Sind für Oberschleißheim in den Landkreis-Pavillon gekommen, vlnr: Hans Lackerschmid, Barbara Aufenanger, Barbara Samuel, Traudl Lackerschmid an den Spinnrädern und Anja Thalmeier mit ihrem Webstuhl

“Die spinnen ja, die Oberschleißheimer*innen!”

27.05.2024 | Lokale Initiativen | 2 Kommentare

Spinnen und Weben als Hand­werk auf der Landes­gar­ten­schau präsen­tiert

Unter dem Motto “Vom Schaf zum Klei­dungs­stück” konnte man während der Ober­schleiß­heimer Woche im Land­kreis­pa­villon “Sonnen­treff” echte Spin­ne­rinnen und eine Weberin erleben. Unter anderem wurde hier auch Wolle von der Hoch­mut­tinger Schaf­zucht Hoyler verar­beitet.

Spinnen beru­higt und macht glück­lich

“Nimm Zuflucht zum Spinnen, damit sich der Geist beru­higt. Die Musik des Rades ist Balsam für unsere Seele. Ich glaube, das Garn, das wir spinnen, ist in der Lage, die Risse in Kette und Schuss unseres Lebens zu flicken.“ Mahatma Gandhi

Wenn Traudl Lacker­schmid aus Lustheim/Oberschleißheim sich an ihr Spinnrad setzt und aus gewa­schener und gekämmter Rohwolle einen Woll­faden verspinnt, dann fallen, so sagt sie, “alle Alltags­sorgen von einem ab und man wird inner­lich ganz ruhig und zufrieden.”

Für die Landes­gar­ten­schau hat sie ihre beiden Freun­dinnen und Hobby­ge­nos­sinen, Barbara Aufen­anger aus Prien am Chiemsee und Barbara Samuel aus Olching mitge­bracht. Alle drei sind sich einig: “Das Spinnen ist ein Hand­werk, das es wert ist, erhalten zu bleiben.” Gerade Kinder seien die inter­es­sier­testen Ansprech­partner, weiß Traudl Lacker­schmid und fügt hinzu: „Willst du in unserem Hand­werk was errei­chen, musst du die Jüngsten mitnehmen!“

Jede von ihnen hat ihr hand­ge­drech­seltes Spinnrad vor sich stehen. Mit einem Fußpedal, das möglichst ryth­misch und gleich­mäßig getreten werden muss, wird das Schwungrad gedreht und die Spindel ange­trieben, um die sich dann der zum Garn verz­wir­belte Woll­faden schlingt. Spinnen sieht zunächst einfach aus, jedoch braucht es lange Jahre Übung und Finger­spit­zen­ge­fühl, bis ein gleich­mä­ßiger Faden entsteht.

Spin­ne­rinnen unter sich…Im Land­kreis­pa­villon “Sonnen­treff” präsen­tieren (vlnr) Barbara Aufen­anger, Barbara Samuel und Traudl Lacker­schmid ihre Spinn­räder und zeigen, wie man Wolle zu Fäden verspinnt.
Inter­es­sierte Kinder können beim Verz­wir­beln des Woll­fa­dens selbst Hand anlegen
Vorne im Bild: Gewa­schene und gekämmte Rohwolle

Ihren Mann, Hans Lacker­schmid, im Berufs­leben früher Hubschrau­ber­pilot, hat Traudl Lacker­schmid mit dem Spinnen auch ange­steckt. Den erstaunten Besu­che­rinnen und Besu­chern demons­triert er, wie man ein kleines Ästchen als Spindel benutzen und in blanker Hand­ar­beit, auch ohne Spinnrad, Wolle zu einem Faden verspinnen kann.

