Wohnen über dem Park­platz

19.12.2019 | Parteien, Kommunalwahl 2020 | 2 Kommentare

Ein Neubau­pro­jekt stoßen die Grünen im Kommu­nal­wahl­kampf an: Unter dem Slogan “Kommt, wir bauen ein Zuhause!” regt ihre Bürger­meis­ter­kan­di­datin Ingrid Lind­büchl an, den Park­platz des Bürger­zen­trums (Bild) mit einem aufge­stän­derten Wohn­ge­bäude zu über­bauen.

Vorbild ist das preis­ge­krönte aufge­stän­derte Wohn­haus am Dantebad in München. Lind­büchl schwebt auf dem Bürger­zen­trums­park­platz “ein zukunfts­ori­en­tiertes und archi­tek­to­nisch reiz­volles Modell­pro­jekt in nach­hal­tiger Holz­stän­der­bau­weise mit viel Grün auf dem Dach” vor.

Zur Reali­sie­rung solle sich nach den Vorstel­lungen der Grünen eine  Wohn­ge­nos­sen­schaft bilden, um mit Eigen­ka­pital gemeinsam dieses Zukunfts­pro­jekt zu verwirk­li­chen.

Der Park­platz zwischen Theodor-Heuss- und Feier­abend­straße wäre laut Lind­büchl “bestens geeignet” für das Projekt, da der Grund der Gemeinde gehöre und für das genos­sen­schaft­liche Bauen im Erbbau­recht vergeben werden könne. Dazu sei die Lage zentral “und es müssen keine wert­vollen Natur­flä­chen neu versie­gelt werden”.

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2 Kommentare

  1. Genos­sen­schaft­li­ches Wohnen in der Abgas­wolke?
    Wider­sprüche in den Vorschlägen zur Orts­ent­wick­lung der Grünen
    Nach neuesten Zahlen des Verkehrs­ent­wick­lungs­plans 2020 für Ober­schleiß­heim haben im Jahr 2019 pro Tag 14.900 Verkehrs­be­we­gungen auf der Feier­abend­straße (St2342) in Höhe des Bürger­haus­park­platzes statt­ge­funden. Der Plan geht von einer weiteren Zunahme des Verkehrs aus. Dies ist auch gut nach­voll­ziehbar, wenn man sich vorstellt, dass beim neuen Gewer­be­kom­plex „Kory­pheum“ mit mehreren Tausend Arbeits­plätzen an der Orts­grenze zwischen Ober- und Unter­schleiß­heim und zugleich am schnell wach­senden Campus der Tier­ärzt­li­chen Fakultät in Ober­schleiß­heim eine riesige Anzahl von Stell­plätzen für Kraft­fahr­zeuge entsteht.
    Die Grünen schlagen in ihrem Wahl­pro­gramm vor, „Genos­sen­schafts­woh­nungen“ auf dem Bürger­haus­park­platz zu bauen. Nach der von ihnen veröf­fent­lichten Skizze soll die bis zu vier­stö­ckige Wohn­be­bauung auf dem schmalen Grund­stück nur wenige Meter von der Feier­abend­straße entfernt errichtet werden. Es ist weder ein Lärm­schutz­wall noch eine Lärm­schutz­wand vorge­sehen, gegen die immense Stickoxyd‑, Fein­staub- und CO2-Belas­tung kann der Bau ohnehin nicht voll­ständig abge­schirmt werden.
    Nun ließen sich die Belas­tungen des Stra­ßen­ver­kehrs ganz erheb­lich durch den Bau der West­um­fah­rung, also die Verle­gung der Staats­straße 2342 an die Auto­bahn, redu­zieren. Das lehnen die Grünen aber ab. Die Verkehrs­planer haben in ihrer Prognose für 2035 errechnet, dass die Belas­tung auf Höhe des Bürger­haus­park­platzes von 15.700 auf 9.000 Verkehrs­be­we­gungen pro Tag zurück­gehen würde. Bereits heute wohnen in den Geschoss­flä­chen­bauten, den Ein- und Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern entlang der Feier­abend­straße sehr viele Menschen. Diese können nicht verstehen, dass überall in Deutsch­land über die Redu­zie­rung von Lärm, Stick­oxyd, Fein­staub und CO2 disku­tiert wird, ihnen aber eine Entlas­tung vorent­halten werden soll.
    In Ober­schleiß­heim werden in den nächsten Jahren Wohnungen für etwa 2000 Menschen am Schä­fer­anger, Kreuza­cker und in Mitten­heim neu entstehen. Diese Flächen liegen alle­samt deut­lich abge­setzt von den großen Verkehrs­achsen unserer Gemeinde. Neue Wohn­bau­ge­biete, in denen die Bewoh­ne­rinnen und Bewohner einer exor­bi­tanten Verkehrs­be­las­tung ausge­setzt sind und perma­nent in einer Abgas­wolke leben, sind sicher nicht sinn­voll. Hier passen die Vorstel­lungen der Grünen, auf der einen Seite aus ideo­lo­gi­schen Gründen den Bau der West­um­fah­rung abzu­lehnen und gleich­zeitig eine Verdich­tung der Wohn­be­bauung entlang der Feier­abend­straße zu forcieren, nicht zusammen.
    Die SPD ist wie die Grünen über­zeugt davon, dass Wohn­bau­ge­nos­sen­schaften in der Zukunft wieder einen weit größeren Stel­len­wert haben müssen. Für das Neubau­ge­biet Mitten­heim-West bieten sich derar­tige Projekte an.

