Leser­mail zum Artikel „Luft­filter wissen­schaft­lich gecheckt“

Liebe Leser*innen,

im aktu­ellen “Spiegel” Nr. 48 (vom 21.11.2020) ist im Artikel “Die Luft ist raus” auf Seite 112 eine Skizze abge­bildet, welche eine “simple” Abluft­an­lage des Physi­kers Frank Helleis (Mainzer MPI für Chemie) zeigt. Sie wurde mit Erfolg “versuchs­weise” in 10 Klas­sen­räumen einer Mainzer Grund­schule, wo Helleis’ Frau Lehrerin ist, montiert. Das ZDF zeigte in einer Sendung (vor 1 — 2 Wochen) diese Abluft­an­lage.

Könnte diese Anlage, zu weit gerin­geren Kosten als die oben genannten “Luft­filter”, “versuchs­weise” nicht in einer der Ober­schleiss­heimer Schulen einge­setzt werden? Eine Über­le­gung wäre es wert. Was denkt man im Rathaus?

Bin gespannt, wer und was darüber zu kommen­tieren vermag.

Bert Wander

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2 Kommentare

  1. Lieber Herr Wander,

    auch ich hatte die Sendung im ZDF gesehen und hatte dann bei unserer Task-Force “Luft­rei­ni­gungs­ge­räte für Klas­sen­zimmer” darauf hinge­wiesen. Diese Vari­ante wurde sofort als “Unfug” abgetan, die angeb­lich gigan­ti­sche Wärme­ver­luste zur Folge habe…

    Herr Frank Helleis, Physiker am Max Planck-Institut in Mainz, hat dieses kosten­güns­tige Expe­ri­ment zusammen mit seiner Frau, die Lehre­rein ist, in deren Klas­sen­zimmer vom Sommer bis zum jetzigen Zeit­punkt durch­ge­testet und augen­schein­lich sehr gute, mess­bare Ergeb­nisse erzielt — so gute, dass es im “Spiegel” steht und das ZDF eine Repor­tage darüber gemacht hat. Der Physiker Frank Helleis ist Grup­pen­lei­tung für Instru­men­ten­ent­wick­lung und Elek­tronik am Max-Planck-Institut in Mainz und entwi­ckelt norma­ler­wiese hoch­kom­plexe Geräte, die unter anderem Aero­sole messen. Er ist also kein Hobby­bastler.

    Ich bin dankbar für alles, was in unserer Gemeinde unter­nommen wird, um die Situa­tion in den Klas­sen­zim­mern und den Grup­pen­räumen der Kitas zu verbes­sern, aber die Förder­gelder für profes­sio­nelle Luft­fil­ter­ge­räte sind bei langem nicht ausrei­chend für die Viel­zahl der Kita­räume und Klas­sen­zimmer.

    Die Art, zu denken, von Frank Helleis ist genau richtig: Wir wissen, dass die Aero­sole, die Menschen in unter­schied­li­chen Mengen abgeben — gege­be­nen­falls auch mit anste­ckenden Viren — als “ideal luft­ge­tragen” gelten, “in der Regel sehr lange in der Raum­luft verweilen und mit der Luft­strö­mung nahezu überall im Raum verteilt werden.” Daher ist es überaus sinn­voll, die Anstren­gungen dorthin zu richten, z. B. in einem Kinder­gar­ten­grup­pen­raum von vorge­schrie­benen 50 qm mit 25 Kindern plus zwei Erwach­senen darin, die dort in die Luft andau­ernd abge­ge­benen Aero­sole (durch Schreien, Niesen Husten, Rennen usw…) post­wen­dend abzu­saugen und nach draußen zu beför­dern.

    Zuge­geben, der Wärme­ver­lust ist ein Kritik­punkt, aber aus meiner tägli­chen Erfah­rung mit Stoß­lüften alle 25 Minuten in so einem hoch­fre­quen­tierten Raum darf ich behaupten, dass wir uns jetzt schon den A…abfrieren…und der Winter kommt erst noch!

    Meine Bitte also: Nicht gleich solche Ideen als Unfug abtun, sondern viel­leicht wirk­lich auspro­bieren. Bei insge­samt 23+ Kita-Grup­pen­räumen am Ort gäbe es genü­gend Versuchs­felder. Wenn die Staats­re­gie­rung über die Sommer­zeit geschlafen hat und sich jetzt erstaunt die Augen reibt, dass die Infek­ti­ons­zahlen nicht nach unten gehen wollen, dann müssen die Menschen eben nach dem Motto “Not macht erfin­de­risch” handeln.

    Ich würde mein Klas­sen­zimmer im Schul­kin­der­gaten sofort als Versuchs­raum zur Verfü­gung stellen.

    Alles ist besser als der jetzige Zustand, denn die Kitas sind ange­halten, Regel­be­trieb zu fahren.

    Ingrid Lind­büchl, Gemein­de­rätin Grüne

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    • Sehr geehrter Herr Wander,

      da ich mich in den letzten Wochen sehr intensiv mit den Möglich­keiten beschäf­tigt habe, möchte ich kurz darstellen, was wir beschlossen haben (Näheres finden Sie im RIS der Gemeinde).

      Mit dem Rahmen­hy­gie­ne­plan vom 13. November wurde nun endlich der opti­male Weg aufge­zeigt: Alle 45 Minuten wird für 5 Minuten gelüftet, dazwi­schen nach Bedarf. Der Bedarf wird anhand von CO2-Messungen fest­ge­stellt. In jedem Klas­sen­zimmer oder Aufent­halts­raum wird daher ein Gerät instal­liert. Die Richt­li­nien des Kultus­mi­nis­te­riums sehen einen Grenz­wert von 1000 ppm vor, der nach Meinung des Umwelt­bun­des­amts völlig ausrei­chend ist, wir gehen auf den verschärften Richt­wert von 800 ppm. Meine Messungen haben bisher gezeigt, dass dafür 2 bis 3 Minuten Stoß­lüften während der Stunde ausrei­chend sind.

      Die von Ihnen zitierte Instal­la­tion kommt meiner Meinung nach für uns nicht in Frage, da die Anfor­de­rungen an die hand­werk­li­chen Fähig­keiten und Geräte doch eher hoch ist und damit die Kosten steigen. Der Auslass durch ein gekipptes Fenster muss z. B. wie alle Verbin­dungen abge­dichtet werden und die Strö­mungs­mengen sollten auch kontrol­liert werden. Zum anderen muss aber auch Frisch­luft zuge­führt werden, diese könnte nach den Vorschlägen des MPI über geöff­nete Fenster im Gang oder ein anderes gekipptes Fenster erfolgen. Ersteres ist schwierig, da die meisten Gänge bei uns keine Fenster haben. Der zweite Punkt ist aber entschei­dend für die weitaus höheren Wärme­ver­luste als bei der Methode Stoß­lüften.

      Davon abge­sehen, wäre das Verfahren (das ich aus chemi­schen Laboren kenne) natür­lich sehr gut geeignet, die Aero­sole auf kurzem Wege abzu­führen, und auch geeignet, wenn mehrere Kinder erkrankt sind und unver­hält­nis­mäßig viele Viren­par­tikel ausstoßen würden. Die Wirk­sam­keit der Lüftung auf 1000 ppm geht nämlich von einem infi­zierten Menschen aus, der nicht hustet oder ständig spricht.

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