — 9 Bäume mögen als eine verschmerz­bare Menge durch­gehen, aber es ist die Verset­zung der rest­li­chen Bäume nicht minder falsch. Alte Bäume haben eine ganz andere C02-Spei­cher-Fähig­keit. Die Entwurz­lung und das Umpflanzen können diese Bäume nach­haltig schä­digen.

Hat doch die Gemeinde noch im März des Jahres hopp­la­dihopp eine Baum­schutz­ver­ord­nung für ihre Bürger*innen erlassen. Also: Baum­schutz ist augen­schein­lich wichtig für Ober­schleiß­heim. Aber offenbar nur für die Bürger, nicht für die Gemeinde.

Alleen stehen laut Natur­schutz­ge­setz sogar unter beson­derem Schutz, insbe­son­dere in freier Natur, und hier handelt es sich (zumin­dest aktuell ja noch) um eine Orts­rand­lage. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Land­ratsamt als Untere Natur­schutz­be­hörde dieser Sache annimmt und noch einmal nach­prüft.

Ebenso bleibt zu hoffen, dass die Gemeinde noch einmal mit dem MVV nach besseren Lösungen sucht — und diese hoffent­lich findet.

Karin Schuster

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