Männ­liche Erin­ne­rungs­kultur

Mit der Benen­nung des Vorplatzes am S‑Bahnhof als “Max-Mann­heimer-Platz” am 6. Februar hat Ober­schleiß­heim unter seinen 116 Straßen und Wegen nun 47 nach realen Personen benannt. Davon sind 46 männ­lich — und eine weib­lich.

Einzig die Gertrud-Wein­hold-Straße, die an die Stif­terin der Dauer­aus­stel­lung “Das Kirchen­jahr und seine Feste” im Alten Schloss erin­nert, wurde von den Gemein­de­räten über die Jahr­zehnte als weib­liche Namens­ge­berin ausge­wählt.

Ansonsten ist Ober­schleiß­heims Stra­ßen­netz ausschließ­lich in männ­li­cher Hand. Ob Stra­ßen­namen aus der eigenen Orts­ge­schichte von Hasels­berger über Hofkurat Diehl bis Pfarrer Kranz oder der reichen künst­le­ri­schen Tradi­tion der Gemeinde von Bonsels über Amigoni bis Heinz Katzen­berger: nur Männer.

Bei der Taufe der Wege in der Schloss­an­lage nach Fürsten mit engem Bezug zur Schleiß­heimer Schloss­ge­schichte, bei der Remi­nis­zenz an die flie­ge­ri­sche Tradi­tion von Lili­en­thal über Udet bis Zeppelin: nur Männer.

Spitz­findig ließe sich noch eine zweite Frau anführen: Die St. Marga­re­then-Straße ist immerhin nach einer Heiligen benannt; St. Hubertus-Straße noch dazu­ge­nommen würde das die Rela­tion bei 49 Perso­nen­namen auf 47:2 verän­dern. Stra­ßen­be­nen­nungen nach alten Flur­namen — Marga­re­the­n­anger, Frau­en­feld — sind nicht mitge­zählt.

An der Lebens­si­tua­tion in Ober­schleiß­heim kann das nicht liegen. Der aktu­elle Bevöl­ke­rungs­stand im Rathaus weist 6543 Männer und 6247 Frauen als Einwohner aus, also annä­hernd pari. Und selbst der Gemein­derat ist schon pari­tä­ti­scher aufge­stellt: Hier sitzen (inclu­sive Bürger­meister) 14 Männer und elf Frauen. In Prozenten macht das in der Bevöl­ke­rung 51:49, im Gemein­derat 56:44 — und bei den Stra­ßen­namen 98:2.

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1 Kommentar

  1. Vielen Dank für die detail­lierte Analyse!

    Das Ergebnis ist nur leider keines­wegs erfreu­lich. Im Hinblick auf die Wohn­ge­biete, die entstehen werden, bleibt zu hoffen, dass im Rathaus zahl­reiche Namens­vor­schläge für verdiente Frauen eingehen. Von Wissen­schaft über Politik — es gibt viele Beispiele von enga­gierten und erfolg­rei­chen Frauen, die gewür­digt werden könnten — und sollten.

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