© Bayerische Schlösserverwaltung. Foto: Anke Roth

Eine neue Sehens­wür­dig­keit in Ober­schleiß­heim: das über 400 Jahre alte Altar­bild, das Peter Candid für Herzog Wilhelm V. malte

14.05.2025 | Schlösser & Museen | 0 Kommentare

Die Wilhelm­ska­pelle im Alten Schloss ist in neuem altem Glanz zu besich­tigen

Peter Candid gehörte zu den prägenden Künst­lern seiner Zeit und war Hofmaler unter dem baye­ri­schen Herzog Wilhelm V. Nach Peter Candid sind in München eine Straße, eine Brücke und ein Tunnel benannt. Wilhelm V. dankte im Jahr 1597 ab, übergab die Regie­rungs­ge­schäfte seinem Sohn Maxi­mi­lian I. und zog sich nach Schleiß­heim zurück.

Dort hatte er den Bischöfen von Frei­sing ein Landgut, einen großen Bauernhof, abge­kauft, den er zu seinem Wohn­sitz machte. Ohne diese Entschei­dung wäre es wohl nie zu unserer pracht­vollen baro­cken Schloss­an­lage in Ober­schleiß­heim gekommen, die Wilhelms Nach­fahren, vor allem sein Urenkel Kurfürst Max Emanuel, ausbauten.

Herzog Wilhelm war ein sehr frommer Mann. Sein Herren­haus sah zwar anders aus als das Alte Schloss, wie wir es heute kennen, denn an dessen Stelle hatte sein Sohn Maxi­mi­lian ein neues elegantes Renais­sance-Gebäude im Stil eines italie­ni­schen Land­schlosses errichten lassen, aber auch im alten Herren­haus gab es selbst­ver­ständ­lich eine Kapelle.

Für diese Kapelle, die heutige Wilhelm­ska­pelle, hatte Peter Candid Anfang des 17. Jahr­hun­derts ein bedeu­tendes Werk geschaffen, ein großes Altar­bild. Es stellt den Hl. Wilhelm von Mala­valle dar, als Einsiedler in Kutte und barfuß, der die thro­nende Maria mit dem Jesus­kind anbetet.

Ab sofort ist das Gemälde jeden ersten Sonntag im Monat in der neu eröff­neten Wihelm­ska­pelle zu besich­tigen. Eine Muse­ums­sta­tion, gestaltet vom Archi­tek­tur­büro Tido Brussig, infor­miert vor Ort über die Kapelle, das Bild und die Teile eines Passi­ons­zy­klus aus der Zeit, der dort eben­falls zu sehen ist. Die erste Gele­gen­heit zur Besich­ti­gung ist der Muse­umstag am Sonntag, 18. Mai 2025. Man kann dies gut mit dem Besuch des Schleiß­heimer Künst­ler­marktes verbinden.

Dass es die Wilhelm­ska­pelle mit ihrer origi­nalen Stuck­aus­stat­tung und dieses Gemälde über­haupt noch gibt, ist vielen histo­ri­schen Zufällen zu verdanken und zuletzt dem hohen Enga­ge­ment der Baye­ri­schen Schlös­ser­ver­wal­tung, der Restau­ra­toren und Muse­ums­planer.

Vom Alten Schloss war nach der Zerstö­rung durch Luft­an­griffe im Zweiten Welt­krieg nur die Wilhelm­ska­pelle erhalten geblieben. Sie war aber schon nach der Säku­la­ri­sa­tion Anfang des 19. Jahr­hun­derts nicht mehr als Gebets­raum, sondern als Fest­saal und sogar als Stall benutzt worden. Entspre­chend war ihr Zustand vor der Restau­rie­rung.

Auch Peter Candids Altar­ge­mälde war im Lauf der Jahr­hun­derte ziem­lich miss­han­delt worden, über­malt, geknickt und ander­weitig beschä­digt. Die beein­dru­ckende ursprüng­liche Fassung musste ein Restau­ra­to­ren­team um Marga­rete Fran­ken­stein erst mühsam wieder herstellen.

Der Baye­ri­schen Schlös­ser­ver­wal­tung und ihrem Präsi­denten Bernd Schreiber war es deshalb ein beson­deres Anliegen, das Ereignis der Neueröff­nung nicht nur mit einer Pres­se­mit­tei­lung, sondern auch mit einem kleinen Empfang zu würdigen.

Zu Gast waren Mitwir­kende, Mitar­beiter und natür­lich Paula Klee­berger, die Ober­schleiß­heimer “Schloss­herrin”, sowie Bürger­meister, Gemein­de­rats­mit­glieder und weitere Persön­lich­keiten aus Ober­schleiß­heim.

Kurator Sebas­tian Karnatz würdigte in seinem Vortrag den künst­le­ri­schen und histo­ri­schen Wert des Gemäldes und seines Schöp­fers. Zu seinem Bedauern sei keiner der vielen schönen Räume in der neuen Schloss­wirt­schaft nach Peter Candid benannt worden. Deshalb sei es ihm eine beson­dere Genug­tuung, dass es nun mit der Wilhelm­ska­pelle auch in Ober­schleiß­heim eine Art “Candid-Kabi­nett” gebe.

Für die ange­mes­sene höfi­sche Begleit­musik mit Laute, Harfe, Flöte, Dudel­sack und Gesang sorgte das Ensemble Elisa­beth Pawelke.

Aus Ober­schleiß­heim unter anderen gesichtet: Markus Böck, Harald Müller, Casimir Katz, Irene Beck, Irene Bogdain, Peter Bent­hues, Fritz-Gerrit Kropp, Thomas Laser, Ange­lika Kühle­wein, Otto Bürger, Elisa­beth Ziegler, Martina Buck, Ingrid Lind­büchl, Gaby Hohen­berger.

Andrea Wörle

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