Zu Besuch als Begleitung
Zum Sommerempfang des Bayerischen Landtags, traditionell in Schloss Schleißheim als “Traumkulisse”, muss man ausdrücklich eingeladen werden. Diese Ehre ist mir noch nie zuteil geworden. Geladene Gäste dürfen aber eine Begleitung mitbringen. Dieses Jahr waren als ein Zeichen dafür, dass, wie Landtagspräsidentin und Gastgeberin Ilse Aigner meinte, in Bayern die Demokratie lebt (und nicht erst zurückgeholt werden muss), neben vielen anderen Ehrenamtlichen auch alle Mitglieder des Oberschleißheimer Gemeinderats eingeladen. Als mich Gemeinderätin Ingrid Lindbüchl fragte, ob ich sie begleiten wolle, habe ich das übliche Gegrummel, ob es dieses Luxus-Theater überhaupt braucht und warum ganz Oberschleißheim damit beschallt wird, auf der Stelle verdrängt und freudig, flexibel und feier-offen zugesagt.
Die Was-ziehe-ich-an-Frage (sommerliche Abendgarderobe oder Tracht war gewünscht) habe ich mit dem geregelt, was ich hatte. Gegenüber der überaus eleganten Erscheinung der Landtagspräsidentin in ihrer zyklamfarbenen langen Robe hätte man bzw. frau ja sowieso keine Chance gehabt, Demokratie hin oder her. Aber es gab auch sonst sehr viele schöne Kleider und Dirndl zu sehen. Die Herren dagegen waren wie üblich modisch eher unauffällig.
Im Blumenparterre des Schlossparks war für die 3000 Gäste sommerlich aufgedeckt, die Stimmung war heiter, es wurde gewandelt und geplaudert und fotografiert, bis der Finger wund war, das Wetter war prächtig fast bis zum Schluss, ein eindrucksvoller barocker Sonnenuntergangshimmel ging einem kurzen Regenguss am späteren Abend voraus, sämtliche Lose der Sternstunden-Tombola wurden verkauft. Das Bayerische Staatsorchester, das es inzwischen seit 500 Jahren gibt, bot ein großartiges Konzert. Jede Menge Prominenz aus den Parteien, aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Kultur und Gesellschaft war da. Auch ein Kardinalskäppchen sah man leuchten.
Bewirtung und Service waren formidabel. Die bayerischen Regierungsbezirke wetteiferten mit unterschiedlichen kulinarischen Angeboten. Was es heißt, dass im Oberbayern-Zelt die Bayerische Creme schon vor dem Hauptgang aus war, muss man wohl der Deutung der Wissenschaft überlassen. Bei den Schwaben gab es sogar ein rein vegetarisches Menu, tatsächlich ganz ohne jedes Fleisch (!). Ob das die Herren Söder und Aiwanger wussten? Hat hier die bayerische Staatsregierung versagt oder ist das nur Demokratie?
“Das schönste Fest der Politik in ganz Deutschland” (Ilse Aigner): Also man muss sich schon fragen, was dieses Luxus-Theater soll, noch dazu in unseren schwierigen Zeiten. Aber wenn mich jemand mitnimmt, gehe ich wieder hin.
Andrea Wörle
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