Schloss­wirt­schaft verteuert sich um 50 Prozent

14.07.2022 | Schlösser & Museen | 1 Kommentar

Die Schloss­wirt­schaft und damit ihr Bier­garten bleibt auch in diesem Jahr geschlossen. Die seit 2018 laufende Sanie­rung der histo­ri­schen Gast­stätte hat sich neben der Verzö­ge­rung auch weiter verteuert.

Mit einem zweiten Nach­schlag von 2,8 Millionen Euro kostet die Baumaß­nahme nun 15,5 Millionen Euro. Gegen­über der Baufrei­gabe mit geschätzten Kosten von 10,3 Millionen Euro hat sich das Projekt damit um über 50 Prozent verteuert.

Begründet wird der zweite Nach­trag nach 2,4 Millionen Euro 2020 insbe­son­dere mit den Lohn- und Mate­rial-Preis­stei­ge­rungen am Bau. Auf 1,8 Millionen Euro addieren sich nach Angaben des Baye­ri­schen Finanz­mi­nis­te­riums alleine die Preis­stei­ge­rungen bei den bislang verge­benen 98 Prozent der Aufträge.

Eine weitere knappe Million Euro sei notwendig geworden, weil auch seit 2020 nochmal uner­war­teter Arbeits­be­darf in dem Altbau aufge­treten sei. So habe man etwa erst nach Abnahme der Dach­ziegel fest­stellen können, wie mangel­haft die Mauer­schwellen gewesen seien, die Repa­ratur der Trage­kon­struk­tion für das Dach habe ohne Rückbau im Bestand erfolgen müssen, weil histo­ri­sche Decken­be­klei­dungen entdeckt worden seien.

In der Küche seien die Durch­lauf­er­hitzer zunächst zu gering dimen­sio­niert gewesen, für Heiz­körper in mehreren Räumen fand sich kein Platz mehr, so dass Decken­hei­zungen instal­liert werden mussten. Und dann wurden von der Baustelle auch noch die Dach­rinnen gestohlen.

Im Landtag haben die Grünen Stimm­kreis­ab­ge­ord­neten das Vorgehen massiv kriti­siert. „Es sieht so aus, als stol­pere die Bauver­wal­tung von Problem zu Problem“, rügte der Ober­schleiß­heimer Markus Büchler, „den Schaden haben die Steu­er­zahler.“

Trotz vier Jahren Planung­vor­lauf würden „alle Nase lang neue Probleme auf tauchen, die gute Planung im Vorfeld erkannt hätte“, sagte Büchler: “Ein Privat­un­ter­nehmen, das so wirt­schaften würde und keine konkreten Daten nennen kann, wäre längst pleite.“.

„Inzwi­schen kostet die Sanie­rung 50 Prozent mehr als geplant“, monierte die Direkt­ab­ge­ord­nete für München-Nord, Claudia Köhler, „hätte die Staats­re­gie­rung von Anfang an die Maßnahme nicht auf die lange Bank geschoben, hätten wir viel Steu­er­geld gespart.“

Fertig­stel­lung ist nun für November anvi­siert, eröffnet soll 2023 werden. Ein neuer Pacht­ver­trag ist derzeit offenbar noch nicht geschlossen.

Das Finanz­mi­nis­te­rium hat dem Landtag vorge­rechnet, dass die horrende Inves­ti­tion inclu­sive der beiden Nach­träge nicht nur unter Denk­mal­schutz­gründen zwin­gend sei, sondern sich auch betriebs­wirt­schaft­lich amor­ti­siere. Ange­sichts des zu erwar­tenden Pacht­erlöses werde sich der inves­tive Teil ohne Ausgaben für den Substanz­er­halt in etwa 30 Jahren tragen.

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1 Kommentar

  1. Dafür, dass die „poli­ti­sche Kalku­la­tion“ (so hat letz­tens unser Scheuer Andi den ersten Planungs­an­satz poli­tisch gewollter Inves­ti­tionen) um lächer­liche 50 % über­troffen wurde, muss man das Finanz­mi­nis­te­rium fast schon loben.

    Ob die Amor­ti­sa­ti­ons­zeit nicht mehr als 30 Jahre dauern wird — die Kalku­la­tion der Pacht­erlöse wird sicher realis­ti­sche Infla­ti­ons­raten wie derzeit von 7–8 % enthalten; die kleine escape-Klausel „ohne Ausgaben für den Substanz­er­halt“ = Nach­bes­se­rung der in der Sanie­rung abge­lie­ferten Baumängel, wurde ja einge­baut. Und eine Bauzeit­über­schrei­tung beträgt ja nur 1 Jahr, wenn man die Lock­downs abzieht — die Wirt­schaft wär ja sowieso gleich nach geplanter Eröff­nung geschlossen worden und mit Maske in den Bier­garten gehen…

    Und mir ist’s eh Wurscht — wenn die nächste geplante Sanie­rung wirk­lich erst nach der Amor­ti­sa­ti­ons­zeit kommen sollte, erleb ich’s eh nicht mehr und wegen der notwen­digen Pacht­höhe sich das Publikum nur mehr aus den Porsche- und Ferrari-fahrenden Schi­cki­mi­ckis rekru­tiert, geh ich eh nicht mehr hin…

    Obwohl: Wenn unser Büchler Markus als Minis­ter­prä­si­dent uns Ehren­amt­liche mal zu einem „Danke­schön-Essen“ einlädt anläss­lich der Tunnel-Einwei­hung…

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