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ORTSGESCHEHEN

Beste Voraussetzungen, ungenügende Umsetzung

Beste Voraussetzungen für einen Weg zur Tourismusgemeinde werden Oberschleißheim von Studenten der Münchner Hochschule für angewandte Wissenschaften in einer Fallstudie für ein Tourismuskonzept erstellt. Unumgängliche Voraussetzung aber sei der Aufbau einer touristischen Infrastruktur mit einem Leitsystem für Besucher als Basis und professioneller Steuerung als Zentralstelle.
Viel positive Resonanz haben die Studenten bei ihrer Befragung von Besuchern Oberschleißheims gehört: Erholung und Entspannung erfahren zu haben, stand ganz oben auf der Skala, einen "schönen Tag" bilanzierten viele. Die Umfrage, nach wissenschaftlichen Standards freilich nicht repräsentativ, ergab, dass die Erwartungen an den Entspannungsfaktor durch den Besuch bei 61 Prozent erfüllt und bei 30 Prozent sogar übertroffen worden sei.
Das kulturelle Interesse wurde bei 75 Prozent der Besucher bedient und bei den restlichen 25 Prozent übertroffen - kein Besucher in der Umfrage kam diesbezüglich also enttäuscht aus Oberschleißheim zurück. "Diese Werte sind großartig", bilanzierte Malte Witt von der Studentengruppe bei der Präsentation der Studie im Gemeinderat, "Oberschleißheim erweckt sehr positive Assoziationen bei seinen Gästen".
Im Grant sind sich Touristen und Einheimische weitgehend einig. Auch Gäste stören am Ort vorrangig die Verkehrsprobleme. Eine bessere S-Bahn-Anbindung von Schlössern und Museen wurden gewünscht, eine Entzerrung des Staus an der Bahnschranke und mehr Parkplätze. 60 Prozent der Befragten waren mit dem Auto nach Oberschleißheim gekommen und "wenn da der erste Eindruck Stau und Autoschlangen sind, ist das nicht opimal", bedauerte Witt.
Das Plus von vielen Attraktionen - Schlösser, Flugwerft, Regattastrecke - auf großzügigem Raum werde in Schleißheim konterkariert durch eine nicht ansatzweise funktionierende Orientierung und Leitung von Besuchern. Die extrem gute Lage in Nähe von Landeshauptstadt und Flughafen sei ins Negative gekehrt durch die Verkehrsprobleme und die fehlende Verkehrslenkung innerorts.
Ein Informations- und Leitsystem inklusive Parkleitsystem für Besucher wurde daher als unumgängliche erste Maßnahme dringend empfohlen. Die Mittenheimer Straße als "Brücke" zwischen Ort einerseits und Schlössern und Flugwerft andererseits müsse auch in diesem Sinne aufgewertet werden, aktuell sei sie "recht unattraktiv", sagte Witt.
Im Bereich von Effnerstraße und Wilhelmhshof könne ergänzend touristische Infrastruktur aufgebaut werden mit einem Café oder auch einem Kinderspielplatz. Angebote für Kinder fehlten bei allen touristischen Anlaufstellen völlig, beklagt die Studie.
Als Vision präsentierten die Studenten dafür einen Abenteuerspielplatz im Schlosspark oder auch ein Familienhotel und Erlebnisgastronomie an der Regattastrecke.
Als Kernstück all dieser Perspektiven müsse die Gemeinde eine hauptamtliche Kraft installieren, ist das Fazit der Studie. Diese Position könne durchaus zeitlich befristet und projektbezogen zum Aufbau der Strukturen angelegt sein, erläuterte Dekan Felix Kolbeck, der die Studie geleitet hatte, das zentrale Anforderungsprofil wäre die Moderation der unterschiedlichen Interessen und auch der unterschiedlichen Akteure.
"Sehr interessante Ansatzpunkte" fand Bürgermeister Christian Kuchlbauer in der Studie. Eventuelle Konsequenzen daraus wurden noch nicht beraten. Gerhart Maier, der Vorsitzende des Tourismusvereins Schleißheim, stellte den klaren Hinweis der Studie heraus, "dass all dies ehrenamtlich nicht machbar ist". Dass der Gemeinderat mit der Studie den Einstieg in ein Tourimuskonzept habe, sei beachtenswert, sagte Maier, "aber sie hat gezeigt: Jetzt müsst Ihr auch was tun".


04.07.2018    |    Ihre Meinung dazu...    |    nach oben    |    zurück

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