Am Rande: VG Schleiß­heim

Das Schweigen war eisig. Eine Antwort gab es gar nicht, von niemandem.

Gaby Hohen­berger hat im Gemein­derat vorge­schlagen, man möge doch „über eine Verwal­tungs­ge­mein­schaft mit Unter­schleiß­heim nach­denken“.

Den letzten Ausschlag für die Wort­mel­dung gab wohl, dass der Gemein­de­haus­halt heuer ohne Kämmerer erstellt wurde und ein früherer Kollege aushelfen musste, länger­fris­tiger Hinter­grund ist, dass die Rathaus­ver­wal­tung perma­nent über Über­las­tung klagt. In einer Verwal­tungs­ge­mein­schaft könne „viel Arbeit gebün­delt werden“, sagte Hohen­berger.

Seit Anfang der 1970er Jahre ist Unter­schleiß­heim, damals mit seinem 10.000sten Einwohner, größer als Ober­schleiß­heim. Heute zählt Unter­schleiß­heim gut 30.000 Einwohner, Ober­schleiß­heim etwa 12.000, Unter­schleiß­heim nimmt jähr­lich rund 50 Millionen Euro an Gewer­be­steuer ein, Ober­schleiß­heim etwa sieben Millionen.

Bei einer Verwal­tungs­ge­mein­schaft blieben beide Betei­ligte eigen­ständig, mit eigenem Bürger­meis­tert und Gemein­derat, nur die Verwal­tung würde gemeinsam geführt.

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4 Kommentare

  1. Liebe Lese­rinnen und Leser,

    beim Lesen der “Rand­notiz” bin auch ich vor Schauer zusam­men­ge­zuckt! Eine Fusion mit Unter­schleiß­heim geht doch gar nicht! Was da nur in Gaby Hohen­berger gefahren ist?

    Der Punkt ist nur: Eine Verwal­tungs­ge­mein­schaft ist keine Fusion. Die Gemeinden würden zwar ihre Verwal­tungen zusam­men­legen, blieben aber als recht­lich und poli­tisch selbst­stän­dige Kommunen erhalten. Niemand müsste Angst haben, dass Unter­schleiß­heimer über Ober­schleiß­heimer Ange­le­gen­heiten bestimmen oder gar Schloss und Flug­platz annek­tieren.

    Eine Verwal­tungs­ge­mein­schaft ist in der Tat ein selt­sames Konstrukt. Wiki­pedia hilft nicht weiter, um dieses Modell der kommu­nalen Zusam­men­ar­beit zu verstehen, und eine Lektüre der Rechts­grund­lagen macht einen auch nur bedingt glück­li­cher (gesetze-bayern.de/Content/Document/BayVGemO). Der Geset­zes­kom­mentar besagt, dass eine Verwal­tungs­ge­mein­schaft “in eigenem Namen grund­sätz­lich alle Ange­le­gen­heiten des über­tra­genen Wirkungs­kreises” und ferner den “Vollzug der von den Mitglieds­ge­meinden im eigenen Wirkungs­kreis gefassten Beschlüsse” wahr­nimmt (Johann Keller 2020, S. 33f.).

    Eine Verwal­tungs­ge­mein­schaft würde also fast die gesamte Gemein­de­ver­wal­tung über­nehmen, der Unter­schied bestünde nur darin, ob sie dies in Abhän­gig­keit oder Unab­hän­gig­keit von der Gemeinde tut.

    Ein Blick auf bestehende Verwal­tungs­ge­mein­schaften zeigt, welch breites Spek­trum an Aufgaben diese wahr­nehmen:

    geisenfeld.de/verwaltungsgemeinschaft
    vg-neumarkt.de/hp491/Dienstleistungen-A‑Z.htm

    Inwie­fern dies ein Modell für Ober- und Unter­schleiß­heim ist, können die kommu­nalen Würden­träger am besten beur­teilen. Dass sie sich hierbei von der Liebe zur größt­mög­li­chen Auto­nomie unserer Ober­schleiß­heimer Heimat leiten lassen, ist gut und recht. Trotzdem sollte es in einer solchen Diskus­sion keine Denk­ver­bote geben.

    Zum Schluss möchte ich Gaby Hohen­berger dafür danken, dass sie mit diesem poli­ti­schen Tabu-Bruch eine Diskus­sion losge­treten hat. Ob diese zu einer Verwal­tungs­ge­mein­schaft Schleiß­heim führen wird, mag bezwei­felt werden. Selbst wenn Ober­schleiß­heim sich dafür ausspre­chen sollte, bliebe frag­lich, ob Unter­schleiß­heim mit uns in ein gemein­sames Boot steigen möchte.

