Fotos: privat

Apfel­ernte für den Tisch in der Bergl­wald­sied­lung

19.09.2024 | Persönlichkeiten | 0 Kommentare

Wie Frau Fischer dem Frei­staat auf die Pelle rückte

An der Linden­straße 1 in der Ober­schleiß­heimer Bergl­wald­sied­lung gegen­über der Trini­ta­tis­kirche liegt ein völlig zuge­wach­senes und über­wu­chertes Garten­grund­stück. Über die Garten­türe hinweg, die mit Kette und Vorhän­ge­schloss gesi­chert ist, kann man einen Blick auf das alte Wohn­haus erha­schen, das auf diesem Grund­stück steht.

Das Haus steht seit 14 Jahren leer, das Grund­stück gehört dem Staat, man darf es nicht betreten. Dem ganzen Anwesen ist anzu­sehen, dass sich seit vielen Jahren niemand mehr darum kümmert.

Ganz anders sieht das sehr gepflegte Nach­bar­grund­stück aus, auf dem seit nunmehr 57 Jahren Rosina Fischer lebt. Sie hat dort ihre drei Söhne groß­ge­zogen, sie hat ihren Mann vor seinem Tod gepflegt, sie hat in ihrem Leben viel geleistet, sich um vieles geküm­mert und sie hat heute noch, mit ihren 87 Jahren, kaum etwas von der Energie verloren, die sie ein Leben lang begleitet hat.

Als Kind hat sie den Zweiten Welt­krieg miter­lebt, in dem ihre Familie in München ausge­bombt wurde, sie hat die kargen Zeiten nach dem Krieg erlebt und sie kann es nach wie vor schwer ertragen, dass man sich nicht kümmert, dass man Dinge verkommen lässt.

Das bekam auch der Frei­staat Bayern zu spüren. Auf dem verwil­derten Grund­stück steht ein großer Apfel­baum, der nach wie vor schöne Früchte trägt. Sie sind sehr schmack­haft, das weiß Frau Fischer, denn sie bekam sie früher oft von den Nach­barn geschenkt. Aber niemand erntete sie seitdem, und einfach klauen, das wollte sie nicht. Man darf das Grund­stück ja nicht betreten.

Sie hat den Frei­staat Bayern bzw. die zustän­dige IMBY, die Immo­bi­li­en­ge­sell­schaft des Frei­staats, so lange mit Briefen und Anfragen trak­tiert, bis schließ­lich die amtliche Erlaubnis kam, dass man über den Zaun steigen und die Äpfel ernten dürfe.

Hier kommt nun der Ober­schleiß­heimer Tisch ins Spiel, für den Frau Fischer auch schon lange spendet. Mit ihrer tatkräf­tigen Hilfe konnten Susanne und Wolf­gang Golling sowie Rudolf Frankl vom Tisch eine reiche Apfel­ernte einfahren bzw. vom Baum holen, die am nächsten Freitag bei der wöchent­li­chen Ausgabe der Lebens­mittel den Menschen zugute kommt, die es brau­chen können.

Wenn auf dem Grund­stück dann doch irgend­wann neu gebaut wird, muss der alte Apfel­baum vermut­lich dran glauben. Aber bis dahin gehen seine guten Früchte nicht mehr verloren.

Andrea Wörle

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