Die Wilhelmskapelle im Alten Schloss ist in neuem altem Glanz zu besichtigen
Peter Candid gehörte zu den prägenden Künstlern seiner Zeit und war Hofmaler unter dem bayerischen Herzog Wilhelm V. Nach Peter Candid sind in München eine Straße, eine Brücke und ein Tunnel benannt. Wilhelm V. dankte im Jahr 1597 ab, übergab die Regierungsgeschäfte seinem Sohn Maximilian I. und zog sich nach Schleißheim zurück.
Dort hatte er den Bischöfen von Freising ein Landgut, einen großen Bauernhof, abgekauft, den er zu seinem Wohnsitz machte. Ohne diese Entscheidung wäre es wohl nie zu unserer prachtvollen barocken Schlossanlage in Oberschleißheim gekommen, die Wilhelms Nachfahren, vor allem sein Urenkel Kurfürst Max Emanuel, ausbauten.
Herzog Wilhelm war ein sehr frommer Mann. Sein Herrenhaus sah zwar anders aus als das Alte Schloss, wie wir es heute kennen, denn an dessen Stelle hatte sein Sohn Maximilian ein neues elegantes Renaissance-Gebäude im Stil eines italienischen Landschlosses errichten lassen, aber auch im alten Herrenhaus gab es selbstverständlich eine Kapelle.
Für diese Kapelle, die heutige Wilhelmskapelle, hatte Peter Candid Anfang des 17. Jahrhunderts ein bedeutendes Werk geschaffen, ein großes Altarbild. Es stellt den Hl. Wilhelm von Malavalle dar, als Einsiedler in Kutte und barfuß, der die thronende Maria mit dem Jesuskind anbetet.
Ab sofort ist das Gemälde jeden ersten Sonntag im Monat in der neu eröffneten Wihelmskapelle zu besichtigen. Eine Museumsstation, gestaltet vom Architekturbüro Tido Brussig, informiert vor Ort über die Kapelle, das Bild und die Teile eines Passionszyklus aus der Zeit, der dort ebenfalls zu sehen ist. Die erste Gelegenheit zur Besichtigung ist der Museumstag am Sonntag, 18. Mai 2025. Man kann dies gut mit dem Besuch des Schleißheimer Künstlermarktes verbinden.
Dass es die Wilhelmskapelle mit ihrer originalen Stuckausstattung und dieses Gemälde überhaupt noch gibt, ist vielen historischen Zufällen zu verdanken und zuletzt dem hohen Engagement der Bayerischen Schlösserverwaltung, der Restauratoren und Museumsplaner.
Vom Alten Schloss war nach der Zerstörung durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg nur die Wilhelmskapelle erhalten geblieben. Sie war aber schon nach der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr als Gebetsraum, sondern als Festsaal und sogar als Stall benutzt worden. Entsprechend war ihr Zustand vor der Restaurierung.


Auch Peter Candids Altargemälde war im Lauf der Jahrhunderte ziemlich misshandelt worden, übermalt, geknickt und anderweitig beschädigt. Die beeindruckende ursprüngliche Fassung musste ein Restauratorenteam um Margarete Frankenstein erst mühsam wieder herstellen.
Der Bayerischen Schlösserverwaltung und ihrem Präsidenten Bernd Schreiber war es deshalb ein besonderes Anliegen, das Ereignis der Neueröffnung nicht nur mit einer Pressemitteilung, sondern auch mit einem kleinen Empfang zu würdigen.
Zu Gast waren Mitwirkende, Mitarbeiter und natürlich Paula Kleeberger, die Oberschleißheimer “Schlossherrin”, sowie Bürgermeister, Gemeinderatsmitglieder und weitere Persönlichkeiten aus Oberschleißheim.
Kurator Sebastian Karnatz würdigte in seinem Vortrag den künstlerischen und historischen Wert des Gemäldes und seines Schöpfers. Zu seinem Bedauern sei keiner der vielen schönen Räume in der neuen Schlosswirtschaft nach Peter Candid benannt worden. Deshalb sei es ihm eine besondere Genugtuung, dass es nun mit der Wilhelmskapelle auch in Oberschleißheim eine Art “Candid-Kabinett” gebe.
Für die angemessene höfische Begleitmusik mit Laute, Harfe, Flöte, Dudelsack und Gesang sorgte das Ensemble Elisabeth Pawelke.
Aus Oberschleißheim unter anderen gesichtet: Markus Böck, Harald Müller, Casimir Katz, Irene Beck, Irene Bogdain, Peter Benthues, Fritz-Gerrit Kropp, Thomas Laser, Angelika Kühlewein, Otto Bürger, Elisabeth Ziegler, Martina Buck, Ingrid Lindbüchl, Gaby Hohenberger.
Andrea Wörle
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