    Und wenn die Debatte auch ’nur’ hilft, die zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim immer wieder zur Schau getra­gene Aver­sion ein biss­chen abzu­bauen, dann ist ja auch schon etwas erreicht worden.

    Mit freund­li­chen Grüßen, bleiben sie gesund
    Dr. Andreas C. Hofmann

    P.S.: Der MVV hatte unser Schloss zwischen­zeit­lich schon an Unter­schleiß­heim vergeben (vgl. eindruecke.achmnt.eu/2020/06/13915/).

    Antworten
  2. Was genau ist eine Verwal­tungs­ge­mein­schaft und welchen Zweck dient sie?

    Aus wiki­pedia:
    “Zu den Aufgaben zählen norma­ler­weise alle Aufgaben des über­tra­genen Wirkungs­kreises (meist Stan­desamt, Melde­wesen, Pass- und Ausweis­be­hörde, Fund­recht, Fische­rei­wesen, Gewer­be­recht und Sozi­al­an­ge­le­gen­heiten) außer dem Erlass von Satzungen und Verord­nungen. Bei den Mitglieds­ge­meinden bleiben die Aufgaben des eigenen Wirkungs­kreises (gemeind­liche Entwick­lungs­pla­nung, Bauleit­pla­nung, gemeind­liche Planungs­ho­heit, Einrich­tungen für Kultur, Jugend und Sport, Feuer­schutz, Tourismus, Haus­halts- und Finanz­wesen und Satzungs­recht), wobei die Verwal­tungs­ge­mein­schaft als Behörde der Mitglieds­ge­meinden agiert und dabei z. B. Geschäfte der laufenden Verwal­tung erle­digt. Die Aufgaben des eigenen Wirkungs­kreises werden von den Gemeinden teil­weise in den Gemein­de­kanz­leien erle­digt.”

    Die Gemeinde Ober­schleiß­heim hat vor allem in den Berei­chen Bauamt und Finanz­wesen Ressour­cen­eng­pässe. Diese Bereiche bleiben aber in der Hoheit der Gemeinde. Eine VG würde uns hier nicht entlasten.

    Es gibt zum Beispiel Zusam­men­schlüsse der beiden Gemeinden im Zweck­ver­band weiter­füh­rende Schulen, der Nord­al­lianz und anderen Berei­chen. Die Gemeinde bündelt bei sinn­vollen Bere­chen bereits die Ressourcen.

    Wenn während einer Sitzung ein Einwurf gemacht wird, über eine Verwal­tungs­ge­mein­schaft nach­zu­denken, sind Antworten aus dem Rat nicht sinn­voll. Davor muss man sich mit der Materie beschäf­tigen und Vor- und Nach­teile erar­beiten. Alles andere wäre nicht ziel­füh­rend, daher kann ich den Kommentar mit eisigem Schweigen nicht nach­voll­ziehen. Nicht umsonst werden Anträge im Vorfeld schrift­lich einge­reicht, damit sich alle Gemein­de­räte und die Verwal­tung mit den Themen ausein­ander setzen können (und natür­lich auch mit allen inter­es­sierten Bürgern im Vorfeld disku­tieren können).

    Viele Grüße

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  3. Liebe Gaby,

    da hast du wohl ins Schwarze getroffen! Wenn die Kraft denn nicht mal mehr zu einer Wieder­rede reicht, lässt das doch so manch inter­es­sante Inter­pre­ta­tion zu.

    Ich danke dir für den Anstoß einer hoffent­lich konstruk­tiven Diskus­sion inner­halb unserer Gemeinde und denke, dass Dein Vorschlag nur der Start­punkt auf dem Weg zu einem Schleiß­heim sein sollte. Denn manchmal sind 1+1 doch mehr als 2.

    Viel Erfolg!
    Peter Kaiser

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  4. Wieso wird diese wich­tige Wort­mel­dung hier nur “Am Rande” behan­delt? Und wieso kommt im Gemein­derat noch nicht mal eine Diskus­sion darüber zustande, sondern “eisiges Schweigen”?

    Das ist eine Anre­gung, die drin­gend geprüft werden sollte. Gerade ange­sichts der schwie­rigen finan­zi­ellen Situa­tion gehört jede Möglich­keit über­dacht, die die Finanzen verbes­sern könnte. Und wenn Know-How gebün­delt werden kann, umso besser.

    Wenn ich mich mal so umhöre bei den Mitbür­gern, stößt das durchaus auf Reso­nanz (das war eine unpro­fes­sio­nelle, kurze, unvoll­stän­dige Umfrage im im Bekann­ten­keis).

    Ich hoffe, dass Frau Hohen­berger und auch andere hier dran bleiben und Gemein­derat und Verwal­tung die Diskus­sion aufnehmen.

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