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  2. Liebe Ingrid,
    das ist ein sehr inter­es­santer Vorschlag. Willst du hier andeuten, dass nun auch die Grünen für eine West­um­ge­hung des Orts stimmen? Oder willst du Wohn­be­bauung an der aktuell wohl lautesten und mit Abgasen am meisten belas­teten Stelle im Ort ausweisen? Das Grün auf dem Dach hilft da auch nicht viel. Außerdem heißt „Viel Grün auf dem Dach“ auch „wenig Solar­zellen auf dem Dach“. Der Strom kommt also weiter aus der Steck­dose.

    Wenn man sich die Fläche genauer ansieht, fallen zwei Dinge auf:
    1. sie ist momentan bei weitem nicht voll­ständig versie­gelt. Sowohl die bepflanzten Bereiche mit vielen mittel­großen, gesunden Bäumen als auch die Pflas­ter­be­läge sorgen durchaus für einen hohen Anteil an natür­li­cher Versi­cke­rung des Regen­was­sers
    2. das Grund­stück ist sehr groß und mit ca. 30 m recht breit. Wenn man es komplett über­baut, gibt das auf jeden Fall „Tief­ga­ragen-Feeling“, wenn auch mit offenen Seiten­wänden. Außerdem sind 30 m für einen Baukörper ohne Innen­höfe sehr viel.

    Das Grund­stück am Dantebad ist sehr schmal. Wohnen über Park­plätzen wird gene­rell als unat­traktiv wahr­ge­nommen. Am Dantebad wurden (wohl deswegen) ausschließ­lich Sozi­al­woh­nungen gebaut. Zusammen mit diversen Fotos nach­zu­lesen z.B. hier: https://www.dbz.de/artikel/dbz_Wohnen_am_Dantebad_Muenchen_3143677.html

    Ich finde diesen Vorschlag sehr unaus­ge­goren. Der Gesamt­si­tua­tion wäre mehr geholfen, wenn in Schleiß­heim in Bahn­hofs­nähe nicht andau­ernd Einfa­mi­li­en­häuser geneh­migt würden und sämt­li­ches Baurecht in der Bauhöhe auf drei oder maximal vier Geschosse einge­dampft würde. Flach bauen heißt immer auch: viel Flächen­ver­brauch.
    Die ange­spro­chene Park­platz­fläche sollte sich die Gemeinde nach meiner Meinung offen halten. Wenn sich das Zentrum um den Bürger­platz weiter verdichtet, werden wir bestimmt froh sein, diesen Joker noch in der Hand zu haben, um zum Beispiel den auto­freien Kern­be­reich hierhin auszu­dehnen.
    Viele Grüße und meine Besten Wünsche fürs neue Jahr,
    Johannes Kreutz

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