Hans Lacker­schmid aus Lust­heim demons­triert hier die “Hand­spindel”

“Der Vorgang des Webens ist mit dem Essen der Nach­speise vergleichbar”, sagt Berufs­we­berin Anja Thal­meier. Um ein Stück Stoff zu weben, müsse zunächst enorme Vorar­beit geleistet werden. Die Kett­fäden müssten dem geplanten Stoff­muster entspre­chend gespannt und an den Litzen und Schäften verknotet werden. Gewebt werde mit Händen und Füßen, denn unten am Webstuhl sind Pedal­leisten ange­bracht, die bei Betä­ti­gung jeweils die Kett­fäden anheben. Dann wird mit dem “Schiff­chen” der Schuß­faden durch­ge­führt und mit dem großen Webkamm fixiert. Anja Thal­meier setzt sich dafür ein, dass das Weber­hand­werk in unserer hoch­tech­ni­sierten Welt trotzdem wieder als ernst­zu­neh­mender Berufs­zweig gesehen wird, denn von Hand gewebte Stoffe seien einfach von bester Qualität und einma­liger Schön­heit.

Anja Thal­meier an ihrem Webstuhl: Ganz frisch hat die ehema­lige Sonder­schul­leh­rerin den Gesel­len­brief im Beruf
“Textil­ge­stalter Hand­werk, Schwer­punkt Weben” erworben.
Kinder erleben das Prinzip des Webens hautnah und sind faszi­niert: Anja Thal­meier zeigt anhand der Webe­technik auf ihrem Webstuhl, wie Stoffe und Klei­dungs­stücke entstehen und vermit­telt Kindern ein spon­tanes Erfolgs­er­lebnis mit Erkennt­nis­ge­winn.
Fabian führt das “Schiff­chen” durch die Kett­fäden

Liebe Lese­rinnen und Leser,

mit diesem Artikel endet meine retro­spek­tive Bericht­erstat­tung über die Ober­schleiß­heimer Woche auf der Landes­gar­ten­schau. Ich kann nur sagen, dass Ober­schleiß­heim im Land­kreis­pa­villon “Sonnen­treff” und im Park-Pavillon ein echt tolles Programm geboten und unseren Ort noch bekannter und beliebter gemacht hat. Mir selbst hat es große Freude bereitet, eine ganze Woche lang täglich vor Ort zu sein, diese Programm­punkte koor­di­niert zu haben, mitge­macht, zuge­schaut und berichtet zu haben.

Herz­lichst, Ingrid Lind­büchl

Hier geht’s zu den anderen Ober­schleiß­heimer Aktionen auf der Landes­gar­ten­schau:
Ober­schleiß­heim auf der Landes­gar­ten­schau | schleissheimer-zeitung.de

Maja, die Biene von Schleiß­heim, geboren 1912 in Ober­schleiß­heim | schleissheimer-zeitung.de

Blas­ka­pelle Ober­schleiß­heim begeis­tert die Besu­cher | schleissheimer-zeitung.de

“Freunde von Schleiß­heim” geben sich auf der Landes­gar­ten­schau die Ehre | schleissheimer-zeitung.de

“Klima­neu­tral 2035” war auch auf der Landes­gar­ten­schau | schleissheimer-zeitung.de

Funk­ver­kehr und Schman­kerl­garde rocken den Park-Pavillon | schleissheimer-zeitung.de

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2 Kommentare

  1. Herz­li­chen Dank für die unter­halt­samen und ausführ­li­chen Berichte und Bilder von der Landes­gar­ten­schau. Ebenso vielen, vielen Dank an alle Akteure für ihr Enga­ge­ment. So konnten alle Daheim­ge­blie­benen täglich ein wenig an der Ober­schleiß­heimer Woche teil­haben.

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    • Na, das machte mir große Freud’ diesen Artikel zu sehen, denn ich bin Hans und Taudl Lacker­schmids Cousine und lebe in Austra­lien. Ja, einer spinnt immer — ich male Bilder und quilte (gut für die Seele), freu’ mich unheim­lich…
      Grüße an Euch alle im herr­li­chen Ober­schleiss­heim, fest weiter­ma­chen!
      Liebe Grüße,
      Rosmarie Libi­sel­leer

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