Am Rande: Ein poli­tisch’ Stand, ein garstig’ Stand

Jenseits der — völlig zu Recht hier in den Leser­mails disku­tierten! — Stil­fragen zum geplanten Stand der SPD beim Lich­ter­fest wäre die zugrunde liegende Sach­frage schon auch noch eine Bemer­kung wert.

Bürger­meister Kuch­l­bauer schreibt in Posts auf Face­book, “es reicht, wenn man unsere Bürger ab Januar mit Wahl­kampf über­häuft”, “wer will schon in der Vorweih­nachts­zeit Info­stände von Parteien sehen”, “Wahl­wer­bung zum Lich­ter­fest — muss das sein?”

Wenn nun Kommu­nal­po­litik eine so irgendwie anrü­chige Sache ist, dass man sie den Leuten im Advent oder beim Weih­nachts­markt nicht zumuten kann — warum betreibt sie Kuch­l­bauer dann?

Muss Kommerz am Weih­nachts­markt sein? Muss Kitsch sein, scharfer Senf zum Leberkäs oder Schla­ger­musik? Daran stören sich auch viele Leute. Nur Politik darf nicht sein? Was ist das für ein Selbst­ver­ständnis von denen, die expo­niert Politik betreiben und vermit­teln wollen?

Selbst­ver­ständ­lich wird in sehr vielen gesel­ligen Runden auf Advents­märkten beim Glüh­wein über Politik disku­tiert; über die Berliner, die Münchner und in der Vorwahl­zeit ganz sicher die Ober­schleiß­heimer. Muss das auch verboten werden, will das auch “keiner”?

Die SPD hat ihren Stand dann abge­sagt wegen der partei­po­li­ti­schen Neutra­lität des Ausrich­ters, des “Planet O”. Was ist denn das für ein irriger Popanz? Die (für eine öffent­liche Einrich­tung absolut gebo­tene!) partei­po­li­ti­sche Neutra­lität besteht darin, nicht der SPD einen Stand zu verkaufen und der CSU zu verwei­gern. Oder sich nicht daneben zu stellen und zu plaka­tieren, “der Planet ‘O’ findet die FDP super!”

Aber wenn die SPD ihr Geld dafür einsetzen und ihre Stra­tegie darauf abstellen will, ausge­rechnet am Weih­nachts­markt präsent zu sein, ist das doch ihre Sache. Die CSU schenkt bei ihrer Programm­vor­stel­lung Frei­bier aus, die Grünen lassen eine boari­sche Rock­band aufspielen — und die SPD stellt sich eben aufs Lich­ter­fest.

Poli­tik­ver­dros­sen­heit hat eine Viel­zahl von Ursa­chen und Facetten — die fehlende Konse­quenz derer, die Politik betreiben, ist ganz sicher eine davon. Die Wahl am 15. März ist super wichtig — aber die Ausein­an­der­set­zung damit kann man am Advents­markt nicht zumuten? Das passt nicht zusammen.

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3 Kommentare

  1. Auch wenn man ja über Reli­gion, Politik und Krank­heiten keine Konver­sa­tion beginnen sollte, stimme ich der Aussage, dass Kommu­nal­po­litik kein schmut­ziges Geschäft ist, unein­ge­schränkt zu.

    Es taucht aber auch die Frage auf, ob die FDP als beson­ders abschre­ckendes Beispiel einer posi­tiven Befür­wor­tung ange­führt wurde. Wenn die FDP das Planet‘O unter­stützt oder Posi­tionen vertritt, die der Jugend­ar­beit zugu­te­kommen, ist das dann schlecht, weil es von der FDP kommt?

    Es ist jetzt schon oft vorge­kommen, dass Bürger mir im persön­li­chen Gespräch sagen, dass sie mich zwar für den geeig­netsten Kandi­daten halten und sich trotzdem unter keinen Umständen vorstellen können, dies auch öffent­lich zu vertreten. Das spricht in meinen Augen dafür, dass in der poli­ti­schen Kultur noch Verbes­se­rungen vorstellbar sind.

    Ich glaube, dass eine gegen­sei­tige Wert­schät­zung und das Eingehen auf die Argu­mente der anderen die Grund­lage dafür ist, die wirk­li­chen Probleme gemeinsam zu lösen.

