Das Alte Schloss bei Kriegsende. Quelle: Archiv Otto Bürger

8. Mai 1945: das Ende des Zweiten Welt­kriegs in Ober­schleiß­heim

26.04.2025 | Kultur & Geschichte | 0 Kommentare

Wie ein Ober­leut­nant namens Peter Spoden Ober­schleiß­heim vor dem “Endkampf” rettete

Der Zweite Welt­krieg war in Ober­schleiß­heim Ende April 1945 zu Ende. Am 28./29. April 1945, einen Tag, bevor Adolf Hitler in Berlin im Führer­bunker Selbst­mord beging, rückten US-Truppen, die 45. Infantry Divi­sion, auf die Gemeinde vor.

Peter Spoden, Mitglied eines Nacht­jagd­ge­schwa­ders und Komman­dant des örtli­chen Flie­ger­horsts, ergab sich kampflos und sorgte dafür, dass auch die ihm unter­stellten Soldaten das taten. Zwei Tage zuvor hatte er noch den irrsin­nigen und sinn­losen Befehl erhalten, Ober­schleiß­heim mit seiner Truppe im “Endkampf” und “bedin­gungslos” zu vertei­digen. Dann wäre der Ort wohl erneut bombar­diert worden.

Als Luft­waf­fen­standort mit der Flug­werft war Ober­schleiß­heim ohnehin die einzige Gemeinde im Land­kreis München, die mehr­fach bombar­diert und von Tief­flie­gern beschossen worden war, mit 45 Bomben­toten und zahl­rei­chen zerstörten oder schwer beschä­digten Wohnungen. Auch das Alte Schloss wurde bei einem solchen Angriff zerstört.

So verhin­derte dieser Mann ein weiteres Blut­ver­gießen und weitere Zerstö­rungen, indem er die weiße Fahne hisste. Das war sehr mutig. Viele andere, die so etwas taten, sind von NS-Fana­ti­kern noch in letzter Minute erschossen oder gelyncht worden. Schließ­lich gab es in Ober­schleiß­heim auch eine sehr aktive NSDAP-Orts­gruppe inklu­sive Bürger­meister.

Nach dem Krieg arbei­tete Peter Spoden als Pilot und Flug­ka­pitän bei der Luft­hansa. Zuletzt lebte er in einem Senio­ren­heim bei Frank­furt. Er starb am 9. Dezember 2021. Einen Monat zuvor, im November 2021 konnte ihm Bürger­meister Markus Böck noch zum 100. Geburtstag gratu­lieren. Als 2007 im Rahmen eines “histo­ri­schen Wochen­endes” mit ameri­ka­ni­schen GIs die Ereig­nisse vom 28./29. April 1945 in dieser Gegend rekon­stru­iert wurden, nahm er als Ehren­gast teil und kam zum ersten Mal nach 62 Jahren wieder nach Ober­schleiß­heim.

Peter Spoden hatte sich 1940 mit 19 Jahren frei­willig zur Luft­waffe gemeldet und wurde Mitglied eines Nacht­jagd­ge­schwa­ders. Diese Verbände hatten den Abschuss feind­li­cher Bomber zum Ziel. Das hat Spoden auch getan. Über diese Zeit hat er selbst ein Buch veröf­fent­licht.

Er war gewiss kein Wider­stands­kämpfer, aber das waren Heinz Katzen­berger (Partei­ge­nosse und Mitglied des von der Obrig­keit einge­setzten und nicht gewählten NSDAP-Gemein­de­rats) und Otto Hupp (gestal­tete ein Wappen für Hermann Göring, “getreuer Paladin unseres Führers Adolf Hitler”) auch nicht. Am Kriegs­ende in Ober­schleiß­heim rettete Peter Spoden jeden­falls Leben, anstatt sie zu zerstören. Viel­leicht wäre es an der Zeit, dass die Gemeinde Ober­schleiß­heim auch nach ihm eine ihrer Straßen benennt.

Wer mehr über die NS-Zeit und den Zweiten Welt­krieg in Ober­schleiß­heim wissen will, sei auf die Orts­chronik “Ober­schleiß­heim. Eine Zeit­reise” (2010, erhält­lich im Rathaus) verwiesen und auf mehrere Publi­ka­tionen von Ortchro­nist Otto Bürger, zuletzt “Schleiß­heim und die verflixten 1930er-Jahre” (2023), erhält­lich über die “Freunde von Schleiß­heim” (heinrich@wutscher.de) und über Otto Bürger selbst (otto-buerger@gmx.de)

Andrea Wörle

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