Irgendwas tun

Ober­schleiß­heim hat beim Bürger­ent­scheid am Sonntag für eine Stra­ßen­un­ter­füh­rung gestimmt. Für ein Projekt, von dem man derzeit nicht wissen kann, wie es aussehen wird, welche Konse­quenzen es hat, was es kostet und was es bringt? In erster Linie hat eine Mehr­heit doch wohl dafür gestimmt, über­haupt mal irgendwas zu tun!

Zum zentralen Zukunfts­thema der Region, dem Verkehrs­in­farkt, der sich in Ober­schleiß­heim im Stau­wahn­sinn vor der Bahn­schranke mani­fes­tiert, hat sich der Ort noch nie auf eine gemein­same Stra­tegie verstän­digen können. Jetzt hat die “Stimme” der Bürger, wie sie von den Initia­toren des Bürger­ent­scheids beschworen wurde, dem Gemein­derat vernehm­lich gesteckt, dass es so nicht weiter­gehen kann.

Die SPD? Findet offenbar, die nötigen Maßnahmen seien schon einge­leitet und würden irgend­wann auch greifen. Die Grünen? Wollen den Verkehr durch alter­na­tive Mobi­li­täts­kon­zepte neu denken. Die CSU? Hatte zum Bürger­ent­scheid nichts zu sagen.

Vor diesem Hinter­grund der fakti­schen Bewe­gungs­lo­sig­keit stach das Verspre­chen der FW, irgendwas zu tun — und wenn es der Blan­ko­scheck auf eine völlig diffuse Stra­ßen­un­ter­füh­rung ist. Im zweiten Anlauf, ihr Leib- und Magen­an­liegen auf die Straße zu tragen, haben es die FW geschafft, die Gemein­de­rats­mehr­heit auszu­he­beln.

Aller­dings könnte sich ihr Etap­pen­sieg mittel­fristig noch zu einer großen Hypo­thek auswachsen. Die Stra­ßen­un­ter­füh­rung muss sich jetzt erst dem Reali­täts­check stellen, an dem schon so viele Verkehrs­vi­sionen der vergan­genen Jahr­zehnte zerschellt sind. Und die Mühlen der über­ört­li­chen Stra­ßen­bau­pla­nung mahlen langsam, so dass die FW zur Kommu­nal­wahl 2020 ganz sicher nicht liefern können — und 2026…?

Am Projekt Stra­ßen­un­ter­füh­rung müssen sich die FW und ihr Bürger­meister jetzt aber messen lassen. Nach dem Ergebnis vom Sonntag haben sie keine Ausreden mehr.

Und die zweite Botschaft des Bürger­ent­scheids: Die Bahn im Tunnel ist tot. Still beer­digt wurde sie schon vor der Stimm­ab­gabe durch ihre Unter­stützer. Die Tunnel­vi­sion wurde nicht mehr zur Alter­na­tive gestellt wie noch 2009, ja, sie wurde in der Debatte nicht mal mehr erwähnt. Damit noch irgend jemand moti­vieren zu können, hat offenbar keiner mehr geglaubt.

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1 Kommentar

  1. Dann kann man nur auf zwei Dinge hoffen:

    1. Einen erneuten Bürger­ent­scheid über konkrete Pläne
    Falls es zu einer Tunnel-Planung kommt und dann erst die tatsäch­li­chen Ausmaße eines solchen Projekts ersicht­lich werden, sollte dies den Bürgern nochmal zur Abstim­mung vorge­legt werden.
    Der jetzige, doch recht knappe Entscheid war ja in erster Linie ein sehr unbe­stimmtes Verhand­lungs­mandat. Auch die äußeren Faktoren — wie der Schleich­ver­kehr wegen der heute chro­nisch stau­f­an­fäl­ligen A99 können sich dann geän­dert haben.

    2. Eine verant­wor­tungs­voll abge­stimmte Bau- und Infra­struktur-Politik
    Ein Wohnungs­großbau-Projekt im Norden, ein groß dimen­sio­niertes Abfahrts-“Kleeblatt” mit Brücken­ver­schie­bung und ‑ausbau im Westen, dazu dort noch ein ange­dachtes Gewer­be­ge­biet und eine Umge­hungs­straße. Im Osten und im histo­ri­schen Zentrum ein even­tu­eller Tunnelbau, im Süden die Anbin­dung an die Tier­me­di­zi­ni­sche Fakultät und inner­orts das neue Viertel am Schä­fer­anger. Jedes dieser Projekt ist schon für sich — ob sinn­voll oder nicht — eine logis­ti­sche Heraus­for­de­rung, vom Flächen­ver­brauch gar nicht zu reden. Ohne Abstim­mung der Maßnahmen unter­ein­ander aber ist das aber eine Garantie für sehr unge­müt­liche kommende Jahre, die das Orts­bild und die Verkehrs­si­tua­tion negativ prägen werden.

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