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  2. Liebe Kommu­nal­po­li­ti­ke­rinnen und Kommu­nal­po­li­tiker,
    was man hier in den letzten Tagen von Ihnen so lesen konnte, hat durchaus einen gewissen Unter­hal­tungs­wert, hat aber schon was von Kinder­garten. Wo sich welche Partei präsen­tiert, ist mir als Leser und Wähler echt wurscht und wird eher nicht den Ausschlag geben, wo mein Kreuz hinkommen wird.

    Viel­leicht finden sich hier ja demnächst Sach­themen wie „Wie kommt man um 17:00 Uhr recht­zeitig von Ober­schleiß­heim nach Dachau“ oder „Wie kommt das COG an ausrei­chend viele Lehrer, damit es wenigs­tens einen Tag in der Woche ohne Ausfall gibt“.

    Auf jeden Fall schon mal ein ernst gemeintes Danke für Ihr Enga­ge­ment!

    In dem Sinne eine besinn­liche Weih­nachts­zeit und ich bin gespannt auf den themen­ba­sierten Wahl­kampf im neuen Jahr. 😉

    Gruß,
    Gerald Berg­mann

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  3. Lieber Herr Bach­huber,

    wenn sie von den Mitver­an­stal­tern des Lich­ter­festes aufge­regt ange­rufen und ange­spro­chen werden, auf den geneh­migten Info­stand zu verzichten, könnte man dies konse­quent igno­rieren und den Info­stand trotzdem machen. Aber wem hilft die Stur­heit bei solchen Mätz­chen?

    Doch Sie haben in Ihrem Artikel eine sehr wich­tige Frage gestellt.
    Welche Posi­tion hat denn Politik in unserer Gesell­schaft?

    Die fort­wäh­rende Stig­ma­ti­sie­rung von Menschen wie du und ich, die sich inter­es­sieren und enga­gieren, ist mir uner­träg­lich. Denn schauen wir uns doch die Schleiß­heimer Kandi­daten zur Gemein­de­rats­wahl an. Es sind über alle Partei­grenzen hinweg unsere Freunde, Nach­barn, Sport­ka­me­raden, Vereins­mit­glieder und Menschen, die in sozialen Verbänden oder in den Kirchen aktiv sind.

    Was läuft also falsch, wenn aus diesen ange­se­henen Bürgern plötz­lich uner­wünschte “Poli­tiker” werden?
    Da wird in den angeb­lich sozialen Medien ein verdienter Gemein­derat lächer­lich gemacht und verspottet, nur weil er auf eine Sturz­ge­fahr am Bürger­platz hinge­wiesen hat. Da werden Gemein­de­räte, die sich gegen die Stra­ßen­un­ter­füh­rung ausspre­chen, zu denk­faulen, untä­tigen Poli­ti­kern abge­stem­pelt, die in abge­ho­bener Weise die Wünsche der „Normal­bürger“ igno­rieren. Da wird wieder über Face­book ein Info­stand diskre­di­tiert, als ob eine gars­tige Partei den armen Kindern das Weih­nachts­fest stehlen will.

    Aber wie Sie schon richtig erkannt haben, bei den einen gibt’s Frei­bier, bei anderen Rock­bands oder Kugel­schreiber…. Aber Lebku­chen und Scho­ko­ni­ko­läuse am Niko­laustag – das geht gar nicht?

    Wir, die wir uns in Parteien enga­gieren, sollten uns gemeinsam gegen diese Stig­ma­ti­sie­rung wehren. Wenn eine einzige Partei in Schleiß­heim glaubt, bürgernah zu sein und durch die Verun­glimp­fung der anderen Parteien kurz­fristig einen Nutzen ziehen möchte, dann schadet sie dauer­haft dem Gemein­wesen. Als Bürger­meister hat man in beson­derer Weise die partei­po­li­ti­sche Neutra­lität zu wahren. Unsere Parteien sind elemen­tarer Teil der Gemein­schaft und wenn sie die Teil­nahme, das Gespräch und die Diskus­sion suchen, ist das nicht „igitt­igitt“, sondern drin­gend notwendig. Gute „Poli­tiker“ müssen mitten in der Gesell­schaft stehen, nicht daneben und schon gar nicht darüber.

    Mit advent­li­chen Grüßen
    Ralf Bönne­mann
    Stellv. Vorsit­zender SPD Ober­schleiß­heim

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